CL

Schalkes Stürmer-Bilanz ist verheerend

Breel Embolo hatte nichts mehr zu sagen. Als der Schalker Stürmer nach dem 0:0 in der Champions League bei Galatasaray Istanbul aus der Kabine kam und zum Mannschaftsbus lief, hatte er die Kapuze tief in sein Gesicht gezogen. In seiner rechten Hand hielt er neben seiner Kulturtasche ein Trikot von Galatasaray. Mit der linken Hand winkte er ab. Er presste die Lippen zusammen und schüttelte kurz den Kopf. Der 21-Jährige hätte Schalke im Türk-Telekom-Stadion alleine zum Sieg schießen können, vergab aber sämtliche Chancen.

Vor allem die Szene kurz nach der Halbzeitpause, als Mark Uth die Istanbuler Abwehrkette mit einem tollen Pass auf Breel Embolo aushebelte und der Schweizer erst freistehend an Torwart Fernando Muslera scheiterte und beim Nachschuss Verteidiger Ozan Kabak anschoss, ließ die rund 1600 Schalker Fans in Istanbul verzweifeln. Mark Uth merkte nach dem Spiel an: „Breel weiß selbst, dass er den ersten Ball in die Ecke schieben und nicht auf den Torwart schießen muss.“ Sein Rat an den Kollegen: „Er muss weiter arbeiten, ein bisschen was vor der Kiste machen und dann kommt der Rest von alleine.“

Das große Schalke-Manko in dieser Saison

Dieses Spiel hatte an Embolo genagt, das war spürbar. In der Nacht meldete sich der Schweizer dann doch noch zu Wort - zumindest über Instagram und Twitter. „Sorry Jungs. Heute hätte einer reingehen müssen. Trotzdem stolz auf die Leistung unserer Mannschaft.“

In Istanbul hatte Schalke einmal mehr offenbart: Die Chancenverwertung ist verheerend, sie ist weiterhin das große Manko in dieser Saison. In der Offensive hakt es im ersten Saisonviertel gewaltig. In acht Bundesliga-Spielen haben die Königsblauen gerade mal fünf Tore geschossen. Mit nur zwei Siegen steht der Vizemeister aktuell auf dem Relegationsplatz. In der Champions League hat das Team in drei Spielen Tore erzielt. Allein in Istanbul schossen Schalker Spieler 17 Mal aufs Tor - ohne Ertrag.

Embolo ist mit zwei Saisontoren neben Weston McKennie sogar noch Schalkes erfolgreichster Torschütze und wahrlich nicht der einzige Schalker, der aktuell Ladehemmungen hat. Guido Burgstaller und Mark Uth, in der vergangenen Saison so noch zuverlässig im Toreschießen, treffen ebenfalls nicht mehr. Burgstaller hat erst ein Saisontor, Uth wartet noch auf seinen ersten Treffer. Die Bilanz der weiteren drei Stürmer Franco Di Santo, Cedric Teuchert und Steven Skrzybski: null Tore.

Tedesco zweifelt nicht an seinen Stürmern

Schalkes Trainer Domenico Tedesco findet keine Erklärung, warum sein Sturm derart harmlos ist. „Das Spiel in Istanbul hat phasenweise die Saison widergespiegelt. Wir betreiben viel Aufwand, arbeiten wie die Tiere“, sagt er. Tedesco weiß aber auch: „Wir müssen endlich anfangen, die Tore zu schießen. Ohne Tore gibt‘s leider maximal einen Punkt.“ An der Qualität seiner Stürmer zweifelt Tedesco nicht. Im Gegenteil. „Wir haben super Stürmer, die schon mehrfach gezeigt haben, dass sie die Tore machen.“

Schalkes Manager Christian Heidel will öffentlich ebenfalls noch keine Kritik äußern. Schon gar nicht nach dem Spiel gegen Galatasaray, mit dem er sehr zufrieden war. „Erstmal sehe ich aber das Positive. So viele Chancen, wie wir sie uns herausgespielt haben, sieht man selten“, sagt er. Die Heimreise am Donnerstag trat er deshalb mit „einem guten Gefühl“ an. Heidel erklärt: „Sorgen mache ich mir erst, wenn es so weitergeht.“

Es gebe eben Phasen, in denen nichts funktionieren will. „Das Problem ist nur, dass diese Phase bei uns jetzt gerade zwei oder drei Spieler haben“, sagt Heidel. „Ich glaube aber nicht, dass es für einen Fußballer auf Dauer ein Problem ist, einen Ball da vorne reinzumachen.“ Die nächste Chance bietet sich Schalke am Sonntag bei RB Leipzig.

Autor: Christoph Winkel