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LEICHTATHLETIK: Jan Fitschen will ins 5.000-Meter-Finale
Mit Sahnehäubchen zum WM-Ticket

LEICHTATHLETIK: Jan Fitschen will ins 5.000-Meter-Finale
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Das Unternehmen WM ist für Jan Fitschen gestartet. Der Langstreckenläufer vom TV Wattenscheid 01 machte sich am gestrigen Samstag auf den Weg nach Japan, wo er zunächst auf der Insel Hokkaido seine Zelte aufschlägt, bevor es kurz vor seinem ersten Lauf über 5.000 Meter nach Osaka geht. RevierSport sprach mit dem 30-Jährigen über das WM-Ticket in letzter Sekunde, seine Aussichten für das Leichtathletik-Großereignis (24. August bis 2. September) und seine Pläne für die Zukunft.

Jan Fitschen, in Japan sind Sie schon angekommen, nach Osaka geht es aber erst am 28. August, zwei Tage vor dem Vorlauf über 5.000 Meter. Welche Vorteile hat die Zwischenstation auf der Insel Hokkaido?

In erster Linie dient der Aufenthalt dort der Akklimatisierung, denn obwohl es wärmer als in der Heimat ist, sind die Luftverhältnisse ähnlich. So besteht die Möglichkeit, den Jetlag zu überwinden, um locker wieder ins Training einzusteigen und dann Gas zu geben. In Osaka soll es katastrophal sein. Extrem heiß und vor allem eine enorme Luftfeuchtigkeit.

Haben Sie schon Erfahrungen mit diesem Klima gemacht?

In Korea bin ich Studentenweltmeister geworden, bei einem Wettkampf in Peking dagegen lief es gar nicht. Ich kann also keine Voraussage treffen, aber eins ist klar: In Deutschland konnten wir uns in diesem Sommer weder auf Hitze noch auf Schwüle einstellen.

Auf die Weltmeisterschaft konnten Sie sich auch erst seit dem Rennen im belgischen Heusden einstellen, als Sie Ende Juli in persönlicher Bestzeit von 13:14,85 Minuten in letzter Sekunde das Ticket gelöst haben.

An diesem Tag passte einfach alles. Ich habe selbst schon gezweifelt, ob ich es noch packen kann, weil der Sommer nicht optimal verlaufen ist. Aber schon vor dem Rennen habe ich gemerkt, dass die Form gut ist. Die super Zeit war das Sahnehäubchen.

Auch bei der DLV-Gala im heimischen Wattenscheid haben Sie beim Sieg über 3.000 Meter vor einer Woche Ihre aktuelle Form unter Beweis gestellt.

Das hat Riesenspaß gemacht. Die Familie und Freunde waren da, auf der Ehrenrunde konnte ich viele Hände schütteln, das war einfach super und hat noch einmal richtig Geschmack auf die WM gemacht.

Das gilt auch für die Umfrage auf Ihrer Homepage, bei der Freunde und Fans ihren WM-Tipp abgeben können. Die überwältigende Mehrheit sieht Sie im Finale.

Welches am Abschlusstag am 2. September auf dem Programm steht. Ich hoffe, dass ich so lange dabei bleibe. Ich will unbedingt in den Endlauf und Möglichkeiten habe ich. Insgesamt würde ich meine Chancen auf realistische 50:50 einschätzen.

Da Sie erst kurz vor Ende der Wettkämpfe nach Osaka reisen, bleibt die Zeit, um sich die Kollegen im Stadion anzusehen?

Leider kaum. Das ist die Kehrseite der Medaille, aber ich bin ja auch nicht im Urlaub. Dennoch wird es ein einmaliges Erlebnis werden, von dem ich so viel wie möglich aufsaugen möchte.

Hat in Japan viel vor: Jan Fitschen.

Konnten Sie auch die Zeit nach Ihrem tollen EM-Triumph in Göteborg im letzten Jahr in vollen Zügen genießen? Wie hat der Titel über 10.000 Meter den Alltag verändert?

Das Medieninteresse ist deutlich angewachsen, auch sonst bekomme ich mehr Feedback, das freut mich sehr. Der Druck ist ein wenig größer geworden, aber das ist in Ordnung, schließlich will ich mich stetig steigern. Der Bekanntheitsgrad ist auf dem Uni-Campus nicht wirklich in die Höhe gegangen, bei meinen Trainingsrunden um den Kemnader See schon eher.

Sie sind amtierender 10.000-Meter-Europameister, in Osaka stehen die 5.000 Meter an. Welche Strecke steht bei Ihnen höher im Kurs?

Das kann ich überhaupt nicht sagen. Ich pendel da ständig hin und her. Dieses Jahr kommen die 10.000 Meter nicht in Frage, da ich über den Winter die Grundlagen nicht schaffen konnte, mich stattdessen mehr um mein Physik-Studium gekümmert habe. Vor Göteborg habe ich mich mit meinem Trainer Tono Kirschbaum auch ganz kurzfristig entschieden. Es kommt immer darauf an, auf welcher Strecke ich zu dem Zeitpunkt des Wettkampfes die besseren Chancen habe.

Sie haben Ihr Studium an der Ruhr-Uni-Bochum angesprochen. Wann darf der Abschluss gefeiert werden?

Ich plane, noch in diesem Winter fertig zu werden.

Und was kommt dann? Karriere in der Physik oder weiter volle Konzentration auf den Sport?

Ich habe noch einige Ziele vor Augen. Zunächst einmal will ich im kommenden Jahr zu den Olympischen Spielen nach Peking, 2009 steht die Heim-WM in Berlin an und 2010 will ich bei der EM meinen Titel verteidigen. Was dann kommt, wird man sehen. Da habe ich noch gar keine konkreten Pläne.

Ist ein Wechsel auf die Marathondistanz vorstellbar?

Ich werde bestimmt einmal diese Strecke in Angriff nehmen. Ob allerdings als Hochleistungssport oder nur Just for Fun steht noch in den Sternen. Die Stimmung bei solchen Rennen jedenfalls ist fantastisch, das habe ich beim Halbmarathon von Dortmund nach Herne und auch als Zuschauer in Berlin genossen.

Neben Skilanglauf zählt Rennradfahren zu Ihren Hobbies. Das riecht ein wenig nach Triathlon!

Ich kennen einige Triathleten, das ist etwas, was ich unbedingt mal ausprobieren möchte, auch wenn die Spezialisten bei meinen Schwimmversuchen lachen.

Ihr Vertrag in Wattenscheid läuft bis 2009, bleiben Sie dem Revier auch darüber hinaus treu?

Das weiß ich noch nicht. Aber momentan haben wir eine super Trainingsgruppe, in der jeder den anderen vorwärts bringt und wir viel Spaß zusammen haben. Das ist insgesamt eine runde Sache. Interview: Sarah Landsiedel

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