Der bevorstehende Spieltag wäre der perfekte Anlass, um einen genauen Blick auf die Geschichte von Cellou Diallo zu werfen. Auf den Weg des jungen Mannes, der den Mut aufbrachte, seine Heimat Guinea zu verlassen und im Alter von 18 Jahren ein neues Leben in Deutschland zu beginnen. Sein bislang letzter Schritt führte ihn vom SC Verl zur SG Wattenscheid 09. Doch vor dem Aufeinandertreffen der beiden Traditionsvereine am Samstag (14 Uhr) im Lohrheidestadion spielen beim ehemaligen Bundesligisten einmal mehr Themen eine Rolle, die ebenfalls nur indirekt etwas mit Fußball zu tun haben. Von denen ist allerdings unbekannt, ob sie ein gutes Ende finden wie die Geschichte von Diallo, der mittlerweile sogar einen Ausbildungsplatz gefunden hat. Denn sie bedrohen die Existenz der SGW.
Can bestätigt: Doppel-Rücktritt im SGW-Aufsichtsrat
Während Spieler und Trainer des Fußball-Regionalligisten noch immer auf die Gehälter warten, existiert der Aufsichtsrat nicht einmal mehr auf dem Papier. Wie diese Redaktion erfuhr, sind die Mitglieder Daniel Sander und Dumeik Qumseyeh zurückgetreten. Damit haben mit Ausnahme des Vorsitzenden Oguzhan Can alle Mitglieder des vor etwa einem Jahr gewählten Gremiums ihr Amt niedergelegt. Can hat dies auf Nachfrage dieser Redaktion bestätigt: "Ja, das ist richtig. Mehr möchte ich dazu nicht sagen." Bereits im September waren Marco Ostermann, Lukas Bennemann und Christof Wieschemann aus dem Aufsichtsrat ausgeschieden.
Qumseyeh hatte nach seiner Wahl gesagt, er sei gekommen, um „die Jugend zu supporten“. Doch auch in diesem Bereich hatte es Querelen gegeben. Immer noch warten Trainer und Betreuer der Junioren-Teams auf das ihnen zugesicherte Geld. Nach einer früheren Aussage von Oguzhan Can sei die Verzögerung mit einem „administrativen Fehler“ zu erklären. Das Geld, rund 25 000 Euro, läge längst bereit.
Informationssperre an den Aufsichtsrat
Über derartige Vorgänge könnte der im Rechenschaftsbericht des Vereins enthaltene Finanzbericht Aufschluss geben. Der hätte bei der laut Satzung für Oktober vorgeschriebenen Mitgliederversammlung vorgelegt werden müssen. Hätte – es bleibt beim Konjunktiv. Denn nach Informationen dieser Zeitung hat es bei der Berichterstattung – sie unterliegt Vorstand Dragan Markovic – an den Aufsichtsrat eine Informationssperre gegeben. Im Club regiert das blanke Chaos.
Aus Mannschaftskreisen ist von untragbaren Zuständen die Rede. Einige Spieler warten seit mehr als zwei Monaten auf ihr Gehalt, können ihre Rechnungen zum Teil nur begleichen, weil Freunde oder Familienmitglieder für sie einspringen. Trainer Farat Toku, dem die Ernüchterung aufgrund der vielen Querelen abseits des Platzes deutlich anzumerken ist, zieht daher vor der Leistungsbereitschaft seiner Spieler den Hut: „Was die Jungs hier trotz der katastrophalen Umstände leisten, ist sensationell.“