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Zeugnis für die Revierklubs
Neururer rechnet mit Schalke und RWE ab

Foto: Dietmar Wäsche
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Keine Note 1 für den BVB, keine Note 6 für Schalke - und doch beurteilt Peter Neururer in seinem exklusiven Rückblick die Ruhrgebiets-Klubs hart.

Die Hinrunde im Profifußball ist beendet. Wir haben Trainer-Legende Peter Neururer gebeten, die Leistungen der Ruhrgebiets-Vereine zu bewerten - inklusive Note.

Borussia Dortmund Mit meinem blau-weißen Herzen fällt es mir natürlich schwer, etwas Positives über Borussia Dortmund zu sagen. Aber ich freue mich, dass sie die Phalanx durchbrochen haben und zur Abwechslung mal jemand anders oben steht als Bayern München. Wenn die Schale wieder im Pott steht, ist das gut – auch wenn es mir lieber wäre, wenn sie woanders im Revier stehen würde. Was Dortmund macht, ist generell gut: Endlich ist Marco Reus gesund, außerdem ist die Mischung beim BVB super. Es bleibt aber die Frage, wie lange sie die ganzen guten Jungs halten können. Denn die Bundesliga – und da nehme ich nur die Bayern raus – ist heruntergekommen zu einer Ausbildungsliga für die Klubs, die das große Geld haben.

Note: Ich kann dem BVB keine 1 geben, auch wenn sie verdient wäre. Aber so gibt es eine 2+

Schalke 04 Ich bin froh, dass ich Germanistik, Geschichte und Jura auf höchstem Niveau zu Ende studiert habe – sonst könnte ich Domenico Tedesco wohl nicht verstehen. Man kann nur hoffen, dass er mit seiner Mannschaft nicht so spricht. Das bedeutet übrigens nicht, dass ich ihn nicht schätze. Aber Schalke gibt derzeit ein Bild nach außen ab, das vermuten lässt, dass die Spieler nicht wissen, was sie tun. Dass sie kämpfen, kann man ihnen nicht absprechen. Eine Entwicklung findet auch statt, aber sie führt zu Grundlagen im Fußball, die wir vor 50 Jahren schon abgelegt haben. So sieht es von außen aus, ich rede nur über das, was ich jeden Samstag sehe – und das tut mir weh. Aber man bleibt als Trainer ja ein Leben lang Pädagoge, und daher hoffe ich nur, dass die Spieler aus den vielen Fehlern, die sie auf Schalke in dieser Saison machen, lernen.

Note: Im Verhältnis zu dem, was ich erwartet habe, müsste ich bei dem Gesehenen mit einer 5- anfangen. Bei Schalke verhält es sich aber wie mit dem BVB: Ich kann keine 6 geben. 5-

VfL Bochum Endlich sind sie wieder so weit, dass sie eine Führung haben. Das Dummgeschwätz eines Christian Hochstätter hört man zum Glück nicht mehr, unter Ilja Kaenzig ist die Mannschaft wieder in der Lage, das zu spielen, was sie kann. Die neuen Spieler passen, und auch Simon Zoller wird eine Verstärkung sein. Trotzdem bringen sie sich immer wieder in Aufstiegsgefahr. Ja: Gefahr. Denn so toll sie in diesem Jahr auch gespielt haben – immer wieder war die Angst da und dann gab es einen Rückschlag.

Note: Fußballerisch hat der VfL ein gutes Jahr hinter sich, ergebnistechnisch hat sich das nicht immer so ausgedrückt. Daher gibt es eine 2-

MSV Duisburg Momentan stockt das, was nach dem Trainerwechsel angefangen hat. Natürlich hat der erst einen Schub gegeben, aber das ist normal. Das bedeutet jedoch nicht, dass Ilia Gruev keine gute Arbeit geleistet hat. Leider ist es so, dass alle davon ausgehen. Das ist aber falsch. Und auch Torsten Lieberknecht arbeitet von außen betrachtet gut. Daher glaube ich auch nicht, dass die Mannschaft absteigt. Denn Ivo Grlic hat das wirklich gut hinbekommen. Außerdem gefällt es mir, wie der Verein in der Öffentlichkeit auftritt. Ich bezeichne mich selbst als Insider. Aber wenn man mich fragen würde, wie der Präsident vom MSV heißt, wüsste ich darauf keine Antwort. Das spricht für die Arbeit die er (Ingo Wald, Anm. d. Red.) macht. Er arbeitet im Hintergrund für den Verein. Die Mannschaft und der Trainer stehen im Vordergrund. Und was überragend ist: Die Unterstützung durch die Fans.

Note: Bisher reicht es aus. Noch. 4-

Rot-Weiss Essen Endlich kann man mal durchatmen, weil der Schwachsinn Relegation beseitigt ist. Dann startet Rot-Weiss grandios – doch das Aufatmen kam trotzdem wieder zu früh. Dabei hätte Trainer Karsten Neitzel die Fähigkeiten, einen Erstligisten zu trainieren. Aber was nützt mir der beste Trainer, wenn alles andere amateurhaft ist? Man braucht mindestens zweitligareifes, also professionelles Personal im Verein – auf sämtlichen Ebenen. Man braucht Marktkenntnisse, muss Verbindungen haben – da ist so viel Potential und es liegt trotzdem so viel brach. Mein Sohn zum Beispiel kennt RWE und die Hafenstraße nur vom Hörensagen, obwohl der Verein eine der größten Marken im Revier-Fußball sein müsste.

Note: Befriedigend wäre es, wenn sie aufsteigen; gut wäre es, wenn sie selbstverständlich aufsteigen. Was sehr gut wäre, lasse ich jetzt mal außen vor. So ist es eine 5.

SG Wattenscheid 09 Man assoziiert den Verein mit der Bundesliga-Zeit unter Klaus Steilmann und den Namen Samy Sané und Uwe Neuhaus. Und was ist davon noch übrig geblieben? Das Stadion und das Trainingsgelände sind noch da. Und der Verein war ja nicht nur für die beste Currywurst der Bundesliga bekannt, sondern weil alles andere auch sensationell war. Jetzt kämpft der Verein ums Überleben, weil sich ständig jemand mit seiner Hilfe profilieren will. Bei der Bewertung muss ich dennoch differenzieren: Farat Toku ist ein Trainer mit sensationellen sozialen und fachlichen Kompetenzen. Er hat bei mir ein Praktikum gemacht und es freiwillig verlängert. Was der Kader hergibt, ist überragend.

Note: Sportlich ist das, was Farat und die Mannschaft machen, eine 1. Alles andere eine glatte 6.

Autor: Dominik Hamers

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