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Viktoria Köln
"Geld schießt nun mal Tore"

Vikt. Köln: Millionenspiel auf der "Schäl Sick"

Viktoria Köln drängt mit Hilfe eines millionenschweren Gönners in den Profifußball: Der Regionalligist will eine Institution in der Domstadt werden.

Trotz zahlreicher ehemaliger Bundesligaspieler tritt das Projekt derzeit jedoch auf der Stelle.

Doch, sagt der Mann im grauen Anzug und schmunzelt, von diesem Spitznamen habe er schon gehört. Der "kölsche Dietmar Hopp" wird Franz-Josef Wernze schon genannt, es gefällt ihm nicht besonders. Wie Hopp in Hoffenheim will auch Wernze einen kleinen Verein in den Profifußball hieven. Auserwählt hat er Viktoria Köln, derzeit Regionalligist. Seit zwei Jahren pumpt der Millionär Geld in den siechen Traditionsverein, hat unter anderem Albert Streit in die vierte Liga gelotst. Die Ambitionen sind groß.

Ist in Köln genug Platz für zwei?

"Wir wollen eine Institution im Rechtsrheinischen werden", sagt Wernze, "im Spannungsfeld zwischen Bayer Leverkusen und dem 1. FC Köln." Der Gründer des Steuerberater-Imperiums ETL steht auf der Dachterrasse eines Hotels in der Kölner Innenstadt. Der Blick auf Dom und Rhein ist frei an diesem Tag. "Was uns treibt", sagt der 64-Jährige, "ist der Gedanke, dass eine solche Millionenstadt Platz hat für einen zweiten Profiklub."


"Big Boss" wird Wernze, der bereits beim FC als Investor tätig war, bei der Viktoria genannt. Auf der "Schäl Sick", der rechten Rheinseite, soll es nach dem Aufstieg aus der NRW-Liga schnell weiter nach oben gehen. Also kauft er kräftig ein für den Klub aus dem Arbeiterviertel Höhenberg, der vor 30 Jahren bereits in der zweiten Liga spielte. "Geld schießt nun mal Tore", begründet Wernze mit ernster Miene: "Nur, wer sich nicht intensiv mit dem Fußball beschäftigt, behauptet das Gegenteil." Mehr als 700 Erst- und Zweitligaspiele hat der aktuellen Kader absolviert.

Doch ganz so einfach ist es offenbar nicht. Die Mannschaft stagniert im Verfolgerfeld der Regionalliga West, einen Durchmarsch wird es wohl nicht geben. Ausgerechnet Wernzes größter Coup sorgt zudem für Negativschlagzeilen. Albert Streit wurde seinem Image als schwieriger Profi gerecht - und nach einer Tätlichkeit vereinsintern suspendiert. Noch nach seinem Wechsel im Winter hatte der frühere Schalker von den Voraussetzungen geschwärmt. "Wir haben hier Spieler, die locker eine gute Rolle in der 2. Liga spielen könnten. Die Möglichkeiten sind großartig", sagte der 32-Jährige.

"Der Neid ist eine Triebfeder"

Sichtbar ist der Wandel vor allem im Höhenberger Sportpark. Ein hochmoderner Trainingsplatz grenzt hier an das alte, baufällige Vereinsheim. Die Spieler auf dem Kunstrasen tragen in der Tat bekannte Namen. Das frühere Spitzentalent Savio Nsereko, 2009 für elf Millionen Euro zu West Ham United gewechselt, stieß im Winter zur Viktoria. Mike Wunderlich ist wohl der beste Offensivspieler der Regionalliga. Andere, wie Giovanni Federico, Alexander Voigt und Abwehrchef Mariusz Kukielka, haben ihre besten Profi-Jahre aber bereits hinter sich.

Sportchef Franz Wunderlich nickt, er kennt diese Bedenken. "Man wirft uns vor, dass wir nur abgetakelte Ex-Profis verpflichten", sagt der 49-Jährige: "Für uns als Viertligist ist es aber schwierig, hochtalentierte junge Spieler von Borussia Dortmund zu bekommen. In die Regionalliga kriegen sie diese Leute nicht." Dass der Sprung in die dritte Liga nun trotz der bekannten Namen wohl nicht auf Anhieb gelingt - laut Wunderlich eingeplant und kein Problem.

Die Konkurrenten werden es dennoch mit Genugtuung registrieren. Der Weg der Viktoria wird kritisch begleitet. "Wir merken, dass wir nicht beliebt sind in dieser Liga", sagt Wunderlich. Wo der Klub anreist, sind Schmährufe und Anti-Wernze-Plakate Standard. "Der Neid ist eben eine Triebfeder", sagt Wernze und zuckt mit den Schultern. Ihn störe es nicht, man kenne diese Reaktionen ja. In Hoffenheim war es nicht anders.

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