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DFB-Bundestag: Auftakt
Reformer von Polizei weggeschickt

DFB-Bundestag: Auftakt wird zur großen Show
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Hans Willemsen hat lange auf diesen Moment gewartet. Doch nun, da er neben Oliver Bierhoff steht, fühlt er sich verloren inmitten der kreischenden Teenager.

„Das ist mein Spieler“, ruft der langjährige Nachwuchscoach der Essener SG 99/06, um sich zu erklären. Bierhoff antwortet prompt: „Das ist mein Trainer.“ Willemsen strahlt, schließlich war er der erste Linienchef des heutigen DFB-Teammanagers. Und ein bisschen darf er sich wie der erste Gewinner des DFB-Bundestages fühlen, der gleich in der Essener Philharmonie eröffnet wird.


Auf dem Weg dorthin müssen die 260 Delegierten an einem Mini-Turnier für Essener D- und E-Jugendteams vorbei. „Für die Mädchen ist es eine spannende Sache, die Leute mal live zu erleben. Aber sie wissen nicht, was da genau passiert und warum die alle hier sind. Das interessiert sie auch weniger“, sagt Rebecca Ott, die U13-Trainerin der Spvg. Schonnebeck. Um 13:15 Uhr ist sie mit ihrer Truppe fertig umgezogen angereist, um auf dem Betonvorplatz zum Amüsement der vorbeieilenden Gäste zu kicken – gegen gleichaltrige Mädchen und jüngere Jungs, schließlich ist der DFB für alle da.

Die Dekoration schreit nach Jogi

Einige ihrer Mädchen wollen bis 16:30 Uhr bleiben, weil Angela Merkel dann eintreffen soll. Doch bis dahin ist das Turnier schon längst vorbei, und die Eltern wollen schnell nach Hause. Zumindest die Spielpause nutzen die Kinder: Vor dem benachbarten Sheraton-Hotel hat sich eine Horde versammelt, die eigentlich nur zur Dekoration dienen sollte. Sie schreien „Jogi, Jogi“, und, als das nichts hilft, „Löw, Löw“.

Die Top 3 der meistgehörten Sätze 1. „Ich find’ das nicht gut mit der Reform.“ 2. „Das Bier ist aber gut hier.“ 3. „Wo geht’s denn zu den Vorspeisen?“

Nichts passiert. Nach einem kurzen Moment der Resignation tut sich etwas hinter den verdunkelten Scheiben, Jubel brandet auf und selbst die Trainer werden angelockt. Heraus kommt: Ein wohlbeleibter Herr mittleren Alters, der definitiv nicht Jogi Löw ist. Ein Papa fragt die dazugehörige Mama: „Ob der Mesut Özil wohl auch kommt?“

Die Reformer werden weggeschickt

Auf der anderen Seite der Philharmonie protestieren derweil Hochtief-Mitarbeiter gegen die Politik der Bundesregierung. „Wenn die Merkel schon mal da ist, muss man doch reagieren“, sagt einer. Sechs Jungs in dunklen Jacken gesellen sich zu den Protestierenden. Sie kommen aber erst gar nicht dazu, ihr Plakat mit der Aufschrift „Pro Regionalliga-Reform“ auszurollen, weil die Polizei sie wegschickt.

Wer nicht angekündigt ist, muss gehen. Das gilt sogar für die Philharmoniker, die sich am Eingang zu ihrer Heimstätte mit Namen anmelden müssen. Wenig später spielen sie Wagners Walkürenritt für die Delegierten, und auf der großen Leinwand über ihnen werden Jubelbilder von Angela Merkel und diversen Fußballfunktionären gezeigt. „Da hat ja eigentlich nur noch ein Bild gefehlt“, sagt die Bundeskanzlerin im Anschluss. Wenige Tage nach der „Özil-Affäre“ hat sie die Lacher auf ihrer Seite.

Blatter wirkt brüskiert

Ehe sie die Veranstaltung vorzeitig verlässt, nimmt sie schon mal vorweg, dass FIFA-Präsident Sepp Blatter gleich als DFB-Ehrenmitglied ausgezeichnet wird. Die Überraschung will gar nicht mehr aus dem Gesicht des Schweizers weichen. Offen ist nur, ob er sich brüskiert fühlt oder ob er tatsächlich so tut, als ob er von seiner Ehre noch nichts wisse. Merkel verlässt den Saal samt Gefolge und einem Grinsen im Gesicht.

Reinhard Rauball will in diesem Moment einfach nur noch weg. Schließlich ist er nicht nur Liga-, sondern auch BVB-Präsident und darf als solcher nicht das Europa-League-Spiel gegen Paris St. Germain verpassen. Vorher spielen die Essener Philharmoniker aber noch „Mission Impossible“. Ehe sich das Publikum fragen kann, ob es sich um eine Anspielung auf die anstehende Regionalliga-Reform handelt, steht auch schon Adel Tawil auf der Bühne. Die eine Hälfte von „Ich + Ich“ schmettert „So soll es bleiben“, und manch einer der überwiegend grau melierten Fußball-Funktionäre holt doch tatsächlich sein Video-Handy aus dem Jackett. Wenn die Schonnebecker Mädels jetzt noch da wären, würden sie vermutlich das selbe tun…

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