Eine Stunde mit dem Auto liegt Wörgl von Mittersill, dem Trainingslager-Ort des FC Schalke 04, entfernt. Obwohl der Weg eine Berg- und Talfahrt ist, viele Serpentinen enthält und die Bedingungen tropisch waren, nahmen ihn viele mitgereiste Fans der Königsblauen auf sich und verfolgten den Härtetest gegen den italienischen Erstligisten US Salernitana. Mit großartigem Fußball wurden sie aber nicht verwöhnt. Ein Spiel ohne große Höhepunkte endete 0:0.
Das Unterhaltsamste an der ersten Stunde des Spiels waren nicht die ersten 45 Fußball-Minuten, sondern die anschließenden 15 Minuten Halbzeitpause, als die Stadionregie 80er Hits wie „Smooth Criminal“ und „Looking for freedom“ spielten. Auf dem Platz standen sich zwei Mannschaften in der Sommerhitze gegenüber, die in der kommenden Saison in ihren Ligen gegen den Abstieg spielen und überwiegend verteidigen werden.
Deshalb gab es zwar in der ersten Hälfte vier Ecken, zwei für jedes Team, und etliche Torschüsse. Aber es waren nur zwei richtig gute Chancen dabei, beide für Schalke: Marius Bülter lief in der vierten Minute allein aufs Tor zu, schoss den Ball aber in die Arme von Torwart Sepe Luigi. In der 43. Minute schoss Dominick Drexler nach toller Vorlage von Cedric Brunner in Luigis Arme.
Mehr passierte nicht, das Spiel war vor insgesamt 1850 Zuschauern nicht langweilig, aber eben auch nichts für Feinschmecker. Es fielen nur kleinere Dinge auf: Schalkes Trainer Frank Kramer sortierte sein Team in der ersten Hälfte im 4-3-3-System – ein Modell für die Saison? Sein Debüt feierte Abwehrchef Maya Yoshida, der in der vergangenen Saison mit Sampdoria Genua auf Salernitana getroffen war. Yoshida hinterließ einen guten, abgeklärten Eindruck, überzeugte auch durch punktgenaue Seitenwechsel. In der Defensive wurde er aber nicht allzu sehr gefordert. Ebenfalls auffällig: Im offensiven Mittelfeld fehlte Zugang Florent Mollet noch etwas die Bindung zu seinen Mitspielern. Oft führte er aussichtsreich den Ball, bekam aber den entscheidenden Pass nicht hin.
Ribery führte Salernitana als Kapitän auf den Platz
Und was machte eigentlich Salernitanas Altstar Franck Ribéry? Der inzwischen 39-Jährige führte sein Team als Kapitän auf den Platz, ließ aber nur selten alte Klasse aufblitzen. Schon in der ersten Trinkpause in der 20. Minute ließ sich der Franzose auswechseln und danach auf der Ersatzbank behandeln. Zur Pause stand es 0:0.
Trainer Frank Kramer entschied sich auch im fünften Vorbereitungsspiel dafür, die komplette Elf auszuwechseln. Dabei schonte er die Aufstiegshelden Thomas Ouwejan und Simon Terodde. Can Bozdogan, Amine Harit und Ozan Kabak, die nach Mittersill mitgereist sind, aber noch verkauft werden sollen, gehörten nicht zum Kader.
Trotz der zahlreichen Wechsel sahen die Fans auch nach der Pause kein anderes Spiel. In den Strafraum flog der Ball selten, die Torschüsse wurden nicht gefährlich, die guten Abwehrreihen dominierten. Doch über das fehlende Offensiv-Niveau ärgerte sich niemand – auf den Rängen war die Stimmung sogar harmonisch. Die Ultra-Fangruppen beider Teams sind befreundet, und auf einem Banner gratulierten die Italiener den Schalkern zum Aufstieg. „Beim Abstieg mit Euch getrauert, dieses Jahr gemeinsam gefeiert. Nun ist nicht nur unsere Freundschaft erstklassig“, stand darauf.
Noch am Abend fuhren die Schalker zurück nach Mittersill. Heute wird Zugang Alex Kral (kommt von Spartak Moskau) im Trainingslager erwartet. Und am Sonntag könnte er bereits sein Debüt feiern. Dann trifft Schalke im zweiten Test des Trainingslagers auf einen weiteren italienischen Erstligisten. Gegner ist Udinese Calcio (16.30 Uhr). Womöglich fallen dann auch Tore.