Nasses Gras klebte noch am grünen Torhütertrikot von Alexander Meyer, die Hände hatte er hinter dem Rücken verschränkt. Eigentlich hatte sich der 32-Jährige auf einen ruhigen Nachmittag mit Borussia Dortmund eingestellt, dann war er in der ersten Halbzeit für Gregor Kobel, dessen Nase nach einem Ellbogenschlag von Mitspieler Nico Schlotterbeck schmerzte, eingewechselt worden, und nun sprach jener Meyer über eine Szene, die Eintracht Frankfurt erzürnte. „Es ging sehr schnell“, räumte Meyer ein. „Ich musste raus, er kommt minimal vor mir an den Ball.“
In der 36. Minute hatte Omar Marmoush den Ball vor Dortmunds Ersatztorhüter weggespitzelt und war anschließend auf den Rasen geklatscht. Frankfurt führte zu diesem Zeitpunkt durch zwei Tore von Marmoush (8., 24.) bereits 2:0, ein Elfmeter hätte diese Partie wohl entschieden. Doch Schiedsrichter Robert Schröder verzichtete auf einen Pfiff, nachdem er sich das vermeintliche Foul auf dem Bildschirm angeschaut hatte. „Da hatten wir Glück“, sagte Schlotterbeck.
BVB bangt vor Bayern-Kracher um Kobel und Hummels
So blieb der BVB in der spektakulären Partie; Marcel Sabitzer (45.+1) und der eingewechselte Youssoufa Moukoko (55.) glichen aus, Fares Chaibi brachte die Eintracht wieder in Führung (68.). Der ebenfalls eingewechselte Julian Brandt verhinderte eine schwarz-gelbe Niederlage (82.). Weiterhin hat der Vizemeister in der Liga nicht verloren, trotzdem holten die Dortmunder in ihrem 1909 Bundesligaspiel am Ende nur einen Punkt beim Tabellensiebten und müssen den FC Bayern eine Woche vor dem Duell der beiden Bundesliga-Schwergewichte auf zwei Punkte davonziehen lassen. Hinzu kommt, dass der Klub um Torhüter Kobel und Verteidiger Mats Hummels, der humpelnd vom Rasen musste, bangt.
„Ich habe gemischte Gefühle“, sagte Dortmunds Trainer Edin Terzic. „Wir können besser Fußball spielen, aber wir haben wieder gezeigt, dass es nicht so leicht ist, uns zu besiegen.“ Es sei ein gerechtes Unentschieden gewesen, meinte Dortmunds Sportdirektor Sebastian Kehl. Vielleicht sei bei der Meyer-Szene Glück dabei gewesen, den ersten Elfmeter hätte er allerdings nicht gegeben. „Das war eine natürliche Handbewegung.“
Marius Wolf hatte den Ball bei einem Klärungsversuch mit dem linken Arm berührt. Omar Marmoush nutzte den daraus folgenden Strafstoß, um seinen Namen als Torschütze auf dem großen Videowürfel im Stadion zu lesen. Und nur etwa 20 Minuten später setzte der Ägypter entscheidend nach, nachdem Dortmunds Torhüter Gregor Kobel zwei Schüsse von Aurelio Buta abgewehrt hatte und erzielte sein zweites Tor (24.). Dortmund schlingerte in dieser Phase.
Edin Terzic und Sebastian Kehl üben Kritik
Probleme machte vor allem die linke Seite. Linksverteidiger Ramy Bensebaini, von dem erstmals in der Startelf stehenden Giovanni Reyna allein gelassen, rauchte der Kopf angesichts der vielen gegnerischen Angriffe über seine Seite. „Wir haben dort Fehler gemacht, im Stellungsspiel, im kollektiven Verteidigen, das können wir besser machen“, meinte Kehl. Zumal auch der dritte Frankfurter Treffer durch einen Stellungsfehler von Bensebaini zustande kam, Fares Chaibi nutzte den sich im bietenden Raum. Für zusätzlichen Ärger sorgte, dass Julian Brandt den Ball zuvor durch einen Hackentrick verloren hatte, dies erzürnte Verteidiger Mats Hummels. Der Hackentrick „war die falsche Lösung“, kritisierte Terzic.
Es gab jedoch genauso positive schwarz-gelbe Ansätze. Vor dem ersten Dortmunder Tor passte Marius Wolf auf Stürmer Niclas Füllkrug, dieser legte auf Marcel Sabitzer ab. Der Mittelfeldspieler traf die rechte Ecke zum Anschlusstreffer (45.+1). In der Halbzeitpause stellte Edin Terzic dann auf zwei Stürmer um, nahm Reyna und Donyell Malen vom Platz, brachte Karim Adeyemi und Youssoufa Moukoko. Letzterer nutzte schon kurz nach der Einwechslung einen Abpraller gedankenschnell zum Ausgleich (55.). Das 3:3 von Julian Brandt entstand durch eine Flanke von Adeyemi von der linken Seite vor (82.). Dies tue ihm gut, sagte der Vorlagengeber.
Dortmund hofft jetzt, dass sich Mats Hummels von seinen Muskelproblemen und Gregor Kobel von seinem Schlag auf die Nase schnell erholen. Emre Can stand in Frankfurt nicht im Kader, weil sein Oberschenkel weiterhin schmerzte. Felix Nmecha habe als Vorsichtsmaßnahme eine Pause erhalten, berichtete Edin Terzic.
Schwere Englische Woche für den BVB
Schon knapp eine Stunde nach dem Schlusspfiff fuhr der Trainer mit seiner Mannschaft im Bus zurück ins Ruhrgebiet, um keine Zeit zu verlieren angesichts der kommenden Herausforderungen. Am Mittwoch muss die zweite Runde des DFB-Pokals gegen die TSG Hoffenheim überstanden werden. Dann kommt schon der FC Bayern ins Dortmunder Stadion.