Das norwegische Torphänomen beruhigte die flatternden Nerven des BVB im Zehn-Millionen-Euro-Spiel gegen den feurigen FC Sevilla mit seinen Treffern zur Zwei-Tore-Führung beim 2:2 (1:0) - die Borussia zog ungeachtet einer minutenlangen Posse um den Videobeweis erstmals seit 2017 ins Champions-League-Viertelfinale ein. Das Hinspiel hatten die Dortmunder mit einer deutlich besseren Leistung auswärts 3:2 gewonnen.
Haaland - wer auch sonst? Der eiskalte Topstar, der den BVB durch die gesamte Saison trägt, nutzte die erste Chance, nachdem die Gastgeber lange wie paralysiert dem Wirbel der Spanier zugeschaut hatten (35.). Es war sein neuntes Tor in der laufenden Champions-League-Saison. Nummer zehn ließ er nach kuriosen VAR-Entscheidungen vom Elfmeterpunkt folgen (54.). Youssef En-Nesyri verkürzte für Sevilla ebenfalls per Foulelfmeter (68.), dann traf er zum Ausgleich (90.+6).
In Führung zu liegen - das war zuletzt nicht nur im Spiel bei Bayern München (2:4) eine Schwäche des BVB. Mehr „Fußball zu spielen“, mehr zu wagen, hatte Nationalspieler Emre Can seiner Mannschaft daher ans Herz gelegt. Wie erwartet konnte der zuletzt leicht angeschlagene Haaland starten, Raphael Guerreiro und Giovanni Reyna hingegen fehlten. Jude Bellingham und Mateu Morey rückten ins Team.
Sevilla stürmte in Erwartung anfänglicher Dortmunder Zurückhaltung ohne Kompromisse los. Schon nach 120 Sekunden gab Lucas Ocampos unter dem Jubel der erstaunlich lauten andalusischen Delegation den ersten gefährlichen Schuss ab. Jeder Pass der Gäste war mit Zug gespielt, der BVB wurde eingeschnürt. Es war ein Stresstest: Suso brachte Torhüter Marwin Hitz ins Fliegen (18.).
Dann wurde es extrem kurios
Dabei hatten sich die Leistungskurven beider Mannschaften nach dem Hinspiel vor drei Wochen gekreuzt: Der BVB kam endlich in Form, Sevilla hingegen verlor dreimal in Serie, zuletzt beim Abstiegskandidaten FC Elche. Dennoch war es die Gästemannschaft, die voller Selbstvertrauen Alarm machte. Dortmund lief beeindruckt hinterher, Hans-Joachim Watzke und Michael Zorc sahen es von ihren Plätzen mit Sorge.
Das Führungstor war wie ein Regenschauer auf ein vertrocknendes Feld. Der BVB gewann Sicherheit, Sevilla benötigte nun mindestens drei Tore, um noch eine Chance auf die 10,5 Millionen Euro Prämie der UEFA zu haben. Marco Reus hatte den Ball von der Auslinie perfekt für Haaland zurückgelegt, Sevillas Torhüter Bono hätte energischer rausgehen müssen. Thorgan Hazard vergab unmittelbar nach dem Wiederanpfiff eine Großchance (46.).
Dann wurde es extrem kurios. Haaland war wie ein Räumfahrzeug zum vermeintlichen 2:0 gestürmt, hatte dabei aber einen Gegenspieler gerempelt. Schiedsrichter Cüneyt Cakir (Türkei) ging raus, augenscheinlich, um sich diese Szene anzusehen - und er kam mit der für alle überraschenden Entscheidung Foulelfmeter wieder. Haaland war in einer vorhergehenden Szene am Trikot gehalten worden.
Der Norweger verschoss erstaunlicherweise, das Spiel lief weiter - bis Cakir wieder eingriff. Er ließ den Elfmeter wiederholen, weil Torhüter Bono sich in erster Ausführung von der Linie weg bewegt hatte. Haaland traf, Sevilla war erzürnt und spielte weiter nach vorne, was belohnt wurde. Can verursachte den erneuten Elfmeter fahrlässig. sid
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