Aufsichtsratschef Clemens Tönnies hatte nach dem Debakel am Samstag einen schnellen Trainerwechsel ausgeschlossen. "Der neue Sportvorstand wird sich am Dienstag vorstellen und sich zur Lage äußern. Ich werde jetzt nicht Trainer aus- oder einstellen", sagte er zur Zukunft von Trainer Domenico Tedesco. Der neue Sportvorstand Jochen Schneider saß am Samstag an der Seite von Tönnies auf der Tribüne und soll am Dienstag offiziell als Nachfolger von Christian Heidel vorgestellt werden. Seine erste Amtshandlung könnte eine Trainerentlassung sein.
Nach Meinung von Stefan Effenberg (50) habe der Heidel-Nachfolger keine andere Wahl, als die Reißleine zu ziehen. "Ich bin überhaupt kein Freund davon, einen Trainer schnell zu entlassen", betont der Ex-Nationalspieler in seiner Kolumne für "T-Online" und fügt hinzu: "Auf Schalke ist es aber sicherlich so, dass den Verantwortlichen nichts anderes übrig bleibt."
Stevens und Büskens laut Effenberg "keine unsympathische Lösung"
Laut Effenberg habe der junge Schalke-Trainer entscheidende Fehler gemacht, die ihm nun zum Verhängnis werden. So sei innerhalb der Mannschaft keine intakte Hierarchie vorhanden. Dies habe der Trainer mit seinen gewagten Personalentscheidungen verursacht: "Tedesco hat erst Kapitän Höwedes abgegeben, die Kapitänsbinde an Fährmann weitergereicht – und auch den irgendwann aus dem Tor genommen. Dabei muss ein Kapitän und Führungsspieler unumstritten sein", sagt er. Tedesco habe zudem einen Führungsstab errichtet, der nahezu komplett aufgelöst wurde: "Der Mannschaftsrat vor knapp zwei Jahren bestand aus Fährmann, Goretzka, Höwedes, Naldo und Burgstaller. Drei der fünf Spieler sind weg, einer ist entmachtet. Und die Abschiede sind nicht unbedingt im Stile eines Topklubs verlaufen. Das alles hat dazu beigetragen, dass Unruhe reingekommen ist."
Bis zum Ende der Saison bevorzugt Effenberg einen Interimstrainer. Die "Bild" berichtet von einem möglichen Gespann, das aus Jahrhunderttrainer Huub Stevens und Ex-Spieler Mike Büskens bestehen soll. Dies wäre "keine unsympathische Lösung", betont der ehemalige Bayern-Kapitän.
Effenbergs Favorit für den Trainerposten auf Schalke ist Marc Wilmots. Die Schalker Mittelfeld-Legende arbeitete zuletzt als Nationaltrainer seines Heimatlandes Belgien und der Elfenbeinküste. Aktuell sucht der 50-Jährige eine neue Herausforderung. Zum richtigen Zeitpunkt, meint Effenberg: "Einen wie Wilmots musst du dahinsetzen. Einen, der im Trainingsanzug an der Seite steht und das Ding mit anschiebt. Einen, der mitmalocht. Wer auch immer Trainer wird: Ich kann ihm nur viel Erfolg wünschen – das wird eine Mammutaufgabe. Denn die Probleme bei Schalke liegen möglicherweise tiefer."
Autor: Martin Herms