Die Augen zusammengekniffen, der Blick nach unten gerichtet, wütend auf sich selbst. So stapfte Saulo Decarli durch die Katakomben des Bochumer Ruhrstadions in Richtung Kabine - sein Trikot zog er schon vorher aus. So als wollte er das, was er nur rund zehn Minuten zuvor erlebt hatte, schnell von sich reißen. Der Bochumer Abwehrchef hatte gepatzt. Schlimm gepatzt - entscheidend noch dazu. Sein Fehlpass auf Strafraumhöhe leitete in der 80. Minute das 0:1 und letztlich auch die dritte VfL-Heimpleite in Folge ein. Die VfL-Fans reagierten nach dem Schlusspfiff bemerkenswert.
„Ihr habt gekämpft, wir haben es gesehen“, richteten die Bochumer Anhänger zunächst warme Worte an die gesamte Mannschaft, um dann noch empathischer zu werden. „Decarli, Decarli“-Sprechchöre schallten auf den Rasen. Ein starkes Zeichen nach einem starken Bochumer Kampf gegen Aufstiegsaspirant VfB Stuttgart. Auch Torwart Manuel Riemann, der Decarli schon unmittelbar nach seinem Fehler aufrichtete, stellte sich öffentlich vor seinen Mitspieler.
Decarli-Aufmunterung als Zeichen für Geschlossenheit
„Ich hoffe, der Fehler wirft Saulo Decarli jetzt nicht um. Der Junge hat zwei Riesenspiele gemacht, gegen Wiesbaden und auch gegen Stuttgart“, sagte der Bochumer Schlussmann in der Mixed Zone und führte weiter aus: „Solche Fehler passieren im Fußball. Dass wir verloren haben, lag nicht daran. Wir hätten in den ersten 15 Minuten nach der Pause die Angebote des Gegners besser ausnutzen müssen.“ Tatsächlich agierten die Bochumer im zweiten Durchgang wesentlich aktiver und ließen dabei trotzdem eigentlich gar keine Torchance des Gegners zu. Bis zur 80. Minute.
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Trainer Thomas Reis: Dass wir durch den individuellen Fehler das Spiel verlieren, ist natürlich bitter. Aber so ist das bei einem Abwehrspieler. Vergangene Woche hilfst du mit, den Sieg zu retten. Dann machst du jetzt bis zur 80. Minute ein gutes Spiel, aber am Ende bist du durch den Fehler der Gelackmeierte. Aber wir werden auch gegen Dresden unseren Mann stehen. Großes Lob auch an unsere Fans. Was sie an Unterstützung zeigen, ist sensationell.“ Am kommenden Samstag (13 Uhr) gastiert der VfL bei Dynamo Dresden - ein direkter Konkurrent im Abstiegskampf, ein Schlüsselduell.