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Warum Büskens nicht Blut leckt und Mulder langsam krank wird
"Wir sind hier nicht die Gute-Laune-Bären"

Schalke: Warum Büskens nicht Blut leckt und Mulder langsam krank wird
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Nach turbulenten ersten Tagen in ihrer neuen Rolle als Chef- und Co-Trainer des FC Schalke haben Mike Büskens sowie Youri Mulder die verlängerte Vorbereitungszeit auf das zweite Spiel in ihrer jungen Amtszeit gerne in Anspruch genommen.

Vor dem kuriosen Aufeinandertreffen mit ihrem ehemaligen Coach Huub Stevens beim Hamburger SV haben die beiden "Eurofighter" von 1997 den Kontakt zu diesem aber ruhen lassen. "Meine Tochter Laura hat mir mitgeteilt, es hätte ein ehemaliger Trainer von mir zu Hause angerufen. Sie konnte mir den Namen nicht sagen, er hätte aber mit ausländischem Akzent gesprochen. Das könnte Huub gewesen sein", grinst "Buyo", der seit seiner Amtsübernahme vor zehn Tagen entgegen bisheriger Gepflogenheiten den Akku seines Handys nun beinahe täglich aufladen muss. "Ich habe aber noch nicht zurückgerufen", erklärt Büskens. Im Doppel-Interview erklären er und Mulder, wie es mit ihnen auf Schalke weitergehen könnte.

Mike Büskens, Youri Mulder, in wie weit orientieren Sie sich als Trainer an Huub Stevens, unter dem Sie beide fast sechs Jahre gespielt haben? Büskens: Wir haben sicher jeder für sich andere Vorstellungen, wie man mit einer Mannschaft umgeht. Wichtig ist aber der respektvolle Umgang untereinander, und dass es auf Ordnung und Disziplin ankommt. Wenn du dich in einer großen Gruppe bewegst, müssen gewisse Abläufe reglementiert sein. Das sind Dinge, die auch bei ihm im Vordergrund standen.

Ein Leitmotiv von ihm war: Wir tun alles zusammen. Wie halten Sie das? Büskens: Wir sind ja nicht hier, um in der kurzen Zeit alles zu ändern. Wichtig ist, dass wir in eine Richtung gehen, denn wir haben doch alle das gleiche Ziel. Insofern passt dieser Satz in dieser Phase sehr gut. Dabei wollen wir Spaß vermitteln, sind aber sicher nicht die Gute-Laune-Bären, als die wir in der vergangenen Woche teilweise dargestellt wurden. Der Verein hat bestimmte Ziele, die wollen wir mit der Mannschaft umsetzen. Man redet so viel von Philosophien, aber in erster Linie geht es darum, erfolgreich Fußball zu spielen.

Was ist Stevens für Sie, ein guter Freund? Mulder: Freund ist ein großer Begriff, so würde ich es nicht nennen. Ein Freund ist einer, den du zum Essen nach Hause einlädst. Aber Mike und ich haben sechs Jahre unter ihm gespielt. Und wenn du nicht nur Ärger mit ihm gehabt hast, kann man schon von einem guten Verhältnis sprechen. Büskens: Für die Medien ist es eine große Sache, dass zwei Spieler aus seiner früheren Mannschaft nun in einer anderen Funktion auf ihn treffen, und das in einem nicht gerade unbedeutenden Spiel. Aber in erster Linie geht es um drei Punkte und wenn wir dann nach dem Abpfiff Zeit haben, mit Huub zwei, drei Worte zu wechseln, dann freuen wir uns darauf.

Youri Mulder kann das Wort 'Eurofighter' nicht mehr hören. Sie etwa? Büskens: Die Eurofighter sind ein Teil unserer Geschichte und dieser Verein lebt sehr von einer großen Tradition. 1993 stand der Club vor dem Aus, da hatten wir 20 Millionen DM Schulden und Charly Neumann hat gesagt: Wir haben kein Geld mehr für Waschpulver. Da hat uns die Tradition sicherlich geholfen, dass es irgendwie doch weiterging. Youri hat aber recht, der UEFA-Cup-Sieg ist fast elf Jahre her, es bringt nichts, in der Vergangenheit zu schwelgen, denn in der Gegenwart haben wir zu viel zu tun.

Von Ihnen war bereits der bemerkenswerte Satz zu hören, dass es für Sie keineswegs das Größte ist, die Lizenzspielerelf des FC Schalke zu trainieren. Warum haben Sie sich trotzdem diesen Job angetan, zumindest für sechs Büskens: Ich bin jetzt 16 Jahre im Verein und Schalke hat mir und meiner Familie in einer schwierigen Phase eine Menge gegeben. Da will man auch mal etwas zurückgeben und sich dieser Aufgabe stellen. Und ich werde auch über die Saison hinaus für Schalke tätig sein. In welcher Funktion das sein wird, können wir noch nicht verkünden. Aber ich habe mir auf diesem Weg selbst ein Tempo vorgegeben, jetzt gibt es gerade einen kleinen Zwischensprint.

Wer einmal Blut leckt, weiß, wie süß es schmeckt! Büskens: Nein! Für mich war nie entscheidend, Proficoach auf Schalke zu werden. Das versteht vielleicht nicht jeder. Ich wollte zwar schon als Spieler Trainer werden, weil mir die Arbeit mit jungen Fußballern Spaß macht. Aber es ging mir nie darum, zu sagen: Bitte lieber Gott, erhöre mich. Lass mich dort oben aufschlagen. Das wichtigste ist, dass man mit dem zufrieden ist, was man macht. Wenn du immer nur Chancen hinterher hechelst, dann kannst du es nicht werden.

Wie sieht das bei Ihnen aus Herr Mulder, sie sind ja noch kürzer im Geschäft als Ihr Kollege Büskens? Mulder: Mein Vertrag beim holländischen Fernsehen läuft noch bis zum 1. August. Nun muss ich abwägen, wie es weitergeht. In Enschede stand ich mit meiner Tätigkeit fürs TV in einem Gewissenskonflikt. Daher habe ich unter der Woche zusammen mit Fred Rutten das Training geleitet, aber bei den Spielen saß ich nicht mit auf der Bank. Nun habe ich gemerkt, dass diese Aufgabe wie ein Virus nach mir greift. Ich fange langsam an, richtig krank zu werden.

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