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BVB: Weidenfeller und die Frage nach dem "modernen Torwart"
"Diskussion langweilt mich"

BVB: Keeper Weidenfeller im Interview
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Während Nationalkeeper Robert Enke in der letzten Woche zweimal seinen Kasten in der WM-Qualifikation sauber hielt, trainierte BVB-Torwart Roman Weidenfeller in Dortmund.

Weit weg von Jogi Löw, noch weiter weg von Südafrika.

Denn obwohl Deutschland weiterhin nach einer festen Nummer eins für die kommende WM fahndet, spielt der frühere Lauterer - trotz guter Saisonleistungen - keine Rolle in den Diskussionen.

RevierSport sprach mit dem 28-Jährigen über Ambitionen, Hoffnungen und das Konstrukt des modernen Torwarts. Roman Weidenfeller, wann sollte in einer Torhüter-Karriere richtig die Post abgehen?

Ich bin jetzt 28 Jahre alt, also mitten im besten Torhüteralter. Ich denke, dass die beste Phase so mit Mitte 20 beginnt und wenn man von Verletzungen verschont bleibt, man auch noch sehr lange spielen kann. Jens Lehman und Edwin Van der Saar sind hier die besten Beispiele.

Kann die Post abgehen, wenn auf der BVB-Bank zuweilen vier Amateure sitzen?

Der Verein will einen Umbruch vollziehen, man setzt auf junge Talente. Ich bin sehr zuversichtlich, aber den Erfolg wird man zuerst in den nächsten ein bis zwei Jahren sehen.

Der Klub hatte Ihnen die Verlängerung um vier Jahre angeboten. Sie haben aber nur für zwei Jahre unterschrieben.

Ich will die sportliche Entwicklung abwarten und zwei Jahre sind hierfür ein überschaubarer Zeitraum.

Sie haben bei Ihrer Vertragsverlängerung gesagt, Sie seine vom BVB-Konzept überzeugt. Würden Sie das heute auch noch unterstreichen?

Ja. Zwar ist es aufgrund des geänderten finanziellen Rahmens kaum möglich, große Transfersummen zu bezahlen. Aber ich denke, es wird gelingen aus unserer jungen Truppe das Bestmögliche herauszuholen.

Robert Enke (links) hat derzeit die Nase vorn.

Auch Borussia Dortmund ist von der Finanzkrise betroffen. Haben Sie selbst in der Finanzkrise Verluste gemacht?

Ich lege mein Geld solide an und habe mich an keinen Aktienspekulationen beteiligt. Ich persönlich bin deswegen recht gut durchgekommen.

Verkraften Sie es auch, wenn auf Ihrer Autogrammkarte dauerhaft keine Titel stehen?

Das ist sehr schwer. Der sportliche Erfolg ist mein Antrieb, und um Titel zu gewinnen, haue ich mich jeden Tag voll rein. Deswegen habe ich auch 2002 in Dortmund unterschrieben.

Kann man ohne Titel bzw. internationale Erfahrung Anspruch auf einen Platz im deutschen Tor haben?

Nein, ich denke das ist sehr schwer. Gerade die Erfahrungen, die man in diesen internationalen Spielen sammelt, sind sehr wichtig.

Könnte man sagen, dass die Tatsache, dass BVB in den letzten Jahren kaum international gespielt hat, Ihre Karriere in der Nationalmannschaft behindert hat?

Es wäre sicher von Nutzen gewesen, wenn wir öfter in der Champions League oder im UEFA Cup gespielt hätten.

Robert Enke schadet es offenbar nicht, dass er seit vielen Jahren nicht international dabei ist, in der Bundesliga gegen den Abstieg spielt und in jeder Saison viele Gegentore in der Bundesliga kassiert. Wer ist denn aus Ihrer Sicht die aktuelle Nummer eins?

Das ist nicht mein Thema. Was soll ich dazu sagen?

Andreas Köpke spricht immer vom modernen Torhüter. Was ist denn ein moderner Torhüter?

Diese Diskussion um den modernen Torhüter langweilt mich. Warum?

Weil es eben nur gute und weniger gute Torhüter gibt. Ein guter Torhüter zeichnet sich zunächst einmal dadurch aus, dass er zu Null spielt, die haltbaren Bälle hält und ab und zu auch mal einen unhaltbaren entschärft. Das ist die Aufgabe eines Torhüters. Wenn er darüber hinaus durch seine Abwürfe das Spiel schnell macht und fußballerisch eine echte Option für seine Mitspieler ist, umso besser.

Sind Sie nach dieser Definition ein guter Torhüter?

Ja.

Roman Weidenfeller hat seine private Verletzungskrise überstanden.

Ihre Statistik weist acht Zu-Null-Spiele auf. Nur Jens Lehmann rangiert ligaweit noch vor Ihnen. Woran liegt das?

Wir haben eine extrem junge aber auch sehr gute Innenverteidigung. Neven Subotic und Mats Hummels sind gerade 19, Felipe Santana ist 23. Wir machen zusammen einen guten Job. Ich versuche den Jungs die nötige Ruhe zu vermitteln und denke, dass mir das ganz gut gelingt. Ich bin besonnener geworden.

Jogi Löw hatte Ihnen in Aussicht gestellt, Sie zur Nationalmannschaft einzuladen. Haben Sie eine Erklärung dafür, warum dies noch nicht geschehen ist?

Ich habe seit vielen Jahren gut und konstant in der Bundesliga gespielt. Im letzten Jahr hatte ich bedingt durch zwei schwere Verletzungen einen Durchhänger. Aber seit dem letzten Herbst und besonders in der Rückrunde bin ich wieder voll da.

Glauben Sie noch an Ihre Chance in der Nationalmannschaft?

Ich würde mich darüber sehr freuen, aber ich weiß auch, dass ich den Bundestrainer nur durch meine Leistung überzeugen kann. Auch deswegen werde ich weiterhin mein Bestes geben.

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