Dabei ist die Saison eigentlich positiv verlaufen. „Schließlich sind wir eine Gemeinschaft geworden“, will Milan Sasic trotz der Ungewissheit, wie es bei den Weiß-Blauen weitergeht, keinen Unmut aufkommen lassen und erinnert an das Vorjahr.
Vor zwölf Monaten hat der MSV noch am Boden gelegen. Das Team war zerstritten, der Graben zu den Fans schien unüberbrückbar groß zu sein und die wirtschaftliche Lage war mehr als katastrophal.
Ein Jahr später identifiziert sich die Truppe mit dem Verein, kämpft und hat damit den Bogen zum Anhang geschlagen. Außerdem sind durch den DFB-Pokal über sechs Millionen Euro in die klammen Kassen gespült worden. Die deutliche 0:5-Schlappe gegen Schalke ist für den Fußballlehrer dabei nicht entscheidend. Denn die Zebras sind aufgrund der Verletzungsseuche mit einer B-Elf angetreten, haben aber dank der frenetischen Zuschauer das Image des MSV in Berlin aufpoliert.
Besonders mit dem guten Abschneiden in der Meisterschaft haben nur die kühnsten Optimisten gerechnet. Denn die Weiß-Blauen sind angesichts der damalig prekären finanziellen Situation und dem damit verbundenen kleinen, unerfahrenen Kader zu den Abstiegskandidaten gezählt worden. Doch als den Duisburgern dann der Traumstart gelang, waren alle Kritiker sofort verstummt.
Einen ganz besonderen Moment erlebten die Duisburger in der Hauptstadt. Beim 2:0-Sieg gegen die Hertha war nicht nur die sportliche Demontage des späteren Zweitliga-Meisters beeindruckend. Viel mehr wurde klar, dass die Zebras zusammenhalten. Kurz vor dem Match war Sasic’ Mutter gestorben. Aber die Akteure trösteten ihren Coach nach dem 1:0. Emotionen pur.
Der Coup gegen Berlin löste in Duisburg eine neue Euphorie rund um die Zebras aus. Plötzlich stand der MSV wieder im Fokus und die Fans träumten schon von der Rückkehr in die Beletage. Doch mit der ersten Heimpleite gegen den FSV Frankfurt, für die ausgerechnet der zuvor von Sasic ausgemusterte Björn Schlicke sorgte, wurde deutlich, dass dem Team die nötige Erfahrung fehlte.
Im Winter zerplatzten die Aufstiegsträume dann endgültig. Obwohl mit Ivica Banovic ein Eckpfeiler aus Freiburg ausgeliehen wurde, sollte der Einbruch kommen, weil sich das Verletzungspech in Duisburg einnistete. Die Ausfälle von Ivica Grlic (Knie und Muskelbündelriss), Julian Koch, Srdjan Baljak (beide Kreuzbandriss) und Stefan Maierhofer (Mittelfußbruch) konnten trotz aller Bemühungen nicht kompensiert werden. Nur im DFB-Pokal war alles anders. Kaiserslautern und Cottbus wurden geregelrecht an die Wand gespiel. Der Lohn: Die vierte Endspielteilnahme.
In der Meisterschaft ließ sich dieser Kraftakt aber nicht wiederholen und so wurde schnell klar, dass die Rückkehr in die Beletage noch ein Traum bleiben wird.
Dennoch keimte kein Verdruss auf, im Gegenteil: Bis Berlin war die Welt des MSV in Ordnung. Doch dann kam die dramatische Kehrtwende und nun regiert plötzlich die Zukunftsangst.