Noch zwei Spieltage, dann ist die Essener Leidenssaison vorbei. Besonders nach dem starken Saisonstart ist der derzeitige siebte Platz zu wenig für die Essener Ansprüche. Aber nach den Nachrichten der letzten Woche formulieren die Essener ambitionierte Ziele: RWE will angreifen.
Finanziell sind die Verantwortlichen um den Vorsitzenden Marcus Uhlig bekanntermaßen in Vorleistung gegangen und haben eine signifikante Etat-Erhöhung erreicht. Möglich machten dies der neue Hauptsponsor Harfid, die Verlängerungen einzelner Sponsorenverträge zu Hoch-3-Konditionen - teilweise gar höher -, oder eben auch der Einstieg von Naketano-Gründer Sascha Peljhan.
Bei einem Blick auf den Essener Kader beim 1:1-Unentschieden im Derby gegen Rot-Weiß Oberhausen fällt vor allem eins ins Auge: Mit Kevin Grund, Enzo Wirtz, Daniel Heber, Benjamin Baier und Marcel Platzek standen im gesamten Aufgebot nur fünf Spieler, die auch in der kommenden Saison bei den Essenern unter Vertrag stehen. Vorausgesetzt natürlich, dass der neue RWE-Sportdirektor Jörn Nowak keinen aus diesem Quintett gar noch aussortiert. Chancen auf einen Verbleib werden ansonsten nur noch Noah Korczowski und Robin Heller eingeräumt. Das zeigt, unabhängig von der Ausfallmisere, wie groß der Umbruch an der Hafenstraße im Endeffekt ausfallen wird.
Mit dem Chemnitzer Aufstiegskapitän Dennis Grote und Marco Kehl-Gomez, an dem auch der 1. FC Kaiserslautern interessiert war, hat RWE bereits zwei vermeintliche Kracher als Neuzugänge präsentieren können. Und es werden nicht die letzten sein. Denn die sarkastische Aussage von Trainer Karsten Neitzel („Ich wusste gar nicht, dass ein charakterloser Haufen so Fußballspielen kann. Drei Spieltage vor Schluss, wo es um nichts mehr geht.“) nach dem Spiel ist nicht nur eine Kritik an dem in Teilen destruktiven Umfeld, sondern auch ein verstecktes Zugeständnis, dass mit dem derzeitigen Spielermaterial nicht mehr als ein vorderer Mittelfeldplatz drin ist.
Autor: Stefan Loyda