Offensive
Hansi Flick hätte vom FC Bayern neben Assistent Danny Röhl und Scout Hermann Gerland am liebsten wohl auch noch einen weiteren Spieler mitgenommen: Ein echter Strafraumstürmer wie der Münchner Weltfußballer Robert Lewandowski ist auch unter dem neuen Chef nicht zu sehen. Timo Werner, das wurde trotz seines Tores (41.) abermals deutlich, ist es nicht. Überhaupt fehle der deutschen Offensive insgesamt das „Selbstverständnis“, Tore zu erzielen, hat Flick beobachtet. Werner macht sich aber „keine Sorgen“, denn: „Wenn die Abläufe klarer werden, wird auch vor dem Tor die Klarheit und die Konsequenz wieder besser sein.“
Standards
Dass Flick in Mads Buttgereit einen Experten für ruhende Bälle verpflichtet hat, war in St. Gallen noch nicht zu erkennen. Als säße auf der Bank nach wie vor Standard-Muffel Joachim Löw, verpufften 15 Ecken wirkungslos, und auch Freistöße brachten kaum Gefahr.
Spielwitz
Leroy Sane, Serge Gnabry, Kai Havertz, Jamal Musiala oder Marco Reus - an Zauberfüßen mangelt es der deutschen Elf nun wahrlich nicht. Und doch erreicht sie viel zu selten ein Tempo, wie es der moderne Fußball erfordert. Flick muss seiner Mannschaft die Behäbigkeit der Löw-Spätphase austreiben und ihr Geschwindigkeit verleihen. Die Unbekümmertheit von Youngster Musiala soll dabei als Vorbild dienen. „Er geht aufs Feld, hat seinen Spaß und spielt, worauf er gerade Lust hat“, schwärmte Werner: „Da kann man sich von seiner jugendlichen Lockerheit was abschneiden.“
Pressing
Mehr Mut, mehr Initiative, mehr Aktivität - das waren die drei wichtigsten Schlagwörter, die sich Flick in der Vorbereitung in Stuttgart auf die Fahne geschrieben hatte. Einen kleinen Fortschritt wollte er in St. Gallen immerhin ausgemacht haben. „Wir haben gesehen, dass die Mannschaft bereit ist, den Gegner direkt unter Druck zu setzen“, sagte er und lobte: „Wir hatten frühe Ballgewinne, da war jeder Einzelne eingebunden.“
Chemie
Eine echte Mannschaft, ein eingespieltes Team, bei dem jedes Rädchen ins andere greift - das ist die deutsche Nationalmannschaft schon seit Jahren nicht mehr. Flick setzte auch hier an, führte viele Gespräche, streichelte Seelen wie die von Werner oder Leroy Sane, der zum 2:0 traf (77.). Dass er die Stammformation, die er im Training einspielte, für Liechtenstein auseinanderriss, mag auch Verletzungen (Neuer, Müller) und dem Armenien-Spiel geschuldet gewesen sein. Hilfreich, um sich endlich über eine feste Achse zu finden, war es nicht. Gemeinsame Aktionen wie der Kino-Abend am Freitag allein reichen nicht.