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VfL: Bönig im Interview
"Drei Kreuze zum Jahreswechsel"

VfL: Bönig plant sein Comeback in der Allianz-Arena
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Das Jahr 2010 war aus sportlicher Sicht nicht nur für den VfL eine Katastrophe, sondern auch für Philipp Bönig persönlich. Sein Comeback plant er nun in seiner Heimat.

Montag vor einer Woche auf dem Weihnachtsmarkt. Auf einer großen Leinwand verfolgen viele Bochumer die Auslosung zur Frauenfußball-Weltmeisterschaft. Unter den Gästen auch eine große Abordnung des VfL Bochum.

Als die Assistentin des Vorstandes, Andrea Peschke, die unter anderem den Marketing-Bereich leitet, in der Menge Philipp Bönig entdeckt, stellt sie ihn scherzhaft gleich als „einer unserer wichtigsten Mitarbeiter“ vor. Dabei hätte der Bayer es noch viel lieber, wenn irgendwann Friedhelm Funkel ähnliches über den Linksverteidiger kundtun würde. Doch inzwischen kann der gebürtige Erdinger mit dem Flachs umgehen, denn nach dreimonatiger Verletzungspause stieg er just am Tag nach diesem Flachs wieder ins Mannschaftstraining ein.


Bochums dienstältester Profi, der bereits im achten Jahr an der Castroper Straße kickt, will endlich wieder das tun, wofür er eigentlich bezahlt wird – Fußball spielen. Nach gut einer Trainingswoche sprach RS mit dem Bayer über seine Gedanken, seine Verletzungen und über den Klub, der inzwischen längst zu einer Herzensangelegenheit für Bönig geworden ist.

Wie groß ist die Freude nach dem Einstieg ins Mannschaftstraining?

Die ist sehr groß, denn ich bin natürlich extrem heiß auf den Ball. Das ganze Jahr 2010 war sportlich für die Mannschaft und für mich eine einzige Katastrophe. Und wenn in ein paar Tagen der Jahreswechsel ins Haus steht, dann mache ich drei Kreuze. Ich denke, jeder kann sich vorstellen, wie es in mir ausgesehen hat.

Dabei waren Sie nach der Vorbereitung doch schon gesetzt...

Ja, es sah ganz ordentlich für mich aus. Ich habe nach der langen Schambeinentzündung erstmals komplett mittrainieren können und war schmerzfrei. In den Testspielen lief es mehr als ordentlich.

"Die Verletzung traf mich wie ein K.O.-Schlag", sagt Philipp Bönig (Foto: firo).Die Verletzung traf mich wie ein K.O.-Schlag

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Was ist passiert?

Es war ein ganz normaler Trainings-Zweikampf mit Patrick Fabian. Ich gehe zu Boden und will mich irgendwie abstützen, wie ich das schon hundertmal im Training getan habe. In der Sekunde danach ist es passiert. Der Ellenbogen hat sich um einige Zentimeter nach hinten geschoben und die Schmerzen waren höllisch.

Wann haben Sie gewusst, wie schwer die Verletzung ist?

Daran kann ich mich noch gut erinnern. Völlig benebelt von den starken Schmerzmitteln war ich beim Röntgen. Während ich hinter einem Vorhang stand, hörte ich wie Physiotherapeut Jürgen Dolls beim Blick auf die Aufnahme fluchte: „Ach du Scheiße!“. Da wusste ich, dass es länger dauern wird.

Haben Sie mal ans Karriereende gedacht?

Als ich den Arm nicht mehr bewegen konnte, hat man schon mal solche Momente, in denen man ins Grübeln kommt. Aber aus Fußballersicht war es ja Gott sei Dank nur der Arm. Deshalb habe ich die Gedanken auch schnell verworfen.

Drei Wochen nach der Verletzung kam die OP – ein neuer Schock?

Nein, überhaupt nicht, im Gegenteil. Das war eine Erleichterung. Ich hatte einen Trümmerbruch, diverse Knöchel waren vom Ellenbogen abgebrochen, die Bänder waren gerissen, die Kapsel war eingeschlagen – da war die OP wirklich das einzig Vernünftige.

Wenn man Sie so reden hört, meint man, man spricht mit einem Mediziner...

Sein Comeback möchte Bönig in der Allianz-Arena feiern (Foto: firo).

Das lustige daran ist: Ich wollte ursprünglich einmal Physiotherapeut werden, was sich aber auf Grund der Intensität der Ausbildung zerschlagen hat. Aber ich habe mir auf diesem Gebiet ein großes Fachwissen angeeignet, habe mir eine große Apotheke angelegt und kann mich inzwischen selbst medizinisch betreuen. Scherzhaft habe ich sogar schon ein Jobangebot erhalten.

Wie bewerten Sie die Situation des VfL?

Ich glaube, der Klub befindet sich derzeit in einer extrem schwierigen Situation. Vielleicht in der extremsten der Vereinsgeschichte. Ich sehe viele unserer Fans leiden, das tut mir weh.

Und dann noch eine so turbulente Jahreshauptversammlung...

Die Hauptschuld dafür trägt allein die Mannschaft. Der Stimmung in der JHV ging ein langer Prozess voraus, denn in den letzten zwei, drei Jahren ging es sportlich immer mehr bergab. Nur so konnte das eskalieren. Doch jetzt sollten wir uns mit der Zukunft des VfL beschäftigen, den Neuanfang in der Führung sollten alle Beteiligten als Chance und Herausforderung sehen. Wichtig ist, dass auf der außerordentlichen JHV am 20. Dezember die möglichen neuen Leute im Aufsichtsrat von allen Vertrauen entgegengebracht bekommen. Dieser Tag muss für einen gemeinsamen Neuanfang stehen. Ein Chaos wie am 4. Oktober wird es bestimmt nicht mehr geben.

Wann gibt es den Neuanfang oder das Comeback von Philipp Bönig auf dem Rasen?

Mein Ziel ist der Rückrunden-Auftakt in der Allianz-Arena in meiner Heimat Bayern. Der Heilungsverlauf ist sensationell, den Weihnachtsurlaub habe ich gestrichen, denn ich wüsste wirklich nicht, wovon ich mich jetzt in einer Pause erholen müsste. Ich habe einen Trainingsplan und werde alles tun, um weitere Fortschritte zu machen,

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