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Kreisliga B Essen Nordwest: TuS Helene II vor dem Rückzug
"Die zerfleischen sich gegenseitig"

Kreisliga B Essen Nordwest: TuS Helene II vor dem Rückzug
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TuS Helene Essen II, Chaos-Truppe der Kreisliga B Essen Nord-West. Die Zweitvertretung des Traditions-Klubs bastelt derzeit zielstrebig an diesem zweifelhaften Ruf. Stolze 45 Gegentore in sechs Partien waren bereits untrügliches Indiz dafür, dass die Mannschaft den Anforderungen ihrer Spielklasse nicht genügt. Die sportliche Bankrotterklärung folgte jedoch erst am gestrigen Sonntag. Das angesetzte Match gegen den souveränen Ligaprimus Ballfreunde Bergeborbeck sorgte bei den ohnehin schon arg Gebeutelten für weiche Knie - man trat kurzerhand gar nicht erst an. Nun soll der große Kassensturz folgen. Angesichts gravierender Disziplin-Probleme innerhalb der Truppe, scheint es jedoch wenig wahrscheinlich, dass das Team diese Spielzeit überdauert.

Der Ausgangspunkt der prekären Lage ist dabei eigentlich schon in der Sommerpause zu suchen. Zunächst gab Trainer Sevan Garabetyan dem Bezirksliga-Absteiger VfB Essen-Nord den Vorzug. Zehn Kicker aus der Mannschaft der Vorsaison taten es ihm gleich, drei weitere Spieler-Abgänge machten einen nur schwer kompensierbaren Aderlass komplett. "Für Leute, die in der Kreisliga B eigentlich gut aufgehoben sind, ist die A-Liga natürlich ein Reiz. Dann denken sie, sie seien die Stars, müssen nicht erst selbst einen Aufstieg schaffen", stichelt Hans-Jürgen Goetz, Helene-Beirat und - Aushilfs-Coach. Zu allem Überfluss mussten die Altenessener nämlich auch noch auf dem Trainer-Posten improvisieren. So weilte der etatmäßige neue Übungsleiter Moktar El-Karoui während der letzten sechs Spieltage im Urlaub. "Das war auch so abgesprochen und ließ sich leider nicht anders legen", erklärt Goetz. "Wir haben viele Spieler aus der A-Jugend hochgezogen, die sind 19, 20 Jahre alt. Ohne die ordnende Hand eines Trainers zerfleischen die sich gegenseitig. Da denkt jeder, er sei der Beste."

Doch nicht nur an der Seitenlinie war Kreativität Trumpf, der personelle Notstand trieb auch auf dem Platz bizarre Blüten. Ein gelernter Feldspieler versuchte sich im Tor, regelmäßig gab es Probleme, überhaupt zehn Akteure zum Anpfiff zusammenzutrommeln. Besonders pikant: In einigen Fällen standen einem Einsatz nicht etwa Verletzungen, Arbeit oder Urlaub im Weg - vielmehr haperte es bei der Disziplin. Helene-Geschäftsführer Günter Banz erinnert sich: "Teilweise mussten wir die Spieler morgens aus dem Bett schellen", Goetz bringt es schließlich auf den Punkt: "Besonders ärgerlich ist es, wenn Spieler aus den üblichen Wochenend-Gründen scheinbar noch nicht wieder so klar im Kopf sind, pünktlich am Treffpunkt zu erscheinen."

Dass das Match gegen die Ballfreunde aus Bergeborbeck nicht gerade Jubelstürme im Lager der Helenen auslöste - nur zu verständlich. Schließlich dominiert der Spitzenreiter die Liga scheinbar nach Belieben, feiert einen Kantersieg nach dem anderen. "Beim Tabellenführer wollten sie nicht antreten", berichtet Goetz. Ohne ausreichend spielwillige Kicker musste das Spiel abgesagt werden. Ungeachtet des katastrophalen Bildes, das die Helenen derzeit abgeben, will der Beirat nun jedoch einen letzten Anlauf wagen, um die Truppe zur Räson zu rufen. Sollte sich die vage Hoffnung auf einen Neuanfang jedoch zerschlagen, wird sich TuS Helene II noch in der kommenden Woche vom laufenden Spielbetrieb abmelden. "Das werden wir den anderen Klubs, dem Kreis und auch unserem Verein nicht antun", verspricht der 59-Jährige.

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