Nein, gut ging das Training des FC Schalke 04 am Dienstagvormittag für Tobias Mohr nicht zu Ende. Ein Elfmeterschießen musste das Trainingsspiel entscheiden und Mohrs Schuss konnte Torwart Michael Langer parieren - auch Niederlagen im Training können bitter sein. Doch Mohr, der 28 Jahre alte Linksfuß, hat sich weiterentwickelt. Von Rückschlägen erholt er sich nach anderthalb Schalke-Jahren inzwischen schnell - und ist deshalb auch gesetzt, wenn am Samstag (20.30 Uhr/Sport 1) der Hamburger SV nach Gelsenkirchen kommt.
Mohr war nach dem Aufstieg in die Bundesliga für 1,1 Millionen Euro vom damaligen Zweitligisten 1. FC Heidenheim gekommen, hatte sich dort in der Saison 2022/23 zu einem Top-Scorer entwickelt (acht Tore, sieben Vorlagen). Doch auf Schalke war davon nichts mehr zu spüren. Schnell war Mohr ein Mitläufer, stand nur achtmal in der Startelf, kam auf lediglich 18 Einsätze (kein Tor, drei Vorlagen), saß unter Trainer Thomas Reis in der Rückrunde häufig nur auf der Tribüne.
In dieser Saison stand er beim Auftaktspiel in Hamburg (3:5) in der Startformation, danach aber nicht mehr - wieder war er unter Reis außen vor. Beim 4:3 über den 1. FC Magdeburg wurde er beim Stand von 0:2 in der 38. Minute ausgewechselt, lief tief bedröppelt zur Auswechselbank, zog sich das Trikot über den Kopf. Mohr, der Dauer-Flop?
Mohr spürt "großes Vertrauen" von Geraerts
Erst der Trainerwechsel von Reis auf Karel Geraerts brachte ihn zurück. „Ich bekomme großes Vertrauen vom Trainer, ein Spielertyp wie ich braucht das. Das habe ich von Tag eins gespürt. Dementsprechend habe ich dem Trainer etwas zurückgeben können“, sagte Mohr über Geraerts und ergänzte: „Das Selbstbewusstsein hilft mir, auf dem Platz meine Stärken auszuspielen. Es zeigt, dass der Trainer zuschaut, wer im Training Gas gibt.“ Auch ein familiäres Ereignis gab ihm frischen Schwung: Im November wurde er Vater - Mats heißt sein kleiner Sohn. Unter Geraerts bestritt er vier Spiele in Folge (zwei Vorlagen), verteidigte seinen Stammplatz auf der linken Mittelfeldseite auch in der Vorbereitung.
Die verlief, das sagt Mohr, außerordentlich gut. „Wir haben uns ein sehr, sehr gutes Gefühl geholt in den Testspielen, auch wenn wir nicht alle gewonnen haben. Es hat Spaß gemacht auf und neben dem Platz, egal ob mit oder gegen den Ball. Im Trainingslager ist etwas entstanden - Harmonie, ein bisschen mehr Verständnis füreinander“, sagte er. Die rund drei Wochen Vorbereitung verliefen bisher geräuschlos, ohne Zu-, Abgänge, Verletzungen oder Streitereien. Doch auch Mohr weiß: „Da kann man eine gute Vorbereitung spielen hin oder her: Wenn wir das im Wettkampf nicht auf den Platz bringen, war das alles für die Katz.“
Doch wenn auch der Start gelingt - schaut Schalke noch nach ganz oben? „Der Aufstieg ist für uns als Mannschaft nicht Priorität Nummer eins. Wir wollen eine gute Rückrunde spielen, wollen uns schnellstmöglich von unten absetzen. Jeder Sieg hilft, eine gewisse Stimmung ins Stadion, in den Verein zu bekommen“, sagte Mohr und ergänzte: „Wenn es nicht klappt, sollte man den Kopf nicht in den Sand stecken.“
Schalke: Mohr spricht offen über Fürth-Fehler
Keiner weiß das besser als er. Beim 2:2 gegen Greuther Fürth kurz vor Weihnachten unterlief ihm vor dem Ausgleich der entscheidende Fehler. „Die Nacht nach so einem Fehler ist immer scheiße, aber wenn ich mich immer noch damit aufhalten würde, wäre mein Selbstbewusstsein weg. Dann könnte ich aufhören mit Fußball“, sagte er. So ist er, der neue Tobias Mohr. Einer mit Selbstbewusstsein.