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Viele Baustellen beim Gladbacher Neuanfang
Neuville will bleiben, doch viele Spieler stehen vor dem Absprung

Viele Baustellen beim Gladbacher Neuanfang
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Seit Sonntagabend, 18.49 Uhr, ist der zweite Bundesliga-Abstieg von Borussia Mönchengladbach perfekt - und Sportdirektor Christian Ziege kann jetzt auch das letzte kleine Prozent seiner Arbeit in den Aufbau einer neuen Mannschaft für die 2. Liga investieren. Denn bei der Suche nach Spielern mit Charakter, die zusammen mit Nationalspieler Oliver Neuville dem fünfmaligen deutschen Meister anders als nach dem Absturz 1999 zur sofortigen Rückkehr ins Oberhaus verhelfen sollen, ist angesichts zahlreicher offener Personalfragen der ganze Einsatz des Ex-Profis gefordert.

Denn neben dem sicheren Abgang von Peer Kluge (nach Nürnberg) und dem voraussichtlichen Verlust von Nationalspieler Marcell Jansen, den Bayern München, der FC Barcelona und der FC Arsenal umwerben, gibt es noch zahlreiche personelle Baustellen für Ziege.

Will sich durch die zweite Liga kämpfen: Gladbachs Oliver Neuville. (Foto: firo)

Die Verträge von Torhüter Kasey Keller, Michael Delura, Hassan El Fakiri und Oliver Kirch laufen aus, die Tendenz geht bei allen in Richtung Abschied. Federico Insua, Steve Gohouri, Mikkel Thygesen und David Degen haben Ausstiegsklauseln, dazu signalisierten Eugen Polanski, Bo Svensson, Ze Antonio und Kasper Bögelund wenig Bereitschaft, wie Neuville auch im Unterhaus für die Borussia zu spielen.

"Vor allem Spieler mit Charakter und der richtigen Mentalität braucht die Borussia, Oliver Neuville hat ja die schlechte Einstellung mancher Mitspieler angeprangert", meinte Rekordnationalspieler Lothar Matthäus. Berti Vogts forderte auch den Einbau einiger erfahrener Kräfte. "Ein direkter Wiederaufstieg wäre zwar schön, aber den kann man nicht erwarten. Es soll niemand denken, dass das einfach wird", meinte der frühere Bundestrainer und heutige Nationalcoach von Nigeria: "Eine solche Aufgabe kann man nicht nur mit jungen Spielern angehen." Zumal auch die aufstrebenden Borussia-Talente mit Marko Marin (18) schon Begehrlichkeiten anderer Klubs wecken. Der kleine Mittelfeld-Zauberer, an dem Ajax Amsterdam interessiert sein soll, will aber voraussichtlich im nächsten Jahr im Gladbacher Fußball-Internat bleiben und sein Abitur machen.

Vogts malt aber schon ein Schreckensszenario für viele der treuen Gladbach-Fans an die Wand. "Das neue Team muss eine Struktur bekommen, da sollte man die Philosophie Gladbach wiedererkennen. Aber das braucht Zeit und kann zwei oder drei Jahre dauern", sagte Vogts. Der frühere Torhüter Wolfgang "Otto" Kleff glaubt, "dass Gladbach in den nächsten drei Jahren nicht aufsteigt".

Vogts: "Ein Umbau dauert zwei, drei Jahre." (Foto: firo)

Diese Gefahr kennt auch Ziege. "Wir dürfen auch nicht so vermessen sein zu sagen, dass es nur ein Jahr in der 2. Liga sein wird. Es gibt genügend Beispiele von Vereinen, die nicht sofort wieder aufgestiegen sind", meinte der Ex-Profi und hat den 1. FC Köln vor Augen. Dort hat ein Etat von 40 Millionen Euro und Star-Trainer Christoph Daum nicht zur Rückkehr gereicht.

Die Borussia, die unter der Führung des umstrittenen, aber im Amt bestätigten Präsidenten Rolf Königs zumindest wirtschaftlich glänzend dasteht, muss ihr Budget von 60 auf 36 Millionen Euro reduzieren. Und sie hat in Jos Luhukay noch einen eher unerfahrenen Fußball-Lehrer, der in der Rückrunde als Nachfolger von Jupp Heynckes die Wende nicht mehr geschafft hat. "Ein Trainer muss Kraft und Persönlichkeit ausstrahlen - wie ein Stevens. Das spüre ich bei Luhukay nicht", meinte Stefan Effenberg über Luhukay, dessen Vertrag erst kürzlich um zwei Jahre verlängert wurde.

Ansonsten fordert "Effe" wie viele andere Ex-Gladbacher dringend mehr Fußball-Sachverstand im Vorstand. "Die gute wirtschaftliche Arbeit interessiert die 48.000 Zuschauer im Stadion wenig, wenn die sportliche Seite nicht stimmt", sagte der Ex-Nationalspieler. Und das fehlende Händchen für das kickende Personal hatte Königs ja immerhin eingestanden.

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