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Christian Neidhart: So tickt der neue RWE-Trainer

Christian Neidhart ist der neue Trainer bei Rot-Weiss Essen.
Christian Neidhart ist der neue Trainer bei Rot-Weiss Essen. Foto: firo
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Nach sieben Jahren beim SV Meppen wechselt Christian Neidhart von der 3. Liga in die Regionalliga zu Rot-Weiss Essen. Doch wie tickt der neue Trainer eigentlich?

Frank Schmidt, Christian Streich, Christian Neidhart. Klingelt es bei dieser Auflistung?

Gemeint sind die drei dienstältesten Trainer im deutschen Profifußball. Schmidt, seit September 2007 beim 1. FC Heidenheim im Amt, ist der unangefochtene Spitzenreiter in dieser Kategorie. Freiburgs Kulttrainer Streich steht im Breisgau seit 2012 an der Seitenlinie - und dahinter folgt bereits Neidhart. Seit dem 1. Juli 2013, also seit fast sieben Jahren, leitet er die Geschicke bei Drittligist SV Meppen. [article=489245]Wie RevierSport bereits am Donnerstag[/article] berichtete und Rot-Weiss Essen am Freitag bestätigte, werden aber nicht mehr viele Tage hinzukommen. [article=489286]Neidhart ist der Nachfolger von Christian Titz[/article] bei RWE.

Keine Kontinuität bei RWE

Von solch einer Kontinuität auf dem Trainerstuhl konnten Essener Fans in der Vergangenheit nur träumen. In besagten sieben Jahren waren an der Hafenstraße gleich sieben verschiedene Trainer hauptamtlich beschäftigt, Interimslösungen ausgeklammert. Vielleicht war es auch eben jene Kontinuität, die die RWE-Bosse um Marcus Uhlig und Jörn Nowak von Neidhart überzeugte.

Doch was ist der 51-Jährige überhaupt für ein Typ? Wie lässt er vorrangig spielen? Auch wenn Neidhart die vergangenen drei Jahre in der 3. Liga trainierte, ist er für viele RWE-Fans wohl noch immer eine große Unbekannte.

Neidhart ist ein Menschenfänger

In Meppen hinterließ die Nachricht bei vielen Fans einen echten Schock. Neidhart und der SVM - das passte einfach wie die Faust aufs Auge. Der gebürtige Braunschweiger identifizierte sich voll und ganz mit dem Klub aus dem beschaulichen Emsland, war teilweise Trainer und Sportdirektor in Personalunion und stets in besonderem Maße in der Kaderplanung involviert.

Neidhart kann mit Fug und Recht als Menschenfänger bezeichnet werden. In Meppen gab er sich volksnah und legte großen Wert auf eine außergewöhnlich gute Beziehung zu den Fans - die zum Teil in der Tat zu richtigen Freundschaften führte. Seine lockere Art kam an - wenngleich er auch nie um deutliche Worte verlegen war.

Spätestens mit dem gelungenen Aufstieg in die 3. Liga im Relegations-Drama gegen den SV Waldhof Mannheim im Mai 2017 errang Neidhart Heldenstatus in der 35.000-Einwohner-Stadt. Nach 19 Jahren war der Verein wieder im Profifußball angekommen. Nicht zuletzt war der Aufstieg auch für Neidhart ein Glücksfall, denn dadurch bekam er automatisch mit fast 50 Jahren noch einmal einen Platz im Fußballlehrer-Lehrgang des DFB angeboten.

In der 3. Liga etabliert

Trotz stets kleinem Etats, gelang es den Meppenern in den vergangenen Jahren, sich in der 3. Liga zu etablieren. Die erste Saison endete sensationell auf dem siebten Platz, im Vorjahr befand sich der Verein zwar in der Hinrunde in Abstiegsnöten, sicherte sich schließlich aber vorzeitig den Klassenerhalt. Und in dieser Saison spielten die Blau-Weißen vor der Corona-Pause gar um den Aufstieg in die 2. Bundesliga mit - ehe zuletzt ein kleiner Einbruch kam. Derzeit steht der zehnte Rang zu Buche.

Spielerisch war in Meppen dabei von Jahr zu Jahr eine Entwicklung zu sehen. Agierte der SVM im ersten Drittligajahr noch sehr häufig mit langen Bällen, gelten die Emsländer in dieser Saison zu den spielstärksten Mannschaften der 3. Liga. 57 Treffer - der viertbeste Wert der Liga - sind eindrucksvoller Beleg dafür, dass Neidhart seine Teams gerne offensiv spielen lässt. In der Meistersaison 2016/2017 ballerte seine Mannschaft mit 81 Toren die Regionalliga Nord kaputt.

Ein Stoßstürmer ist nach Neidharts Gusto

Grundsätzlich hat der scheidende SVM-Trainer seine Mannschaft in der Vergangenheit in der Regel in einem 4-2-3-1-System spielen lassen. Die Variante mit einem Stoßstürmer sagt Neidhart durchaus zu, die Meppener hatten in Benjamin Girth, Nick Proschwitz und Deniz Undav in den vergangenen drei Jahren zudem immer einen der erfolgreichsten Stürmer der 3. Liga in ihren Reihen. Ein Stürmertyp wie Simon Engelmann, der im Sommer ebenfalls an die Hafenstraße wechselt, dürfte also nach dessen Gusto sein. Nicht von ungefähr war auch der SV Meppen am diesjährigen Regionalliga-Torschützenkönig dran.

Klar ist aber auch: Neidhart wird sich in Essen umgewöhnen müssen. In Meppen war der Rückhalt riesengroß, auch wenn die Ergebnisse über mehrere Wochen ausblieben. Um in Ruhe arbeiten zu können, glich der SVM zumeist einer Wohlfühloase. Bei medialer Kritik oder Unmut von den Rängen, kann Neidhart auch schon mal dünnhäutig reagieren, zudem verstrickt er sich gerne mal in unnötige Diskussionen mit den Schiedsrichtern. Vorgeworfen wurde ihm in Meppen zeitweise auch, eigenen Talenten nicht ausreichend Chancen zu geben. Es wird spannend zu beobachten sein, wie er damit in Essen umgeht.

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