ASC-Kapitän

Oberliga-Topspieler: Darum wechselte ich nicht höherklassig

Früher spielte Kevin Brümmer für die Reserve des VfL Bochum und die SG Wattenscheid in der Regionalliga. 2015 wechselte der Mittelfeldspieler zum ASC Dortmund. Mittlerweile führt er den Oberligisten als Kapitän aufs Feld. Ende 2019 verlängerte Brümmer seinen Vertrag bei den Aplerbeckern - obwohl er auch andere Möglichkeiten hatte. RS hat mit dem 27-Jährigen über diese Entscheidung und die Auswirkungen der Corona-Krise gesprochen.

Kevin Brümmer, das Wichtigste zuerst: Geht es Ihnen und Ihrem Umfeld gut? Bisher sind meine Familie und ich zum Glück kerngesund. Auch beim ASC gab es noch keinen Vorfall. Toi toi toi, dass es so bleibt.

Wie vertreiben Sie sich derzeit die Zeit? In der Freizeit kann man momentan ja nicht viel machen. Ich bin aber täglich bis 17 Uhr in meinem Beruf als Kaufmann im Groß- und Außenhandel tätig. Von daher ist der Tagesablauf größtenteils geregelt.

Wie halten Sie sich ohne Mannschaftstraining fit? Wir haben einen Trainingsplan vom Verein bekommen, um unsere Fitness zu halten und für den Fall, dass es weitergeht, gewappnet zu sein. Wir absolvieren Läufe und schicken unserem Trainer davon Screenshots. Mit dem Ball oder taktisch können wir derzeit natürlich nicht arbeiten. Aber wenn man jahrelang Fußball spielt, sollte das trotz der Pause noch drin sein.

Sie haben Ihren Vertrag Ende des vergangenen Jahres vorzeitig verlängert. Warum? In meiner Zeit beim ASC habe ich schnell gemerkt, dass hier tolle Arbeit geleistet wird. Ich habe viele nette Menschen kennengelernt, es gibt ein ruhiges Umfeld, in dem wir in Ruhe arbeiten können - selbst wenn es, wie in dieser Saison, nicht besonders gut läuft. Es macht großen Spaß mit der Truppe. Wir verdienen für Oberliga-Verhältnisse nicht besonders viel Geld, aber wir spielen hier, weil wir Bock drauf haben, gemeinsam etwas zu erreichen und uns super verstehen, auch außerhalb des Platzes - ob Teamkollege, Kassierer, Vereinswirt oder Platzwart. Daher gab es für mich überhaupt keinen Grund zu zögern.

Sie hätten doch sicherlich die Perspektive gehabt, höherklassig zu spielen. Natürlich gab es die Möglichkeit, aber für mich stand der Spaß am Fußball im Vordergrund. Die hier entstandenen Freundschaften sind mir wichtiger als zum Beispiel eine Torjägerkanone. Daher stelle ich meine persönlichen Ambitionen gerne hinten an.

Zum Aufstieg mit dem ASC würden Sie aber nicht „Nein“ sagen oder? Ganz im Gegenteil. Das ist ein Traum von mir: Mit dem ASC als erster Dortmunder Verein in der neuzeitlichen Regionalliga zu spielen. Das wäre ein großes Stück.

Warum läuft es in dieser Saison nicht rund ([url=/fussball/oberligawestfalen-1920-spieltag.html]die Tabelle der Oberliga Westfalen[/url])? Da kommen meiner Meinung nach mehrere Faktoren zusammen. Wir hatten zum Saisonstart große Verletzungsprobleme, vor allem in der Defensive. So konnten wir uns kaum einspielen. Wir haben nicht immer das auf den Platz gebracht, was wir uns vorgenommen haben. Dazu kamen die Trainerwechsel, wir mussten uns immer wieder an eine neue Philosophie anpassen. Außerdem haben sich die Gegner immer besser auf uns eingestellt, dafür haben uns in den ersten Monaten die Lösungen gefehlt. Wenn die Punkte dann ausbleiben, setzt man sich selbst automatisch unter Druck. Dann wird es immer schwieriger, befreit aufzuspielen und seine Leistung abzurufen.

Wie ist es um den Verein in der Corona-Krise bestellt? Hat die Spielunterbrechung Auswirkungen auf euch Spieler, zum Beispiel in Form eines Gehaltsverzichtes? Bezüglich des Gehalts sind wir in Gesprächen mit dem Mannschaftsrat und den Verantwortlichen. Viele unserer Sponsoren sind von der derzeitigen Situation finanziell betroffen, außerdem fehlt es dem Verein an Zuschauer- und Catering-Einnahmen. Da bleibt sicherlich Geld liegen. Ich kann nur für mich sprechen: Ein Gehaltsverzicht wäre nicht so schlimm, denn die Existenz des Vereins steht an erster Stelle. Es gibt auch Spieler, die auf das Geld angewiesen sind. Da wird sich eine Lösung finden. Ob der Verein um seine Existenz bangen muss, dafür fehlt mir als Spieler der Einblick.

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