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Motzen in Vollendung: Schiri-Schelte für Fortgeschrittene
DER ist schuld!

Motzen in Vollendung: Schiri-Schelte für Fortgeschrittene
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Gerade wieder schwer in Mode: den Schiedsrichter beschimpfen. Doch wie motzt man in Vollendung? Profi-Wüterich Philipp Köster erteilt acht gute Ratschläge, damit am nächsten Morgen nicht das DFB-Gericht die Anklageschrift zustellt.

4. Der Bayern-Faktor

Auch wenn sich die Beteiligung hoher Regierungskreise an der Verschwörung gegen Ihren Klub nicht bis ins Detail beweisen lässt, einen Nutznießer des Komplotts können alle benennen: den Rekordmeister aus München. »Ich kann nicht verstehen, warum sich die Riege der Schiedsrichter immer auf die Seite der Bayern schlägt« (Friedhelm Runge, Präsident des Wuppertaler SV). Aber auch als Angestellter des FC Bayern müssen Sie nicht auf Verschwörungstheorien verzichten. Halten Sie sich an die ebenfalls sehr schlüssige Argumentationslinie von Manager Uli Hoeneß: »Schiedsrichter sind im Zweifelsfall immer daran interessiert, Bayern München keinen Vorteil zu verschaffen, weil sie dann in der nächsten Woche Telefonterror haben und nicht zur Arbeit gehen können.« Oder Sie halten sich an den Argumentationsleitfaden von FCB-Vorstand Kalle Rummenigge, dem das Bedauern über die Maueröffnung 1989 noch heute anzumerken ist: »Wir sind alle nicht angenehm überrascht, dass ein Russe, ein sehr unerfahrener dazu, das Spiel leitet. Im vergangenen Jahr hat auch ein Russe gegen uns sehr unglücklich gepfiffen.« Exakt! Und Tofik Bachramow erst! Auch ein Russe! Fast jedenfalls.

Gewohntes Bild: Ein Trainer (hier BVB-Coach Doll) meckert über Fehlentscheidungen des Schiedsrichters. (Foto: firo)

5. Der Migrationshintergrund

Natürlich können auch Spieler die Schiedsrichter beschimpfen. Oft entfalten schon konventionell-stumpfe Attacken auf Saalwetten-Niveau gehörige Schlagwirkung. »Ich habe schon viele Blinde gesehen, aber das war die Krönung« (Tim Wiese). »Anscheinend haben die Unparteiischen etwas gegen mich. Der Schiri war der schlechteste Mann auf dem Platz« (Torsten Frings). Wer etwas auf sich hält, versieht seine Attacken aber mit einer skurrilen Note. Vorbildhaft hier der Dortmunder Alex Frei, der alpine Minderwertigkeitskomplexe kongenial mit ostdeutschem Herrentags-Slang verschmilzt. »Die Schweizer Fußballer genießen hier so viel Anerkennung wie die von den Fidschi-Inseln«, schnaubte der Eidgenosse Frei sinnfrei aber amüsant, als ihm ein Tor aberkannt worden war.

6. Der Ego-Shooter

Dass du paranoid bist, heißt nicht, dass sie nicht hinter dir her sind. Sagt der Volksmund. Konstruieren Sie also zur Abwechslung einen persönlichen Rachefeldzug des Schiedsrichters. Und zwar gegen Sie ganz allein! Kap der Angst auf dem Fußballplatz, Max Cady im schwarzen Kittel! »Ich kann mittlerweile schon glauben, dass Herr Merk mit mir irgendwas am Hut hat«, argwöhnte Nürnbergs Ex-Coach Hans Meyer, nachdem Markus Merk auf eine Schwalbe des Bielefelders Artur Wichniarek hereingefallen war. Was genau, wusste Meyer nicht zu sagen, und auch nicht, warum ihn Merk mit seinem unbändigen Hass verfolgen sollte. Klang dennoch sehr schlüssig. Noch ein wenig melodramatischer inszenierte sich dann Kölns Christoph Daum, der es nach der Heimpleite gegen Borussia Mönchengladbach hinbekam, mindestens so geschafft auszusehen wie Nick Nolte auf dem Hausboot und mit flackerndem Blick in die Mikrofone zu jammern: »Solange ich beim 1. FC Köln bin, fallen die meisten Entscheidungen gegen uns. Das werde ich nicht mehr hinnehmen.« Um dann melancholisch zu werden, wie ein indischer Teepflücker: »Ich möchte zukünftig fair behandelt werden.« Große Schauspielkunst.

7. Die Systemkritik

Auch wenn sich der Referee bis auf einen nicht gegebenen Einwurf an der Mittellinie nichts hat zu Schulden kommen lassen, müssen Sie nicht auf die Schiedsrichter-Schelte verzichten. Um ihr aber die nötige Schlagkraft zu verleihen, vermengen Sie die Kritik am Referee mit kritischen Anmerkungen zur Entwicklung des modernen Fußballs. Das muss keinen Sinn machen und darf gerne so schlicht daher kommen wie ein Leserbrief an die Sportredaktion der »Bild«-Zeitung. Machen Sie es einfach wie Engelbert Kupka, Präsident der Spvgg. Unterhaching. Der polterte nach einer verdienten 0:1-Schlappe gegen den Lokalrivalen 1860: »Man schwächt ganz bewusst kleine Mannschaften, die man nicht in der Liga haben will. Beim DFB ist das ganze System marode: Die Schiedsrichter spielen verrückt und tote Vereine holen sich große Investoren ins Haus.« Noch nicht wirr genug? Noch einmal Kupka: »Diese Arroganz der Schiedsrichter ist nicht mehr zu ertragen, die verhalten sich wie geistige Sklaven!« Investoren! Arroganz! Sklaven! So gewinnt man die Lufthoheit über die Stammtische. 8. Die Direkte Ansprache

Sie können es natürlich auch so machen wie Jürgen Klopp. »Ey du Idiot«, sprach der Trainer von Mainz 05 geradeheraus zu Schiedsrichter Kinhöfer. Aber das kostet dann 12.500 Euro.

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