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Bochum: Der Absturz der DJK TuS Hordel II
Ein Klub sägt am eigenen Ast

Bochum: Der Absturz der DJK TuS Hordel II
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Die Zahlen sind ernüchternd: Zehn Spiele, null Punkte, 13:45 Tore. Selten stand es um die zweite Mannschaft der DJK TuS Hordel II so schlecht, wie in dieser Spielzeit. Noch immer genießen die talentierter Nachwuchsspieler bei den umliegenden Verbands- und Landesligisten einen guten Ruf. Doch die Zeiten, in denen davon auch der Seniorenbereich, explizit die Verbandsligaelf profitiert, sind ohne ein konkurrenzfähiges Bezirksligateam schnell vorbei. Der Verein sägt am eigenen Ast - und der Vorstand sieht weg.

Diesen Eindruck hat nicht zuletzt auch Frank Czerwinski, der Übungsleiter des abgeschlagenen Tabellenletzten der Bezirksliga 13. "Von oben kommt nichts. Was soll man da überhaupt noch sagen, um die Jungs aufzubauen?", fragt sich der Coach, der sich angesichts der angespannten Personalsituation zuletzt oftmals selbst ins Tor stellen musste, während die Verbandsligaelf mit zwei Torleuten durch die Gegend reiste.

Dass die Bezirksligamannschaft in diesem Jahr teilweise mit drei, vier Alt-Herren-Spielern auflaufen muss (Czerwinski: "Ich bin froh, dass ich die habe"), hat seine Gründe. Doch die wahren Fakten, warum im Sommer fast eine komplette Bezirksligamannschaft den familären Verein verlassen hat, geraten nur tröpfchenweise an die Öffentlichkeit. Die Spieler, so hört man, fühlten sich übergangen. Gespräche zwischen Vorstand und Spielern habe es oftmals gar nicht erst gegeben. Der Großteil der Akteure - die zuvor oft jahrelang für den Klub an der Hordeler Heide gekickt hatten - zog seine Konsequenzen und wechselte, oft schweren Herzens, zu anderen Klubs.

Nun gilt es für Czerwinksi, die Scherben zusammenzukehren. Bereits Dirk Sörries, der zum Saisonstart aus Harpen an die Hordeler Heide gelockt wurde, hatte sich nach wenigen Wochen angesichts der dünnen Personaldecke aus dem Staub gemacht. "Ich habe das Gefühl, die zweite Mannschaft soll wie die dritte im letzten Jahr abgeschoben werden. Das kümmert hier keinen", schimpft Czerwinski, der von der Führungsriege des Vereins ein klares Zeichen fordert. "Der Vorstand soll sich vor die Mannschaft stellen."

Dass die Mannschaft ihre Trainingsanzüge in der Bezirksliga selber organisieren muss - an solche Umstände hat sich der Coach in der Post-Müntefering-Ära längst gewöhnt. Er akzeptiert sie. Nicht aber, dass statt der zugesagten vier oder fünf Verbandsspieler, sonntags oftmals nur drei Akteure zur zweiten Mannschaft hinzustoßen, "die man, ganz ehrlich gesagt, was die Leistung angeht, nicht von den restlichen Spielern der Bezirksligamannschaft unterscheiden kann", so Czerwinksi. Schlimmer noch: "Einige Spieler haben keine Bezirksligatauglichkeit", so Czerwinski. Wumms.

Von Frust oder Verärgerung der Bezirksligaspieler, die teilweise regelmäßig in der ersten Mannschaft trainieren, will Jürgen Meier, der Trainer der Verbandsligaelf allerdings "nichts gehört" haben. "Keine Frage, dass das eine schwere Situation ist, wissen wir alle", argumentiert der Banker. "Aber die Jungs lassen den Kopf nicht hängen. Da muss nur der Knoten einmal platzen. Sie haben sich schon längst einen Sieg verdient."

Worte, die für Czerwinski angesichts der fast schon aussichtslosen Lage wie Hohn klingen müssen. Der Gipfel der Realitätsverdrängung spielte sich am vergangen Freitag in der Kabine ab, in der Meier der Bezirksligamannschaft deutlich machen wollte, dass der Vorstand mit dem bisher erreichten "zufrieden" und noch alles "im grünen Bereich" sei. Nicht nur die Lokalpresse fragte sich angesichts solcher Aussagen, was für einen puntklosen Tabellenletzten da der "rote Bereich" sei.

Angesichts solcher Worte verwundert es auch nicht, dass, geht es nach Meier, die Mannschaft trotz der angespannten Lage nicht vom Spielbetrieb abgemeldet wird. "Doch nicht in Hordel. Wir sind froh, dass wir eine zweite Mannschaft in der Bezirksliga haben. Wer hat das schon heute noch?", sagte der Übungsleiter.

Ein "Privileg", mit dem Czerwinski Sonntags, 15 Uhr, wenn wieder einmal nur eine Rumpf-Elf zur Verfügung steht, nicht viel anfangen kann: "Wir spielen ja keinen schlechten Fußball, aber der Frust sitzt einfach tief." Dass die zweite Mannschaft überhaupt die Fluktuation vor Saisonbeginn überstanden habe, sei vor allem dem mittlerweile verstorbenen Horst Page zu verdanken. "Nur er hat die zweite Mannschaft am Leben gehalten", so Czerwinski.

Bleibt die Frage, ob die Mannschaft überhaupt das Potenzial hat, die Liga zu halten. "Sieben, acht Spieler vielleicht. Aber eigentlich nicht", lautet die ehrliche wie niederschmetternde Analyse des Übungsleiters.

Bis zur Rückrunde will "Don Quichotte" Czerwinski in jedem Fall weiter kämpfen. Gegen alle Hordeler Windmühlen - und gegen den eigenen, tiefen Frust.

Diskutiert im Forum: Steht Hordel II als erster Absteiger fest? revierkick.de/forum-showposts-152.html

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