Rot-Weiss Essen empfängt an diesem Samstag Alemannia Aachen (15.30 Uhr, Hafenstraße). Es ist das Duell zweier anspruchsvoller Traditionsmannschaften, die sich zu Höherem berufen fühlen, als in der 4. Liga zu kicken. Doch die Realität ist eine andere. Der Tabellendritte Aachen hat die – allenfalls theoretische – Chance, ins Titelrennen eingreifen zu können, spätestens mit der jüngsten 2:4-Heimniederlage gegen Bonn verspielt. Rot-Weiss indes verfolgt die Positionskämpfe an der Tabellenspitze schon von Beginn an nur mit dem Fernglas.
Der Blick auf die Tabelle macht die RWE-Fans traurig, einige reagieren zornig, viele haben resigniert. Warum? 26 Punkte liegen die Essener hinter Spitzenreiter KFC Uerdingen. So gewaltig war der Abstand in keiner der vorherigen Spielzeiten, und die waren ja schon als enttäuschend abgehakt worden. Und derzeit muss sich RWE vorsichtshalber sogar eher nach unten orientieren.
Ganz schwache Heimbilanz
Vor allem vor eigenem Publikum war diese Spielzeit für die Rot-Weissen eine Katastrophe: Von 15 Spielen haben sie nur vier gewonnen, dafür aber sieben vergeigt. Nimmt man die vergangenen sechs Heimauftritte, findet sich RWE mit nur vier Zählern auf Rang 16 wieder. Das geht gar nicht, darin sind sie sich an der Hafenstraße einig.
Karsten Neitzel ist nun schon der dritte Trainer in dieser Saison. Sven Demandt musste im Oktober 2017 gehen, Argirios Giannikis stieg Anfang diesen Monats freiwillig wieder aus. Er gab übrigens beim Hinspiel in Aachen sein Regionalliga-Debüt und weckte damals mit dem 2:1-Sieg auf dem Tivoli neue Hoffnung. Karsten Neitzel wiederum hat heute seine Heimpremiere. Und die undankbare Aufgabe, diese indiskutable Saison zu einem halbwegs versöhnlichen Ende zu führen.
Er wollte zu RWE – und hat dafür auch auf Geld verzichtet, das er in Elversberg auf der Tribüne verdient hätte, weil er einen Vertrag bis 2019 besaß. Doch er zog den Schlussstrich und heuerte in Essen an. Eine ähnliche Entschlossenheit und Konsequenz will der Coach seinen Spielern vermitteln. Der Vorgänger hatte den Auftrag, das Team möglichst schnell zu stabilisieren, was ihm unspektakulär mit Taktik und klaren Strukturen gelang. „Meine Aufgabe ist es, der Mannschaft so zu helfen, dass sie mutig auf dem Platz geht, dass sie keine Angst vor Fehlern hat und auch nach Fehlern selbstbewusst weitermacht“, sagt der neue Coach. Mutig? Das hören die Fans gerne.
Es geht darum, die Elf so aufzustellen, dass Willen und Teamgeist die gewünschte Sicherheit bringen. Die Spieler müssten lernen, im Spiel die Lösungen zu erkennen. Und ja, Karsten Neitzel ist davon überzeugt, dass seine Jungs besser sind als ihr Tabellenplatz.