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WM-Vergabe: Korruption
Afrikaner weisen Vorwürfe von sich

FIFA-Korruptionsaffäre: WM-vergabe versinkt im Chaos
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Die Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaften 2018 und 2022 droht im Chaos zu versinken, Forderungen nach einer Verlegung werden immer lauter. Die FIFA wehrt sich.

Der Fußball-Weltverband FIFA hält verzweifelt an seinem Programm fest und will von einer neuerlichen Bestechungs-Affäre nichts wissen: Während die Schweizer Behörden und selbst das Internationale Olympische Komitee (IOC) wegen der Korruptionsenthüllungen am Dienstag in Panik gerieten, hat die FIFA um Präsident Joseph S. Blatter den Skandal zwei Tage vor der Vergabe-Show am Donnerstag in Zürich endgültig zu den Akten gelegt.

"Die Ermittlungen in diesem Fall sind definitiv beendet. Das Zuger Gericht hat in seinem Urteil vom 26. Juni 2008 keinen FIFA-Offiziellen verurteilt. Es ist deshalb wichtig, einmal mehr zu unterstreichen, dass in diesem Prozess kein FIFA-Offizieller wegen krimineller Taten angeklagt wurde", teilte die FIFA mit. Dass das Schweizer Bundesgericht beim Insolvenz-Prozess mit der ehemaligen FIFA-Hausagentur ISL vor zwei Jahren keine rechtliche Handhabe gegen die Funktionäre hatte, wurde dabei allerdings verschwiegen.

Wir hoffen, dass es keine Absprachen gibt"

Trotz einer Krisensitzung am Dienstag scheint die vonseiten der Anti-Korruptionskämpfer geforderte Verlegung der WM-Vergabe 2022 auf 2012 allerdings kein Thema, wie FIFA-Sprecher Nicolas Maingot auf SID-Anfrage erklärte. Am Montag waren auch Absprachen zwischen den Kandidaten Portugal/Spanien (2018) sowie Katar (2022) von den Offiziellen nicht mehr bestritten worden. Das bringt nun vor allem Russland auf die Palme. "Wir halten nichts von der Idee, Allianzen zu schmieden und Absprachen zu treffen. Wir hoffen, dass es keine Absprachen gibt", sagte Russlands Sportminister Witali Mutko.

Unterdessen hat das IOC angekündigt, die Vorwürfe gegen den afrikanischen Spitzenfunktionär Lamine Diack zu untersuchen. Der senegalesische Präsident des Leichtathletikweltverbandes soll wie die FIFA-Exekutivmitglieder Issa Hayatou (Kamerun), der ebenfalls einen Sitz im IOC hat, Nicolas Leoz (Paraguay) und Ricardo Teixeira (Brasilien) von der ISL Bestechungsgelder kassiert haben. Mehr als zehn Millionen Dollar sollen dabei geflossen sein. Auch der frühere FIFA-Präsident Joao Havelange - ebenfalls IOC-Mitglied - soll auf der Liste stehen. "Das IOC hat eine Null-Toleranz-Grenze gegen Korruption und wird mögliche Beweise direkt an die Ethik-Kommission weiterleiten", hieß es in einem Statement des IOC.

FIFA sieht keinen Handlungsbedarf

Die FIFA sieht trotz der neuen Korruptionsvorwürfe keinen Handlungsbedarf. Die Toleranzgrenze scheint beim Weltverband im Gegensatz zum IOC recht hoch. Denn die FIFA-Hausagentur ISL hatte vor der Jahrtausendwende nach Informationen der Süddeutschen Zeitung knapp 140 Millionen Euro an Funktionäre der FIFA, des IOC und des IAAF weitergeleitet. Das hatte das Strafgericht in Zug im Prozess gegen sechs ISL-Manager festgestellt.

Nicht aufgedeckt wurden die Namen der Empfänger, weil nach Androhung juristischer Konsequenzen einen Millionenbetrag zurück an die ISL-Konkursverwalter überwiesen wurde - aus bislang unbekannter Quelle. Die Ermittlungen gegen die Empfänger der Bestechungsgelder wurden vom Schweizer Bundesgericht ausgebremst, da wegen der Gesetzeslage der Eidgenossen nicht gegen die möglicherweise korrupten Funktionäre bei der FIFA vorgegangen werden konnte. Deshalb will die Schweiz nun ein Gesetz gegen bestechliche Sportfunktionäre erlassen.

Beim ISL-Prozess wurde dann aber ein überraschender Vergleich geschlossen. Die FIFA überwies 5,5 Millionen Franken an die Staatskasse. Damit einher ging nach SZ-Angaben das Eingeständnis der Beschuldigten, dass Bestechung vorlag. So sollen sich die FIFA-Funktionäre eine Einstellung nach Paragraf 53 des Strafgesetzbuches erkauft haben. Ansonsten wäre es zum Prozess gekommen und die Namen der bestochenen Funktionäre wären an die Öffentlichkeit gelangt.

Anti-Korruptions-Organsiation fordert späteren Termin

Die Anti-Korruptions-Organisation Transparency International hat die FIFA deshalb aufgefordert, die Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 und 2022 zu verschieben. Die für Donnerstag geplante Vergabe dürfe nicht über die Bühne gehen, "bis endgültig Licht in die Vorwürfe gebracht ist, die derzeit in den Zeitungen stehen". Die Vorwürfe, behauptet die Organisation, hätten "die Entscheidungsprozesse der FIFA so in Misskredit gebracht, dass eine Entscheidung unter den momentanen Umständen die Kontroverse nur weiter anheizen würde".

Die von den Vorwürfen betroffenen FIFA-Exekutivmitglieder Hayatou, Teixeira und Leoz waschen ihren Hände derweil in Unschuld. Leoz, verdächtigter Präsident der südamerikanischen Konföderation CONMEBOL, reagierte gelassen. In der neuen BBC-Dokumentation über Bestechlichkeit im Exekutivkomitee des Weltverbandes FIFA würden dieselben Geschichten wie seit zehn Jahren erzählt. Zudem drohen ihm ja nach Aussage der FIFA keine Sanktionen. "Das ist nichts Ernsthaftes. Vor zehn Jahren hat die Schweizer Justiz Klarheit geschaffen", sagte der Paraguayer. Die Vorwürfe seien nur ein Versuch "bestimmter Personen, vor der Entscheidung am 2. Dezember Druck aufzubauen".

Afrikanischer Verband wehrt sich gegen Vorwürfe

Auch die afrikanische Konföderation CAF hat die Verwicklung Hayatous zurückgewiesen. "Der Bericht spiegelt nicht die Wahrheit wider. Der Betrag sei eine Spende der ISL an seinen Partner CAF, anlässlich der Vorbereitungen zur 40-Jahr-Feier", heißt es in einer offiziellen Erklärung. Die Transaktion liege mehr als 15 Jahre zurück und hätte nichts mit der Benennung der Kandidaten für die WM 2018 und 2022 zu tun, teilte die afrikanische Fußball-Konföderation weiter mit.

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