Wenn Bochums neuer Linksfuß dies überhaupt wahrgenommen hat, dann sollte er sich nicht grämen. Janik Haberer, der ebenfalls vom Regionalliga-Kader der Hoffenheimer gekommen war, war es davor nicht anders ergangen: Mittlerweile schaffte er über den VfL den Sprung in Liga eins.
Sportvorstand Christian Hochstätter hatte sich bei der Verpflichtung des mittlerweile 21-jährigen Linksverteidigers etwas gedacht: „Nico verfügt außer über sein Talent auch über die entsprechende Mentalität, um sich bei seiner ersten Profi-Station zu beweisen. Wir werden ihm helfen, sich weiterzuentwickeln, um sein Spiel auf ein hohes Niveau zu heben.“
Den Worten folgten mittlerweile Taten. Denn der 1,83 Meter große Abwehrspieler, der 2014 mit der U19 der Kraichgauer die Deutsche Jugendmeisterschaft feierte, ist nicht nur im Training und in den Testspielen gut dabei, sondern seit dem Auswärtsspiel in Düsseldorf auch mittendrin. Rieble noch vor zwei Monaten: „Ich will mich im Training beweisen und schauen, was möglich ist.“ Und dann fügt er mit ein wenig Optimismus hinzu: „Alles ist möglich, das hängt allein von meiner Leistung ab.“
In Düsseldorf einer der wenigen Lichtblicke
Und als Timo Perthel zur Pause in Düsseldorf mit muskulären Problemen passen musste, kam Rieble und war beim 0:3 einer der wenigen Lichtblicke. Doch genau das haben sie in Bochum von ihm erwartet. Denn schließlich war der TSG-Akteur für Bochums Co-Trainer Jens Rasijewski kein Unbekannter. Er hatte ihn bei sich in der U17 und erinnert sich: „Er war damals einer meiner Führungsspieler.“
Und da der VfL im Sommer einen jungen, talentierten Linksfuß als Backup für Perthel suchte, war Rieble plötzlich ein heißer Kandidat. Drei Monate später klopft dieser sich selbst auf die Schulter: „Ich muss mir gratulieren, dass ich mich für den VfL Bochum entschieden habe. Da habe ich wohl alles richtig gemacht.“
Doch der erste Einsatz in Düsseldorf, der gerade einmal eine gute Woche zurückliegt, ist fast schon in den Hintergrund gerückt. Denn am vergangenen Freitag gegen den VfB Stuttgart hatte der 21-Jährige das erste große Highlight seiner noch jungen Profi-Karriere. Weil frühzeitig feststand, dass er erstmals in der Startformation stehen sollte, war seine Freundin angereist, Verwandte und Freunde drückten an den TV-Geräten die Daumen. Rieble: „Das Spiel war der Wahnsinn. Vor solch einer Kulisse habe ich noch nie gespielt. Ein Highlight, das ich nie vergessen werde.“ Und dann verrät er: „Nervosität verspürte ich erst gar nicht. Ich war erstaunlich cool. Erst beim Einlaufen war mir klar, was da passiert.“
Dank an Kapitän Bastians
Und dann machte er seinen Job gegen den starken VfB Stuttgart, als habe er in den letzten Wochen nichts anderes gemacht. Wobei er im Nachhinein einen Dank an Felix Bastians loswerden wollte: „Wie er uns drei Youngster dirigiert hat, das war schon großartig. Mir persönlich hat das wahnsinnig geholfen.“
So ein Spiel muss verarbeitet werden. Und da hat man dann am Tag danach auch keine Lust, sich möglicherweise über verstopfte Autobahnen zu quälen. Und so zeigte er seiner Freundin am Wochenende die Schönheiten seiner Wahlheimat mit Bermuda-Dreieck, Stadtpark und einer Partie Minigolf. „Hier lässt es sich prima leben, aber das wichtige ist die Mannschaft. Wir haben ein sehr junges Team, aber auch die älteren Spieler, die schon länger da sind, sind sehr kontaktfreudig. Das ist alles sehr positiv“, scheint sich Rieble wohlzufühlen.
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Für den Youngster läuft es schließlich rund. Denn nach seinem couragierten Auftritt gegen den VfB wird er auch am kommenden Freitag in Aue erste Wahl sein. Zumal Timo Perthel noch nicht zur Verfügung stehen wird. „Dass es so schnell gehen kann, damit konnte ich nicht rechnen. Aber ich bin zufrieden mit meiner Leistung und hoffe jetzt, dass wir unsere gute Seite auch auswärts zeigen können.“
Sollte Rieble nach seinem Traumeinstand an die guten Leistungen anknüpfen, braucht sich der VfL auf der Linksverteidiger-Position keine Sorgen zu machen. Und dann wird es über kurz oder lang nicht mehr heißen „Nico wer?“, sondern von der Ostkurve tausendstimmig schallen: „Nico – Rieble“.