Der in der Bundesliga seit einem halben Jahr torlose Bayern-Stürmer Klose leitete den verdienten 3:0 (1:0)-Erfolg im umkämpften Spitzenspiel gegen die Türkei ein (42.) und sorgte mit seinem 57. Tor im Nationaltrikot auch für den Schlusspunkt (87.). Den zweiten Treffer erzielte Özil (79.), als Sohn türkischer Eltern so etwas wie der "verlorene Sohn" der Türken. Aus Respekt vor den Menschen aus dem Land seiner Vorfahren jubelte der Mittelfeldstar von Real Madrid nach seinem dritten Tor für Deutschland aber nur ganz still.
Nach dem dritten Sieg im dritten Spiel ist Deutschland nun alleiniger Spitzenreiter der Gruppe A und auf dem besten Weg zur EM 2012 in Polen und der Ukraine. Bereits am Dienstag muss die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw, der den 42. Sieg in seinem 60. Länderspiel feierte, in Astana gegen Kasachstan antreten.
Hiddinks fünfte Niederlage gegen Deutschland
Die Türken mussten trotz lautstarker Unterstützung ihrer zahlreichen Fans im ausverkauften Berliner Olympiastadion nach zwei Erfolgen dagegen einen ersten Dämpfer hinnehmen. Für Trainer Guus Hiddink war es im fünften Spiel mit drei Ländern die fünfte Niederlage gegen Deutschland.
Das Führungstor der DFB-Elf in der 42. Minute war Balsam für die zuletzt geschundene Fußballer-Seele der Profis von Bayern München, die mit einer Dreierkombination alleine verantwortlich für den Treffer waren: Einen Kopfball von Thomas Müller nach Flanke von Lahm lenkte Türken-Keeper Volkan Demirel an die Latte und den Pfosten, Klose verwertete den Abpraller aus kurzer Distanz. Der zweitbeste Torschütze der deutschen Länderspiel-Geschichte überflügelte mit seinem 104. Einsatz Franz Beckenbauer und ist nun alleiniger Vierter der ewigen Bestenliste.
Im DFB-Team hatte Toni Kroos im defensiven Mittelfeld den Platz des verletzten WM-Stars Bastian Schweinsteiger eingenommen, der Hamburger Heiko Westermann agierte als linker Außenverteidiger. Die Türken begannen mit drei Bundesliga-Profis, die allesamt in Deutschland geboren und aufgewachsen sind: Hamit Altintop (Bayern München), seinem Zwillingsbruder Halil (Eintracht Frankfurt) und Nuri Sahin (Borussia Dortmund).
Merkel und Erdogan mit von der Partie
Die "Milliler", von ihren Fans und dem mit Freundschaftsschal neben Bundeskanzlerin Angela Merkel sitzenden Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan euphorisch angefeuert, blieben in der von Taktik geprägten ersten Halbzeit ohne nennenswerte Torchance. Der WM-Dritte hatte in der Neuauflage des EM-Halbfinals von 2008 (3:2 für Deutschland) dagegen einige: Miroslav Klose verpasste den Ball knapp (9.), Sami Khedira scheiterte ebenso an Volkan (11.) wie der von den türkischen Fans während des gesamten Spiels ausgepfiffene Mesut Özil (16.). Die Türken mussten bereits Mitte der ersten Halbzeit zudem einen Schock verkraften, als der gebürtige Brasilianer Mehmet Aurelio wegen einer Verletzung am linken Fuß ausgewechselt werden musste.
Nach dem Wechsel schien das DFB-Team das Spiel zunächst im Griff zu haben, hätte nach einem groben Schnitzer von Lukas Podolski aber fast den Ausgleich kassiert. Doch der Schalker Keeper Manuel Neuer parierte gegen den völlig frei vor ihm aufgetauchten Ex-Schalker Halil Altintop glänzend.
Özils Tor bringt die Entscheidung
Die linke Seite mit Westermann und Podolski war ohnehin die große Schwachstelle im deutschen Team. Löw, der als Trainer von Fenerbahce Istanbul (1998/99) und Adanaspor (2001) in der Türkei arbeitete, schimpfte immer wieder lautstark am Spielfeldrand und schoss sogar wütend einen Gegenstand durch die Luft, nahm zunächst aber keine personellen Veränderungen vor. Podolski vergab in der 70. Minute zudem die Vorentscheidung, als er nach schöner Vorarbeit von Özil aus acht Metern aus guter Position am Tor vorbeischoss.
Das DFB-Team überzeugte spielerisch weiter nicht, verteidigte aber mit großem Einsatz und kam durch Özil zum zweiten Tor. Nach einem schönen Pass von Lahm blieb der Spielmacher ganz ruhig und ließ Volkan keine Chance. Einen Fehler des türkischen Schlussmannes nutzte Klose zum 3:0.
Beste Spieler im DFB-Team waren Klose, Khedira und Holger Badstuber. Bei den Türken gefielen vor allem der in der ersten Halbzeit nach einem Zusammenprall mit Neuer hinter dem Tor im Gesicht genähte Servet Cetin und Routinier Emre Belözoglu.