Jude Bellingham hatte noch keine Lust aufs Bett. Ein Bild nach dem anderen stellte der 17-Jährige nach seinem aufsehenerregenden ersten Spiel für Borussia Dortmund gegen Mitternacht in seine Instagram-Story, und am Dienstag legte er gleich nach. „Ein gutes Debüt und mein erstes Tor“, schrieb der englische U21-Nationalspieler, „und eine wirklich starke Mannschaftsleistung der Jungs“.
Dabei hatte der BVB alles dafür getan, die Euphorie um das nächste englische Supertalent und sein Kollektiv brillanter Jungstars nicht sofort ausarten zu lassen. „Er ist erst 17“, sagte Trainer Lucien Favre, der Bellingham nach bärenstarken 45 Pokal-Minuten beim 5:0 (3:0) beim MSV Duisburg ausgewechselt hatte. Der Verein wiegelte auch ab: Bellingham, war die Auskunft, mache ja „noch gar keine Medienarbeit“.
Die eine Halbzeit des 26-Millionen-Euro-Zugangs von Birmingham City reichte allerdings, um Fans der Borussen in Verzückung zu versetzen. Bellingham präsentierte sich neben Axel Witsel vor der Dreierkette wie ein Ballmagnet, er zog das Spiel mit auf, technisch überragend und taktisch reif. Er warf sich krachend in Zweikämpfe, gestählt aus einer langen, knochenharten Saison in der englischen 2. Liga - und er glänzte gleich als Torschütze. „Er spielt wie ein Mann, er ist überall“, sagte Thorgan Hazard beeindruckt.
Das Debüt schlug Wellen bis nach England. „Schaut jetzt bloß weg, Manchester United!“, kommentierte der Mirror am Dienstag: Der Rekordmeister habe sich nicht nur das möglicherweise größte Fußballtalent des Landes sträflicherweise entgehen lassen, sondern auch noch Jadon Sancho, der ja auch erst 20 ist und ebenfalls traf. Der BVB hat das Buhlen Uniteds um einen Sommertransfer trotz vieler potenzieller Millionen immer wieder abgeblockt.
Zur Schlagzeile passte, dass Bellingham auch ein Foto postete, auf dem er Sancho umarmt. „History!“, schrieb er dazu, neben einer englischen Fahne. Es könnte sich ein Traumduo entwickeln, wenn auch höchstwahrscheinlich nur für eine Saison.
Favre musste für seine Verhältnisse fast an sich halten, um seine Begeisterung zu verbergen. „Wir kennen ihn seit Wochen“, sagte der Schweizer lachend, „er hat schon in mehreren Spielen gut gespielt und im Training.“ Er schwärmte von Bellinghams „Beschleunigung, und er kann auch defensiv sehr gut sein“. Das wird er wahrscheinlich auch am Samstag (18.30 Uhr/Sky) zum Ligastart gegen Borussia Mönchengladbach zeigen dürfen.
Bis dahin wird Bellingham auch weiterhin mit seiner Mutter, die mit nach Dortmund kam, Deutsch lernen. Für einfache Zurufe wie „Auf geht“s„, das war in der fast leeren MSV-Arena gut zu hören, reicht es jedenfalls schon. sid