Herr Danielsmeyer, wie haben Sie den Tag in Sinsheim erlebt?
Der Polizeieinsatzleiter vor Ort bat darum, dass jemand von uns sich vor den Gästeblock stellt. Sie hatten wohl Angst vor Transparenten gegen Dietmar Hopp. Eine Aktion in diese Richtung war von den Fans allerdings nicht geplant.
Sie waren einer der ersten Außenstehenden, der die Soundanlage zu Gesicht bekam und haben sie sich sogar erklären lassen. Können Sie uns ihre Eindrücke schildern?
Nachdem das erste Tor gefallen war, hörte man die ersten Schmähgesänge der Dortmund-Fans. Daraufhin wurde von der besagten Anlage, welches gut zehn Meter von mir entfernt platziert war, zum ersten Mal Gebrauch gemacht. Ich habe umgehend einen benachbarten Offiziellen angesprochen. Er erklärte mir, dass hinter dem Tor jemand säße und den Gästeblock per Knopfdruck beschallen würde, sobald Schmähgesänge zu hören seien.
War es Ihnen möglich, direkt vor Ort einzugreifen?
Auch uns Fanvertretern sind in fremden Stadien Grenzen gesetzt. Ich habe dann nachgefragt, ob die Leute dort wüssten, was sie gerade tun. Denn dieser Ton war auch für mich, der einige Meter entfernt stand, sehr laut und schrill. Ich kann mir gut vorstellen, dass das für die Fans, die an den Außenkanten des Gästeblocks und in unmittelbarer Nähe der Soundanlage standen, gesundheitsgefährdend war. So etwas geht natürlich gar nicht, auch wenn wir die Schmähgesänge nicht gut finden und sie keinesfalls rechtfertigen wollen.
Wie haben die BVB-Fans im Stadion darauf reagiert?
In diesem Jahr waren von den Anhängern deutlich weniger Anfeindungen zu hören und es gab auch keine Anti-Hopp-Transparente. Doch als die Fans realisierten, mit welchen Mitteln man gegen sie vorgeht, wurden die Gesänge natürlich immer lauter. Diese Art der Zensur war sehr kontraproduktiv, denn nun hat die TSG sich erneut zum Feindbild aller Fanszenen gemacht. Letztere fühlen sich in ihrem Grundrecht der freien Meinungsäußerung beschränkt und werden diesen Fall für erneute Proteste aufgreifen. Und das in einer Phase, wo viele den Dialog gesucht haben. Da ist die Arbeit der letzten zwei, drei Jahre dahin.
Seit dem Spiel am Samstag ist viel passiert. Wie bewerten Sie die Reaktion der TSG Hoffenheim?
Die Antwort der TSG wundert mich. Es ist undenkbar, dass dort nur ein Einzeltäter am Werk war. Denn weder Sicherheitsdienst noch Polizei waren von der Anwesenheit des Beschallungskörpers überrascht. Sie müssen also davon gewusst haben. Außerdem ist der Gästeblock überall der sensibelste Bereich rund ums Spielfeld. Normalerweise bleibt dort kein einziger geworfener Becher unentdeckt.