Während die Vereine der Profi-Ligen durch die Geisterspiele Einnahmen generieren konnten, haben es die Vereine unterhalb der 3. Liga deutlich schwerer. Die Folgen der Coronavirus-Pandemie stellen sie vor finanzielle Herausforderungen. Sie sind auf die Spieltagseinnahmen angewiesen. Ein Umstand, auf den Marcus Uhlig, Vorstand von Rot-Weiss Essen, bereits mehrfach aufmerksam machte.
"Wir brauchen zwischen sechs und sieben Millionen Euro Umsatz pro Saison, um über die Runden zu kommen", betont der RWE-Boss nun im Interview mit "t-online.de" und ergänzt: "Ohne Spiele vor Publikum bricht uns unsere Geschäftsgrundlage weg." Damit gemeint: Einnahmen aus Tickets, Catering und Co. Am "Erlebnis Spieltag", so Uhlig, hänge die komplette Existenz des Vereins. [article=479712]RWE droht ein Verlust von 2,5 Millionen Euro[/article].
RWE-Boss Uhlig fühlt sich im Stich gelassen
Geisterspieltickets, Hilfsaktionen, Sondertrikots. Das alles, was laut Uhlig der fast schon "irrationalen Liebe" der Fans zum Verein zu verdanken ist, hat einen größeren Schaden abgewendet. Ebenso wie ein niedriger "einstelliger Prozentsatz" an Rückzahlungsforderungen. Dennoch fühlt sich Uhlig im Stich gelassen.
"Was ich vermisse ist eine signifikante, handfeste Unterstützung der Fußballverbände", beklagt sich der RWE-Boss und betont: "Zwar hat die DFL für die Bundesliga hervorragend reagiert, in der 3. Liga gaben die Verbände jedoch ein verheerendes Bild ab. Auch wenn wir als Viertligist offiziell als Amateurverein gelten, betreiben wir hier einen professionellen Fußballbetrieb. Das sieht man bereits an den Umsätzen. Mit unserem Zuschauerschnitt von 11.000 bewegen wir uns seit Jahren auf Zweitliganiveau und beweisen, was für eine Strahlkraft dieser Verein für die Stadt Essen und die gesamte Region hat. Und dennoch reicht uns, abgesehen von der Stadt Essen, niemand eine helfende Hand."
RWE-Boss Uhlig über die Politik: "Ein Armutszeugnis"
Was Uhlig fehlt, ist der Support aus der Politik, für RWE und alle gleichgesinnten Klubs. "Weder Bundes- noch Landespolitik und auch keiner der Verbände hat uns bis zum heutigen Tage ein Zeichen gegeben, dass man sich um Vereine wie uns, Rot-Weiß Oberhausen und Alemannia Aachen kümmern möchte. Vereine, die ich als absolut systemrelevant erachte in ihren lokalen Regionen. Es ist zwar von einem Konjunkturpaket über 200 Millionen Euro die Rede, aber dieses Geld wird wieder nur die 1. und 2. Bundesliga sowie die Drittligisten erreichen. Wenn das für uns Viertligisten so weitergeht, dass wir in Ungewissheit leben, ob und wann wir wieder mit unserem Geschäftsmodell planen können, wird das verheerende Auswirkungen für den deutschen Fußball haben."
Bei Uhlig herrscht komplettes Unverständnis: "Es wird schlichtweg nicht präzise genug gearbeitet in der Politik und den Verbänden. Je höher ich spiele, desto mehr Rettungsfallschirme habe ich bereits, Stichwort TV-Gelder. Für uns Viertligisten ist bisher absolut gar nichts gemacht worden. Wir sind aber auch der Arbeitgeber von über 100 Menschen, die wir jeden Monat bezahlen müssen. Dass wir bis zum heutigen Tag keine Unterstützung erhalten haben, ist ein absolutes Armutszeugnis für die Politik."
Bald wieder Fans an der Hafenstraße?
Damit RWE so bald wie möglich wieder auf die Spieltags-Einnahmen setzen kann, arbeitet Uhlig bereits an einem Konzept, das wieder Fans an der Hafensraße erlaubt. "Wir sind gerade mit unserem Stadionbetreiber dabei, ein eigenes Öffnungskonzept zu erstellen, das zum Saisonstart Anfang September eine signifikante Zuschauer-Anzahl ermöglichen soll. So versuchen wir, im engen Austausch mit den Behörden der Stadt Essen, uns selbst weiter aus der Krise zu helfen", gibt der 49-Jährige Hoffnung und betont: "Wenn wir nur darauf warten würden, dass die Politik uns hilft, könnten wir den Laden direkt zumachen."
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