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RWE: Australischer U20-Nationalspieler Spase Dilevski begeistert

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"Ein Amerikaner in Paris" - ein Klassiker unter den Musikfilmen. "Ein Australier in Essen", diese Geschichte soll auch ein Erfolgs-Drehbuch als Basis haben.

"Ein Amerikaner in Paris" - ein Klassiker unter den Musikfilmen. "Ein Australier in Essen", diese Geschichte soll auch ein Erfolgs-Drehbuch als Basis haben. Hauptdarsteller ist diesmal jedoch nicht Gene Kelly, sondern Spasje Dilevski. Der "Down-Under-Boy" wurde bis zum Ende der Spielzeit vom holländischen Meister PSV Eindhoven ausgeliehen, die Verantwortlichen - RWE-Coach Harry Pleß ("ein super Spieler"), der Sportliche Leiter Frank Kontny ("unglaublich, wie weit er schon ist") - sind völlig von den Socken. Dilevski steht dem ganzen Geschehen mit einem offensichtlich ständigen Lächeln gegenüber, im ersten Interview zeigt sich der 18-Jährige aufgeschlossen. "Natürlich will ich Profi werden", lässt "Spas", diese Kurzform wurde im ziemlich schnell verpasst, keinen Zweifel an der Zielrichtung seines Engagements an der Hafenstraße aufkommen.

Kurzform "Spas"

In Holland gibt es weitaus härtere Bestimmungen, wenn es um eine Aufenthaltsgenehmigung für Ausländer geht, der PSV hätte dem Mittelfeldspieler einen Vertrag geben müssen, der eine finanzielle "Profi-Hausnummer" von knapp 200.000 Euro umfasst hätte, um die Amtsschimmel beruhigend zu füttern. Gesucht wurde das Ausleihgeschäft, RWE war der passende Partner. "Auch ich wollte einmal etwas Neues versuchen", nickt Dilevski, "ich habe ein Ziel, habe eine Aufgabe zu erfüllen." Der junge Mann weiß genau, was er will. Dafür spricht auch, dass er seine Schullaufbahn - trotz aller Profi-Ambitionen - in Australien mit Nachdruck und erfolgreich beendete. "PSV wollte mich vor zwei Jahren eher holen, aber für mich war die Schule wichtig, ich glaube, das ist auch vernünftig." Widerspruch dürfte sich nicht regen. Die Geburtsstadt Dilevskis ist Melbourne, die Hauptstadt des Staates Victoria, seine familären Wurzeln liegen allerdings in Mazedonien. "Dort war ich aber noch nie", erklärt der Defensiv-Allrounder, der auch nur die australische Staatsbürgerschaft hat. "Ich bin durchaus stolz, ein Australier zu sein", nickt Dilevski ohne Berührungsängste.

"Stolz, ein Australier zu sein"

Der kulturelle Hintergrund spiegelt sich aber in der Familie. So hat der junge Australier den gleichen Vornamen wie sein Urgroßvater, auch die Namen der Schwester (Keti, 26), und des Bruders (Roni, 22) haben einen gewollten mazedonischen Ursprung. Das gilt auch für Vater Lazo, ein gelernter Metzger, und Mutter Maria. Der Kontakt besteht natürlich über das Telefon und über den Email-Versandt. Dilevski: "Meine Telefonrechnung ist nicht unbedingt niedrig. Ich vermisse meine Familie und Freunde schon." Ohne Frage, der fünfte Kontinent ist weit weg. Dilevski geht jetzt in sein drittes Auslandsjahr. "Am Anfang war es für mich sehr hart, ich hatte großes Heimweh, dachte sogar daran, wieder nach Hause zu gehen." Davon ist jetzt allerdings nichts mehr zu spüren, ein Grund dafür wird auch Audrey (18) sein, seit knapp sechs Monaten ist die hübsche Holländerin an seiner Seite. "Meine bisher längste Beziehung", grinst Dilevski spitzbübisch. Vorgestellt hat er die angehende Jurastudentin seiner Familie noch nicht. "Ich fahre im Sommer und Winter immer nach Hause", erklärt Dilevski, "im nächsten Winter könnte sie mitkommen." Und noch breiter grinsend: "Wenn sie lieb ist." Zur Zeit hilft sich das Pärchen durch abwechselnde Autofahrten auf der A40. "Eine knappe Stunde, das ist problemlos machbar", sieht Dilevski keine Beziehungs-Klippe. Die Option Essen konnte "Spas" völlig unvoreingenommen prüfen. "Ich wusste nur, es ist ein Club aus der dritten Liga. Ich dachte, es stünde vielleicht nur ein Trainingsplatz zur Verfügung, aber RWE hat mich schnell überzeugt."

"RWE hat mich schnell überzeugt"

Offenbar reichte eine Trainingseinheit. "Gute Qualität", bescheinigt Dilevski der Arbeit der Verantwortlichen. Zur Zeit logiert der Youngster noch im Altenessener Hotel Astoria. "Ich suche gerade ein eigenes Appartement, ich will unbedingt mein Zeug aus Holland holen." Um sich dann die Gegend näher anzuschauen, viele Eindrücke konnte Dilevski noch nicht sammeln. "Eine sehr große Stadt", grübelt er über Essen. Und das sagt jemand, der aus der Millionen-Hafen-Metropole Melbourne an der Mündung des Yarra in der Bucht von Port Phillip kommt. Nicht schlecht! Dilevski wird geprägt durch drei verschiedene Arten, Fußball zu spielen. "Kaum zu vergleichen", überlegt "Spas", "in den Niederlanden dominiert die Technik, in Deutschland wird Fußball mehr gearbeitet." Und in Australien? "Naja, dort habe ich als 15-Jähriger bereits in der ersten Liga mitgespielt, das dürfte hier vielleicht der fünften Klasse entsprechen." Nächste Frage, was gefällt ihm am besten? "Die deutsche Spielart liegt mir, es wird nie aufgegeben, das entspricht auch meinem Charakter."

"Nie aufgeben"

"Wir warten noch auf einen Anruf vom DFB", erklärt Kontny, dann darf der Australier, der aktuell an einer leichten Muskelverletzung laboriert, auch für die Elf von Coach Pleß auflaufen, allerdings wird er permanent "pendeln", schließlich ist er auch noch für die A-Junioren spielberechtigt. Eines seiner nächsten Ziele. "Ich muss unbedingt Deutsch lernen." Mit dem Holländischen ging es schnell, das beherrscht der 18-Jährige mittlerweile fließend. Vom 27.November bis zum 17.Dezember werden Pleß und auch Essens neuer A-Junioren-Coach Jörg Heins auf die Neuerwerbung verzichten müssen. Dann steht die U20 Weltmeisterschaft im Wüstenstaat Katar an. "Ich stehe bereits im australischen Kader", reibt sich Dilevski erwartungsfroh die Hände. Für die U17 absolvierte Dilevski neun Einsätze, für die U20 vier, für die U23 drei. In der Gruppe C wird Australien auf Brasilien, Kanada und die tschechische Republik treffen. Dilevski: "Ich freue mich unheimlich auf diese WM." RWE wird den Ausfall des Talents verschmerzen müssen, schließlich fällt das Renommée des internationalen Auftritts auch auf den Club zurück.Oliver Gerulat

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