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Schalke: Die Bilanz einer Horrorsaison
Die Gründe, warum Magath alles auf den Kopf stellen muss

Felix Magath freut sich schon aufs große Aufräumen auf Schalke (Foto: firo).
Felix Magath freut sich schon aufs große Aufräumen auf Schalke (Foto: firo).
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Die teuerste Schalker Mannschaft aller Zeiten lieferte in der zurückliegenden Saison das schlechteste sportliche Ergebnis seit neun Jahren ab.

Die Gründe, warum der stolze Champions-League-Viertelfinalist aus dem Vorjahr erstmals seit der Spielzeit 200/01 international nur zusehen darf, sind vielfältiger Natur.

Dabei lief es zu Beginn der Serie doch richtig gut. Wer sich noch erinnern mag: Schalke stand an drei der ersten fünf Spieltage auf Platz eins, ehe sich die uninspirierte Truppe nach und nach von allen Zielen verabschiedete. Dass nach dem Aus in der Quali für die europäische Königsklasse auch der K.o. im UEFA-Cup sowie im DFB-Pokal folgte und am Ende in der Bundesliga auf dem beschämenden achter Platz eintrudelte, hat folgende Ursachen:

- S04 gewann nur zwei Spiele gegen Teams, die am Saisonende in der oberen Tabellenhälfte standen: am 28. Spieltag 1:0 bei den Bayern und am 16. Spieltag 1:0 gegen Hertha

- Von allen Teams der oberen Tabellenhälfte hat Schalke die wenigsten Tore erzielt (47). In den Partien mit Schalker Beteiligung fielen ohnehin die wenigsten Treffer (82).

- 20 Mal ging die Mannschaft zwar mit 1:0 in Führung, das schafften nur Stuttgart und der HSV häufiger (je 21 Mal). Das war auch gut so, denn Schalke gelang es nie, eine Partie noch zu drehen. Nach den zwölf 0:1-Rückständen im Laufe des Spieljahres gelang in der Bundesliga kein einziger Sieg (zwei Unentschieden, zehn Niederlagen).

- Insgesamt holte die Truppe nur 14 Dreier. In den letzten vier Spielzeiten waren es immer mindestens 16. Ganz schwach war dabei der Endspurt, als in den letzten fünf Partien nur ein Punkt gelang.

- Dem standen ungewöhnlich viele Niederlagen gegenüber. Zwölf Pleiten waren doppelt so viele wie in der letzten Saison, so viele Reinfälle in einer Saison gab es für S04 letztmals vor zehn Jahren (damals 13). Zwei Drittel der Niederlagen setzte es in der Rückrunde, was ein deutliches Signal für den Abwärtsgang der Elf war.

- Von wegen eine Macht zu Hause: Schalke verlor fünf Heimspiele - so viele wie seit der Saison 98/99 nicht mehr (damals sechs). Am Saisonende folgten sogar drei Heimniederlagen in Serie. An einen derartigen Einbruch im eigenen Stadion müssen die Fans lange zurückdenken. Es war der September 1993, als es unter dem damaligen Trainer Helmut Schulte ebenfalls drei Rückschlage im Parkstadion gab.

- Für die schlechte Bilanz waren vor allem auch spieltaktische Mängel unter dem als Hoffnungsträger geholten Coach Fred Rutten verantwortlich. So sahen die Zuschauer in der fast immer ausverkauften Veltins-Arena und die treuen Allesfahrer auf ihren Auswärtsreisen meist mehr Kampf als Spielkunst mit dem offensivschwachen Mittelfeld. Der Holländer und auch das Interimstrio MikeBüskens/YouriMulder/Oliver Reck setzten lange auf ein 4-3-3-System. Das war genau die Ausrichtung, wegen der ihr Vorgänger Mirko Slomka zum Ende seiner Amtszeit oft kritisiert wurde.

- Rutten verzichtete meist auf einen klassischen Zehner, auch weil Ivan Rakitic in dieser Rolle oft überfordert war, und brachte im Mittelfeld oft drei fast ausschließlich defensiv orientierte Spieler (wie Fabian Ernst, Orlando Engelaar, Jermaine Jones und Heiko Westermann). So wurde Fußball fast ausschließlich gearbeitet, die schon zuvor vorhandenen Mängel in punkto Kreativität und Torgefährlichkeit konnten so nicht abgestellt werden.

In der Analyse der vergangenen zehn Monate werden viele Beobachter sicher zu der Erkenntnis gekommen sein, dass es auch ganz anders hätte laufen können. Sie haben Recht und auch wieder nicht. Denn natürlich hätten die Schalker das Revierderby in Dortmund nach einer 3:0-Führung niemals aus der Hand geben dürfen. Eine Stunde lang spielten sie den Nachbarn mit perfektem Fußball an die Wand, ehe sie sich durch Nachlässigkeiten und unbeherrschte Aktionen um den verdienten Lohn ihrer Arbeit brachten.

Und selbstverständlich ist die Leistung der Mannschaft beim 1:2 daheim gegen die einfach nur abgezockteren Bayern nicht vergessen. Ein Dreier im Derby sowie gegen München, und die Saison hätte für Schalke einen ganz anderen Verlauf genommen. So aber wird sie als die enttäuschendste im neuen Jahrtausend in die wechselvolle Geschichte des Klubs eingehen.

Hoffnung auf Besserung ist allerdings in Sicht. Am 25. Juni übernimmt der aktuelle Meistermacher Felix Magath das Ruder in Gelsenkirchen. Eine Erfolgsgarantie hat auch er nicht mitgebracht, doch zumindest wird der 55-Jährige in der oft zurecht Sauhaufen genannten Truppe so aufräumen, dass sich eine Spielzeit wie die letzte nicht wiederholen wird.

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