Hoffen auf ein Wunder in Vancouver und Bangen um die Gesundheit der sieben NHL-Profis, die erst am kommenden Montag in Vancouver zur Mannschaft stoßen werden. Das Motto für die Mission Impossible im Eishockey-Mutterland ist klar definiert - daran konnte auch der 5:2-Sieg gegen Lettland im einzigen Testspiel vor Olympia am Mittwoch in Frankfurt/Main nichts mehr ändern. "Wenn alles normal läuft, haben wir in Kanada keine Chance. Wir sind krasser Außenseiter", sagte DEB-Sportdirektor Franz Reindl vor dem Abflug des 19-köpfigen Kaders am Donnerstag und bemühte den Teamgeist: "Nur wenn wir den aufs Eis bringen, können wir vielleicht doch dem einen oder anderen ein Bein stellen."
"Wir haben keine Chance": Franz Reindl gibt sich keinen Illusionen hin. (Foto: firo)
Vor dem Olympia-Auftakt am kommenden Mittwoch (17. Februar) im Canada Hockey Place gegen Titelverteidiger Schweden gilt das Prinzip Hoffnung. "Wir können die eine oder andere Überraschung schaffen", sagte Doppeltorschütze Michael Wolf. Der Iserlohner Stürmer war nach einem 0:2-Rückstand im ersten Drittel maßgeblich an der Wende im Spiel gegen Olympia-Teilnehmer Lettland beteiligt. Ein Umstand, der Bundestrainer Uwe Krupp Grund zum Optimismus gab. "Trotz des Rückstands haben wir es nicht mit der Brechstange versucht, wie so oft in der Vergangenheit. Die Mannschaft hat einen Weg gefunden, weiter gutes Eishockey zu spielen. Trotzdem müssen wir an unsere Grenzen gehen, um gegen Schweden bestehen zu können", sagte Krupp, der in Vancouver noch einige Personalentscheidungen treffen muss.
Seinen NHL-Profis hat der einzige deutsche Stanley-Cup-Gewinner noch keinen Freibrief für die endgültige Nominierung in das 23-köpfige Olympia-Aufgebot am 15. Februar ausgestellt. Die Stürmer Marco Sturm (Fußverletzung) von den Boston Bruins und Marcel Goc (Oberkörperblessur) von den Nashville Predators sind angeschlagen. "Aber das ist meines Wissens unter Kontrolle. Trotzdem muss ich vor Ort sehen, was Sinn macht. Erst dann kann ich die Entscheidung treffen", sagte Krupp.
Deutschlands Eishockey-Legende Erich Kühnhackl hat jedenfalls hohe Erwartungen an die glorreichen Sieben aus der stärksten Liga der Welt. "Sie werden den anderen zukunftsweisende Dinge zeigen und sie in den entscheidenden Momenten führen", sagte der zum Jahrhundertspieler gewählte Stürmer.
Falls alle sieben NHL-Stars nominiert werden, müsste Krupp noch drei Spieler aus dem Kader streichen, der am Donnerstag um 12. 25 Uhr mit einem Lufthansa-Direktflug nach Kanada aufbrach. Das Trio würde noch vor Turnierbeginn direkt wieder nach Deutschland zurückfliegen, denn in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) ist nur eine Olympiapause bis zum 27. Februar vorgesehen. Um die Hoffnungsträger aus der NHL so schnell wie möglich zu integrieren, plant Krupp in Vancouver noch einige Video-Abende mit der Mannschaft. "Ganz reibungslos wird das trotzdem nicht gleich funktionieren. Aber mit Kampfgeist kann man vieles kompensieren", sagte der 44-Jährige, der die eigene Mannschaft sowie Lettland und Norwegen als schwächste Olympia-Teilnehmer bezeichnet.
Als Kanonenfutter sieht Krupp die DEB-Auswahl trotzdem nicht: "Meine Mannschaft hat ein hohes Verantwortungsbewusstsein. Sie spielt immer unter Druck."
Bis zum Auftakt stehen dem Bundestrainer insgesamt noch fünf Trainingseinheiten zur Verfügung. Der Rest ist Regeneration. Krupp: "Die müden Spieler werden wir in den nächsten Tagen noch schonen. Dann können wir vielleicht mit einem volleren Tank starten." Neben Schweden warten in der Vorrunde noch Finnland (19. Februar) und Weißrussland (20. Februar) auf die deutsche Mannschaft. Nach der Gruppenphase folgt die erste K.o.-Runde, in der es um den Einzug ins Viertelfinale geht.