Normalerweise macht Paul Voß den gegnerischen Stürmern Woche für Woche das Leben schwer. In diesen außergewöhnlichen Tagen versucht der Verteidiger von Oberligist ETB Schwarz Weiß Essen, vielen Menschen das Leben zu erleichtern. Voß unterstützt derzeit ein Pflegeheim in Essen, das vom Coronavirus stark betroffen ist. „Ich arbeite am Empfangsbereich, öffne die Türen, achte darauf, dass die Pfleger rein und raus kommen und konform gekleidet sind“, erklärt der 26-Jährige seine temporäre Tätigkeit gegenüber RevierSport.
Wenn er nicht arbeitet, hält sich Voß mit einem individuellen Trainingsplan fit und bereitet sich für die Universität vor. Der Abwehrspieler studiert Sportwissenschaften, kommende Woche geht es online mit den Vorlesungen weiter. Der Karriereplan von Paul Voß hat sich in den letzten Jahren nämlich verändert.
ETB-Verteidiger Voß will in die Bundesliga
Nachdem er 2011 den Sprung von der A-Jugend in die erste Mannschaft der Schwarz-Weißen meisterte, wagte er 2013 den Schritt von der Oberliga in die Regionalliga West. Voß wechselte zur Zweitvertretung von Bayer Leverkusen.
„Wie jedes Kind träumte ich davon, Profifußballer zu werden“, erklärt der beidfüßige Verteidiger. Doch schon bald holte ihn die Realität ein: „Ich habe schnell gemerkt, dass es vielleicht doch nicht ganz dafür reicht. Der Schritt von der Oberliga zur Regionalliga ist enorm. Der Sprung in die Ligen darüber ist natürlich riesig.“
Doch in seiner einzigen Saison bei Bayer Leverkusen sammelte er auch eine positive Erkenntnis, die seinen weiteren Weg bestimmen würde. „Die Arbeit des Athletiktrainers dort hat mich inspiriert und fasziniert", erklärt Voß und ergänzt: "Ich habe mich für das Studium entschieden und wollte über diesen Weg in den Profifußball kommen, als Athletiktrainer in die Bundesliga."
Voß spielte zwei Jahre bei RWO
Nach zwei Jahren bei Rot-Weiß Oberhausen kehrte Voß 2016 zu ETB Schwarz-Weiß Essen zurück. Hier arbeitete er zwischenzeitlich als Co-Trainer im Jugendbereich. Während einer halbjährigen Auszeit sammelte er sogar in Australien weitere Erfahrungen. „Das war super. Ich habe mein Studium pausiert und vor Ort an einer Schule als Privattrainer gearbeitet und dabei geholfen, ein System aufzubauen. Sport ist in Australien Teil des Schulsystems, so konnte ich Erfahrungen als Trainer sammeln.“
Anschließend kehrte er zum ETB zurück, wo er sich mit der Mannschaft von Trainer Ralf vom Dorp im Mittelfeld der Oberliga Niederrhein festgespielt hat. „Hier bin ich reiner Spieler und das finde ich auch gut so, ich möchte das trennen“, erklärt Voß.
Athletiktrainer bei RWO und Spieler bei ETB
An seiner Karriere danach arbeitet er unterdessen weiter und zwar bei seinem Ex-Klub in Oberhausen. Bei RWO unternimmt er in der U15 die ersten Schritte als Athletiktrainer. Für Voß ein Balanceakt: „Es ist manchmal schwierig zwischen Trainer und Spieler umzuswitchen, aber bisher hat das immer funktioniert, das ist immer eine Sache der Kommunikation. Aber da es beruflich in diese Richtung gehen soll, ist es wichtig, dass ich das mache.“
Voß will jedenfalls weiter Fußball spielen. Sein Vertrag bei ETB läuft im Sommer aus, aufgrund des Coronavirus mussten Gespräche vertagt werden. „Die Ambitionen werden nie ruhen, als Spieler so hoch wie möglich zu spielen, das Optimum herauszuholen. Sonst wird man nicht Fußballer.“
Die Bundesliga-Ambitionen wird er sich allerdings wohl eher über einen anderen Weg erfüllen.