Rot-Weiss Essen hat 13 Spieler verabschiedet. Sechs dieser Akteure haben bereits neue Klubs gefunden, drei davon gar in der 3. Liga. Fünf Zugänge plus Rückkehrer Erolind Krasniqi und U19-Eigengewächs Nils Kaiser stellte RWE bereits vor. Der Kader umfasst aktuell 17 Mitglieder. Heißt: RWE-Sportchef Jörn Nowak hat noch einiges in diesem Sommer zu tun.
RevierSport nimmt die RWE-Baustellen unter die Lupe.
Baustelle 1: Vertragsverlängerung mit Felix Herzenbruch
Der Linksverteidiger hat sich durch kontinuierlich gute Leistungen auf seiner linken Abwehrseite, allen voran im DFB-Pokal, und zuletzt als Innenverteidiger in der Liga für einen neuen Vertrag empfohlen. "Herze" genießt innerhalb der Mannschaft und des Trainerteams ein hohes Standing, weil er ein Musterbeispiel dafür ist, wie ein Teamplayer sein soll. Eine Vertragsverlängerung des 28-Jährigen gilt als Formsache.
Baustelle 2: Drei auslaufende Verträge
Neben dem Vertrag von Felix Herzenbruch, der verlängert werden soll, laufen noch die Kontrakte von Oguzhan Kefkir, Maximilian Pronichev und David Sauerland aus. Nach RS-Informationen soll Kefkir bleiben und einen leistungsbezogenen Vertrag erhalten. Pronichev will bleiben, RWE überlegt noch, ob man dem Offensivspieler eine erneute Chance gewährt. Bei Sauerland lässt sich Essen Zeit. Er dürfte wohl nur ein neues Vertragsangebot erhalten, wenn RWE keinen adäquaten Rechtsverteidiger als Back-Up für Sandro Plechaty finden sollte.
Baustelle 3: Felix Weber
Der Bayer besitzt einen Vertrag bis zum Sommer 2022, spielt aber in den sportlichen Planungen eine untergeordnete bis keine Rolle mehr. Interessant: Wäre RWE aufgestiegen, hätte sich nach RS-Infos der Vertrag des ehemaligen 1860-Kapitäns bis zum 30. Juni 2023 verlängert - zu verbesserten Konditionen. Dass RWE das laufende Arbeitspapier auflösen will, ist kein Geheimnis. Doch noch sind die beiden Parteien nicht aufeinander zugegangen.
Baustelle 4: Felix Schlüsselburg, Erolind Krasniqi
Dass der ehemalige Dortmunder U19-Spieler Schlüsselburg zur rot-weissen Mannschaft gehört, dürften viele Fans gar nicht wissen. Er stand kaum im Liga-Kader und bestritt in einem Jahr nur ein Niederrheinpokal-Spiel für RWE. Ähnlich ist es bei Erolind Krasniqi, der vom BFC Dynamo zurückkehrt. Einst ein Wunschsspieler von Christian Titz, der sich aber in Essen nicht durchsetzen konnte. Ob das Duo mit in die Sommervorbereitung genommen wird, steht noch nicht fest. Ein Argument, das für beide spricht: Schlüsselburg (20) und Krasniqi (21) erfüllen die U23-Regel.
Baustelle 5: Die U23-Regel
Stichwort U23-Regel: Diese Baustelle bereitet Sportchef Jörn Nowak durchaus Kopfschmerzen. Aktuell besitzt RWE mit den genannten Schlüsselburg und Krasniqi, U19-Zuwachs Nils Kaiser, der Nummer zwei Jakob Golz sowie den Zugängen Sascha Voelcke und José-Enrique Ríos Alonso sechs U23-Spieler. Davon dürfte aktuell nur Rios Alonso ein Anwärter auf die erste Elf sein. Heißt: RWE hat hier noch Bedarf.
Denn klar ist: Im 18er Spieltagskader muss jeder Regionalligist vier deutsche U23-Spieler nominieren. Das sollten schon Akteure sein, die eingewechselt werden und der Mannschaft helfen können. Bei Schlüsselburg, Kaiser, Krasniqi und dem jungen Voelcke darf dies erst einmal bezweifelt bzw. muss abgewartet werden, ob sie Verstärkungen sein können.
RS weiß: U23-Spieler wie Felix Könighaus (von Düsseldorf II zu Mainz II), Marco Pasalic (von Stuttgart II zum BVB II), Berkan Taz (von Verl zum BVB II) oder gar ein Jona Niemiec (von Sprockhövel zu Fortuna Düsseldorf II), die Essen auf der Liste hatte, gaben RWE einen Korb und entschieden sich für Verträge bei Profi-Reserven. Ein gutes Beispiel dafür, dass RWE mit seiner Tradition, seinem Umfeld allen voran nicht mehr so sehr bei jungen Talenten punkten kann. Diese entscheiden sich eher für U23-Mannschaften, in der Hoffnung auch "mal oben" trainieren zu dürfen.
Baustelle 6: Linksverteidiger
Spätestens nach dem Abgang von Kevin Grund ist klar geworden, dass Rot-Weiss Essen hier eine Verstärkung benötigt. Im Bestfall: Ein Pendant zum Rechtsverteidiger Sandro Plechaty. Mit Lukas Scepanik (MSV Duisburg) hat RWE einen Mann an der Angel, der die "Legende" Grund sicherlich ebenbürtig ersetzen würde. Dahinter könnte dann U19-Zugang Voelcke vom FC St. Pauli lernen und sich weiterentwickeln.
Baustelle 7: Zentrales Mittelfeld
Dennis Grote, Cedric Harenbrock, Luca Dürholtz sind in der Zentrale Zuhause. Auch José-Enrique Ríos Alonso auf der Sechs und Kevin Holzweiler auf der Zehn könnten im Zentrum spielen. Hier scheint RWE auf den ersten Blick gut besetzt zu sein. Dürholtz ist ein Ersatz für Amara Condé. Doch wer ersetzt Kapitän Marco Kehl-Gomez? Hier könnte durchaus noch ein neuer Mann dazukommen. Einer mit viel Kraft, Power und Mentalität.
Baustelle 8: Mentalitätsspieler
Und da wären wir schon bei der Mentalität. Wenn man sich mit den rot-weissen Verantwortlichen unterhält, dann fällt oft das Wort "Mentalität". Diese wird für die neue Saison benötigt und gesucht. Doch was sind Mentalitätsspieler? Waren Alexander Hahn und Kehl-Gomez nicht Akteure dieser Kategorie? Da darf durchaus die Frage erlaubt sein, warum man nicht versucht hat, diese Jungs zu halten. Man wusste, was man an diesen Spielern hat. Bei neuen Spielern ist immer die Gefahr, dass in den Gesprächen einzig und allein vor den Kopf und nicht in diesen geschaut werden kann. Da kann sich ein Sportchef durchaus mal "vergreifen".
Baustelle 9: Flügelspieler
Auf den offensiven Außenbahnen herrscht der größte Bedarf. Aktuell hat RWE mit Isaiah Young und Kevin Holzweiler nur zwei Mann für diese Positionen. Krasniqi kann auch über die Außen kommen, Kefkir, dessen Vertrag verlängert werden könnte, natürlich ebenfalls. Aber neben Holzweiler, der über die rechte Seite kommt und erst einmal gesetzt sein wird, wird RWE noch auch für die linke Außenbahn einen Hochkaräter verpflichten wollen. Zudem könnten ein, zwei weitere starke Flügelspieler, die die U23-Regel erfüllen, verpflichtet werden.
Baustelle 10: Engelmann-Ersatz
Simon Engelmann war natürlich gesetzt. Er bestätigt seine Nominierung mit Leistung und allen voran Toren. Doch aktuell könnte Trainer Christian Neidhart nicht mit zwei Stürmern spielen, weil es keinen echten Angreifer neben Engelmann im RWE-Kader gibt. Es wird ein neuer Marcel Platzek gesucht - ein jüngerer, torgefährlicherer Mann als "Platzo". Einer, der ein Back-Up für "Engel" ist, mit diesem zusammenspielen, aber ihm auch Druck machen kann. Jona Niemiec - siehe Baustelle 5 - sagte ab. Auch Joel Grodowski, der nach Verl wechselt, entschied sich gegen RWE. Die Suche geht weiter.
Baustelle 11: Dritter Torwart
Daniel Davari ist die unumstrittene Nummer eins, mit Jakob Golz hat RWE einen Top-Mann dahinter. Fehlt nach dem Abgang von Leon Brüggemeier noch eine Nummer drei. Nach RevierSport-Informationen hat RWE diesen Mann bereits gefunden. Es soll ein älterer Keeper sein, der im Notfall einspringen könnte, ansonsten aber im Nachwuchsleistungszentrum die Rolle von Tobias Ritz, der zu Borussia Dortmund abgewandert ist, als Torwarttrainer des Nachwuchs übernehmen wird. Die Unterschrift des neuen "Standy-By-Torhüters" ist noch nicht erfolgt.
Der Kader für die Saison 2021/2022 im Überblick:
Tor: Daniel Davari, Jakob Golz. Abwehr: Felix Weber, Daniel Heber, Yannick Langesberg (SC Verl), José-Enrique Ríos Alonso (VfB Stuttgart II), Sandro Plechaty, Sascha Voelcke (FC St. Pauli U19). Mittelfeld: Dennis Grote, Felix Schlüsselburg, Cedric Harenbrock, Nils Kaiser (eigene U19), Erolind Krasniqi, Luca Dürholtz (SV Elversberg). Angriff: Isaiah Young, Simon Engelmann, Kevin Holzweiler (Viktoria Köln)
Abgänge: Jan-Lucas Dorow (Rot-Weiß Oberhausen), Marcel Platzek, Kevin Grund (beide 1. FC Bocholt), Jonas Hildebrandt (Energie Cottbus), Leon Brüggemeier, Jonas Behounek, Joshua Endres, Jan Neuwirt, Felix Backszat, Steven Lewerenz (alle Ziel unbekannt), Alexander Hahn (Viktoria Berlin), Amara Condé (1. FC Magdeburg), Marco Kehl-Gómez (Türkgücü München).
Kurz vor der Vertragsverlängerung: Felix Herzenbruch.
Noch offen: Oguzhan Kefkir, Maximilian Pronichev, David Sauerland.