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2. Liga
Marcel Maltritz: VfL Bochum steigt auf, HSV ist wie Schalke 04

Marcel Maltritz absolvierte 328 Spiele für den VfL Bochum.
Marcel Maltritz absolvierte 328 Spiele für den VfL Bochum. Foto: firo
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Am Freitagabend kommt es zum Spitzenspiel der 2. Fußball-Bundesliga zwischen dem VfL Bochum und Hamburger SV. Marcel Maltritz hat für beide Klubs gespielt. RevierSport hat sich mit dem ehemaligen VfL-Kapitän vor diesem Duell unterhalten.

Marcel Maltritz sehnt sich aktuell wie so viele Amateurfußballer nach dem runden Leder. Er vermisst das Training, die Spiele, die sozialen Kontakte beim Bochumer A-Ligisten DJK Teutonia Ehrenfeld.

Im vergangen Sommer beschloss der 42-jährige gebürtige Magdeburger nämlich noch ein wenig in der Kreisliga für Ehrenfeld zu kicken. Doch die Corona-Pandemie macht ihm einen Strich durch die Rechnung. Die Lockdowns verhinderten einen geregelten Spielbetrieb im Amateurfußball.

Umso intensiver verfolgt "Magic Maltritz", wie er einst von den VfL-Fans gerufen wurde, die Begegnungen im Profifußball und besonders in der 2. Bundesliga. Der VfL Bochum grüßt die Konkurrenz nach 24 Spieltagen von ganz oben und ist auf dem besten Weg, in die Bundesliga aufzusteigen. Vor elf Jahren war das dem VfL zuletzt gelungen - mit Maltritz in der Mannschaft.

Zwischen 2004 und 2014 absolvierte Maltritz 328 Pflichtspiele (20 Tore) für den VfL Bochum. Er war aber auch zwischen 2001 und 2005 für den Hamburger SV (74 Partien, fünf Treffer) aktiv. Am Freitag kommt der HSV an die Castroper Straße.

RevierSport hat mit Marcel Maltritz vor dem Duell seiner beiden Ex-Klubs gesprochen.

Marcel Maltritz über...

die Saison des VfL Bochum: "Ich glaube, dass alle irgendwie überrascht sind, wie stabil die Mannschaft auftritt. Der VfL macht einfach große Freude. Das Team kommt sehr gut mit Rückschlägen, mit Rückständen klar. Die Jungs scheinen immer eine Antwort zu haben. Es macht Spaß ihnen zuzusehen, spielerisch ist das schon etwas fürs Auge. Der Tabellenplatz natürlich auch (lacht)."

die Rolle von Trainer Thomas Reis: "Thomas hat es sehr gut hinbekommen, eine echte Mannschaft zu formen. Die Neuverpflichtungen waren klug getätigt und haben schnell funktioniert. Die Defensivarbeit ist allen voran das Prunkstück. Es ist nicht einfach, Tore gegen den VfL zu schießen."

die Aufstiegschancen und den letzten Bundesliga-Aufstieg des VfL: "Ich lege mich da fest: der VfL Bochum wird es schaffen und aufsteigen. Die Mannschaft ist zehn Spieltage vor Ende der Saison einfach sehr gut drauf und unheimlich stabil in ihren Leistungen. Ich bin davon überzeugt, dass sie es schafft. Die ganze Stadt Bochum, und nicht nur die VfL-Fans, sehnen sich nach der Bundesliga, nach Erstliga-Fußball. Das wäre schon toll. Ich kann mich noch ganz genau an den letzten Aufstieg vor elf Jahren erinnern. Wir haben einige Spieltage vor Schluss das Ding in Aachen klar gemacht. Das war sehr früh, aber auch sehr verdient. Leider sind wir auch schnell wieder abgestiegen."

die Chancen sich in der Bundesliga zu etablieren: "Wenn der VfL aufsteigt, ist der erste Schritt gemacht. Sich aber auf Dauer, auf Jahre in der Bundesliga zu etablieren, ist noch einmal eine ganz andere Geschichte. Die Abstände zwischen 1. und 2. Bundesliga werden immer größer. Da haben Vereine wie Mainz oder Augsburg einige Jahre Vorsprung, weil sie sich seit Jahren in der Bundesliga halten. Aber Union Berlin ist das beste Beispiel dafür, dass es auch mit weniger Kohle geht. Die Ruhe im Verein ist die Grundvoraussetzung, um Erfolg zu haben - das ist ligenunabhängig. Klar ist, dass es für den VfL nur um den Klassenerhalt gehen würde. Aktuell bin ich aber guter Dinge, dass man das auch schaffen könnte, wenn alles im Umfeld, in den Gremien so besonnen und ruhig bleibt wie jetzt."

die Frage nach der Nummer drei im Ruhrgebiet: "Auch wenn Schalke absteigen sollte, werden sie noch lange die Nummer zwei hinter Dortmund bleiben. Sie haben über 100.000 Mitglieder und sind in der Fußball-Welt eine Marke. An Dortmund und Schalke kann der VfL nicht ran- bzw. vorbeikommen. Dahinter sehe ich aber den VfL schon. Klar, mit dem MSV Duisburg und Rot-Weiss Essen sind auch zwei Vereine in der Verlosung, die das Zeug zur Nummer drei im Pott haben. Vor allem Essen hat Möglichkeiten. Aber sie sind jetzt auch seit elf Jahren in der Regionalliga und schaffen es nicht rauszukommen. Jetzt sieht es gut aus. Es würde mich freuen, wenn RWE den Sprung in den Profifußball gelänge. Ich mag solche Vereine mit Strahlkraft, mit vielen Fans. Ich bin auch gespannt, was auf Schalke passiert. Die 2. Bundesliga würde im Abstiegsfall nicht leicht werden. Da kommen von unten wahrscheinlich Klubs wie Rostock und Dresden hoch. Aus der Bundesliga vielleicht Mainz oder Köln. Ich vergleiche die Situation auf Schalke, mit der des Hamburger SV vor drei Jahren."

die Lage beim HSV: "Ich habe Schalke mit Hamburg verglichen, weil dort auch in den letzten Jahren viele Manager, viele Trainer in einer großen, ständigen Unruhe gearbeitet haben. Es sind zwei Vereine, die in die Bundesliga gehören. Aber dafür muss man auch gute Arbeit leisten. Hamburg scheint zwar einen Top-Kader zu besitzen, aber irgendwie sehe ich das nicht auf dem Platz. Simon Terodde macht wieder seine 20 Tore, aber dahinter: da passiert nicht viel. Ich frage mich eigentlich schon seit längerer Zeit: Für was steht der HSV eigentlich? Klar, sie wollen zurück in die Bundesliga. Aber dann hört es auch schon auf. Da sind so viele Machtkämpfe hinter den Kulissen, dann ist da auch ständig das Thema der Abhängigkeit von einem Sponsor. Diese ständige Unruhe macht vieles kaputt. Es sieht aktuell so aus, dass sie es wieder nicht schaffen werden. Wenn der HSV am Freitag in Bochum nicht gewinnt, dann werden sie es auch nicht mehr schaffen. Das ist für den HSV schon ein Endspiel."

die Sehnsucht nach Kreisliga-Fußball: "Allen voran fehlen mir, wie vielen anderen auch, die sozialen Kontakte. Es ist einfach schön, nach einem Training oder Spiel mit den Jungs zu sitzen, eine Flasche Bier zu trinken, sich zu unterhalten und zu lachen. Ich glaube, dass dieses Zusammensein allen sehr fehlt. Ich hoffe, dass wir wenigstens noch unsere Hinserie zu Ende spielen können. Ich würde auch gerne noch ein paar Partien absolvieren. Wie es dann weitergeht, wird man sehen. Ich bin gespannt, ob die ganzen Ehrenämtler auch in den Vereinen bleiben oder ihre Arbeit ruhen lassen. Ich denke, dass sich viel verändern wird. Meiner Meinung nach eher zum Negativen."

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