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Davor Suker im Interview
„Wir sind jung, mein Freund“

Davor Suker (Foto: firo).
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Der Kroate Davor Suker ist ein Schreckgespenst für den deutschen Fußballs: 1998 schoss er die Berti-Truppe aus dem WM-Turnier. Wir sprachen trotzdem mit ihm – über eine kleine Nation, ihren großen Erfolg und die Aussichten für die EM 2008.

Was bedeutete die bloße Teilnahme an der Endrunde 1998 für den jungen Staat Kroatien? Wir waren von großem Stolz erfüllt, in jedem einzelnen Spiel, das wir bestritten. Die Stimmung im Land und im Team war positiv verrückt, wir waren fanatisch und spielten mit Herz. Egal ob es in einem Länderspiel noch um etwas geht oder nicht, unsere Stärke ist es zu zeigen, wie stolz wir sind, für dieses Land spielen zu dürfen. Sinnbildlich dafür war das Spiel gegen England in der abgelaufenen EM-Qualifikation, als wir eigentlich schon qualifiziert waren und dennoch alles gaben. Das ist auch der Grund, warum wir Kroaten in allen Sportarten gut sind, obwohl wir eigentlich mit unseren 4,5 Millionen Einwohnern ein verhältnismäßig kleines Land sind.

Neben Stolz und Kampf, was war noch ausschlaggebend für diesen historischen Erfolg?

Ich glaube, wir haben einfach richtig gut gespielt. Unsere große Stärke war der Ballbesitz, wir ließen den Ball gut laufen und hatten auch nie Angst vor den großen Namen wie Italien oder Deutschland. Außerdem hatten wir mit Boban, Prosinecki und Asanovic eine phänomenale Mittelfeldachse, sie war das Herzstück des kroatischen Teams in diesen Jahren.

Welchen Anteil hatte der Trainer?

Miroslav Blazevic ist einer der besten Trainer, die ich jemals hatte. Er stellt sein Team sehr gut ein, jeder Spieler ist nicht zu 100, sondern zu 120% Prozent vorbereitet. Wir hatten ein gutes Verhältnis. Oft zerbricht das Team nach guten Resultaten, aber zu dieser Zeit mit Blazevic war es einfach ein perfektes Zusammenspiel in allen Bereichen.

Trifft sich die Mannschaft von damals eigentlich noch regelmäßig?

Wir waren natürlich gut befreundet, aber nach der WM wechselte die gesamte Mannschaft ja in verschiedenste europäische Spitzenligen. Das Turnier war für uns ein großes Festival, und wir spielten gerne zusammen. Es war ein großer Erfolg für uns, der den nächsten Generationen zeigt, was Kroatien auf dieser großen internationalen Bühne erreichen kann.

Wie wichtig war der Faktor Freundschaft?

Freundschaft ist immer ein wichtiger Bestandteil einer funktionieren Mannschaft bei einer Großveranstaltung. Zusammen mit der Vorbereitung und dem fast einmonatigem Aufenthalt in Frankreich waren wir knapp 60 Tage auf engstem Raum beisammen. Wenn man sich da untereinander nicht versteht, kann man nichts gewinnen.

Neben Ihnen waren mit Jarni, Boban, Stimac und Prosinecki auch vier weitere Akteure von der U20-WM 1987 in Frankreich dabei. War es eine goldene Generation? Glauben Sie, dass man so einen Erfolg wiederholen kann?

Obwohl im Sport natürlich nichts unmöglich ist, gehe ich soweit und sage, dass es nicht einfach wird für kommende Generationen an uns heran zu kommen. Wir waren die Wegbereiter, die Ersten, die für Kroatien im Nationalteam gespielt haben, noch dazu so erfolgreich. Ich würde mir natürlich wünschen, dass die Youngsters von heute ähnlich erfolgreich werden, aber ich bin realistisch und denke, es wird sehr hart werden für uns so etwas zu wiederholen.

Warum?

(lacht) Mein Freund, wir sind ein junges Land und können nicht jedes Jahr vorne mitspielen. Ich würde es mir wünschen, aber wir sind nun mal ein kleines Land. Für uns ist immer die Qualifikation für eine Endrunde das Ziel. Man denke nur einmal an andere Nationen wie Spanien. Dort werden Millionen in der Liga gezahlt und aufgewendet, aber man wird nie wirklich besser als Vierter oder Fünfter. Kroatien ist so jung und war schon einmal Dritter einer Weltmeisterschaft.

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