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Ex-Schalker Stoffelshaus
Die WM wird perfekt organisiert sein

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Ex-Schalker Stoffelshaus: Die WM wird perfekt organisiert sein
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Der ehemalige Schalker Erik Stoffelshaus (47) ist mit Lokomotive Moskau in diesem Jahr russischer Meister geworden.

Im zweiten Teil des WAZ-Interviews spricht er über seine Erwartungen an die WM in Russland, die an diesem Donnerstag beginnt.

Hier geht es zum ersten Teil des Interviews

Herr Stoffelshaus, was für eine Weltmeisterschaft werden wir in Russland erleben? Die Fans können sich auf eine perfekt organisierte WM freuen. Die Infrastruktur in Russland ist klasse, die Stadien sind einfach top. Wenn ich nur an das Luschniki-Stadion in Moskau denke, wo Deutschland am Sonntag gegen Mexiko spielt: Das ist unfassbar groß, fasst 80 000 Zuschauer, wirkt beinahe monströs und ist top modern. Unser Stadion von Lok Moskau ist auch klasse, man kann es mit der BayArena in Leverkusen vergleichen. Bei der WM beherbergen wir hier die Schiedsrichter.

Ein Sommermärchen wie 2006 in Deutschland erwartet bei der WM in Russland aber niemand. Das kann man nicht wirklich vorhersehen und hängt sicher auch von den Ergebnissen des russischen Gastgebers ab. Wenn die Zuschauer merken, da kommt etwas zurück von ihrer Mannschaft, werden sie auch begeistert sein. Ich weiß nicht, inwiefern dann so ein Sommermärchen möglich ist. Aber eines kann ich mit Sicherheit vorhersagen…

Und das wäre? Die Fans, die Russland besuchen werden, werden hier herzliche, nette und gastfreundliche Menschen kennenlernen, die sich auf das Turnier freuen. Wie dann der Funke überspringt, wird man sehen. Aber die Leute hier sind total fußballverrückt, sie freuen sich auf die Spiele und auf die Stars – die Menschen in Russland lechzen nach Top-Fußball. Das sieht man auch in der Liga: Immer, wenn Top-Fußball geboten wird, sind die Stadien auch ausverkauft.

Werden die WM-Spiele auch ausverkauft sein? Um das zu beurteilen, fehlt mir der Überblick. Die WM wird ja von der Fifa organisiert, und man weiß: Dann gehen Karten nicht nur an die Fans, sondern auch an die Sponsoren. Auch vor vier Jahren in Brasilien hatten wir ja Stadien, die halb leer waren, obwohl es offiziell hieß: ausverkauft.

Ich weiß allerdings auch, dass die Politik hier in Russland mit absoluter Härte dagegen vorgehen wird. Die werden nicht dabei zusehen, wenn Hooligans die Weltmeisterschaft für sich vereinnahmen wollen

Erik Stoffelshaus

Was steckt in der russischen Mannschaft, die heute die WM eröffnet? Da hängt wirklich viel davon ab, wie die Russen gegen Saudi-Arabien ins Turnier kommen. Danach geht es gegen Ägypten, einen gefährlichen Gegner, und gegen Uruguay – eine Turniermannschaft, die unangenehm zu spielen ist. Aber wenn die Russen das erste Spiel gegen Saudi-Arabien gewinnen, haben sie in dieser Gruppe sehr, sehr gute Chancen, weiterzukommen. Und dann ist auch vieles möglich.

Dämpfen nicht die schlechten Ergebnisse in letzter Zeit die Erwartungen im Land? Wenn man sich die Qualität der Liga anschaut: Die ist gut, nicht überragend, aber die fünf Top-Teams vertreten den russischen Fußball international relativ gut. Die Nationalmannschaft hat sicher in der Vergangenheit Probleme gehabt, aber ich erinnere da gerne an das Beispiel von 2006: Da hat Deutschland unter Jürgen Klinsmann das Testspiel vor der WM in Italien krachend mit 1:4 verloren. Die Erwartungshaltung der deutschen Fans war nicht besonders hoch, aber alle Bedenken waren in Luft aufgelöst, als Philipp Lahm den Ball im ersten Spiel gegen Costa Rica in den Winkel gehauen hat. Wenn Russland gegen Saudi-Arabien jetzt einen ähnlichen Start hinlegen sollte, sind die Fans da. Dann zählen die schlechten Vorbereitungsergebnisse nicht mehr – genau wie bei uns 2006.

Häufig kommt ein Gastgeber bei einer WM ja relativ weit – sogar Südkorea schaffte es vor 16 Jahren bis ins Halbfinale… Die Top vier zu erreichen, wird für Russland sicher schwer. Aber was in einer K.o.-Runde alles passieren kann, hat man bei der letzten WM gesehen: Unsere Mannschaft konnte im Achtelfinale gegen Algerien auch rausfliegen, da hat sie Manuel Neuer gerettet – und plötzlich war sie Weltmeister. Russland sollte als Gastgeber den Anspruch haben, die Gruppenphase zu überstehen: Dann kann die Mannschaft ein gutes Turnier spielen und dann wird auch die Stimmung gut sein.

Im Vorfeld der WM wurde viel über unsportliche Themen diskutiert: Die politische Situation in Russland, die Doping-Vorwürfe. Ihre Einschätzung? Ich kann nur für meinen Klub sprechen und versichern: Wir unterwerfen uns allen Kontrollen der Anti-Doping-Behörden, sowohl bei den Spielen wie auch im Training, und wir sind nie auffällig geworden. Alles andere würde auch niemals über meinen Schreibtisch gehen. Ich bin ausgebildeter Sportwissenschaftler, der in einem Bundesliga-Klub groß geworden ist, und respektiere die Anti-Doping-Gesetze.

Sie haben also keinerlei persönliche Erfahrungen mit der Doping-Problematik gemacht, die in Russland ja erwiesen ist? Nein, ich bin damit nie konfrontiert worden. Allerdings bekommt man die Diskussion im Land mit: Man fühlt sich hier zu Unrecht verfolgt und verweist darauf, dass die Doping-Problematik in anderen Ländern gar nicht thematisiert würde. Diese Einstellung finde ich schwierig: Wenn man selbst ein Problem hat, sollte man es lösen und nicht auf andere Länder zeigen. Fakt ist aber auch: Eine Doping-Problematik gibt es nicht nur in Russland, sondern weltweit in so ziemlich allen Sportarten.

Der deutsche Doping-Aufklärer Hajo Seppelt sollte zur WM zunächst kein Visum für die Einreise bekommen… So etwas geht natürlich nicht. Transparenz ist gerade in diesem Bereich total wichtig, und solange Russland nicht transparent arbeitet, wird es immer die Gerüchte geben.

Werden Sie sich selbst WM-Spiele in den Stadien ansehen? Selbstverständlich. Besonders freue ich mich auf das Deutschland-Spiel am Sonntag im Luschniki-Stadion gegen Mexiko. Danach spielt das deutsche Team in Sotschi und Kasan. Besonders an Sotschi habe ich tolle Erinnerungen: Da sind wir 2017 Pokalsieger geworden. Das Stadion liegt direkt am Meer. Die Fans können sich auf die WM freuen.

Allerdings sind russische Hooligans zuletzt bei der EM 2016 extrem unangenehm aufgefallen... Auch hier gilt: Man wird bei einem solchen Turnier nirgendwo in Europa die Zusammenkunft von Leuten verhindern können, die nicht gekommen sind, um Fußball zu sehen. Ich weiß allerdings auch, dass die Politik hier in Russland mit absoluter Härte dagegen vorgehen wird. Die werden nicht dabei zusehen, wenn Hooligans die Weltmeisterschaft für sich vereinnahmen wollen. Meine Familie fühlt sich auf jeden Fall in Moskau super sicher. Ich fahre zum Beispiel jeden Tag mit der Metro quer durch die Stadt in mein Büro.

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