Bei Vizemeister Schalke 04 hat sich die Partystimmung aus dem vergangenen Mai in Herbst-Blues verwandelt. Aus den Höhenfliegern der Vorsaison ist eine Keller-Mannschaft geworden. Nicht nur für das Team läuft es schlecht. Auch einige Spieler, die zuletzt noch wichtige Korsettstangen waren, sind abgestürzt.
Dass ausgerechnet Vize-Kapitän und Vorzeigeprofi Naldo seinen Platz in der Stammelf eingebüßt hat, ist die größte Überraschung bei den Königsblauen. Während Neuzugang Salif Sané (Hannover 96) bisher in allen Pflichtspielen dabei war und für Schalke insgesamt 1560 Minuten in Meisterschaft, Champions League und DFB-Pokal absolviert hat, kommt Naldo nur auf 882 Minuten Spielzeit in drei Wettbewerben. Zum Vergleich: In der Vizemeister-Saison spielte Naldo alle 34 Ligapartien durch und bestritt vier von fünf DFB-Pokalspielen komplett. Lediglich beim 2:0 gegen Dynamo Berlin fehlte der Deutsch-Brasilianer wegen einer Zerrung.
Jetzt befindet sich Naldo, der in dieser Serie sogar zum Vizekapitän aufstieg, in der Rolle des Herausforderers. „Das ist einfach so. Das gehört zum Fußball dazu. Der Trainer entscheidet, wer spielt“, sagt Sportvorstand Christian Heidel – und sieht in Naldos Stammplatzverlust keinen ganz ungewöhnlichen Vorgang.
Freiräume für Harit
Andere Spieler, die in der erfolgreichen letzten Saison eine größere Rolle gespielt haben, sind selbstverschuldet ins Abseits geraten. Franco Di Santo hat sich durch sein undiszipliniertes Auftreten beim 0:2 gegen Bayern, als er nach seiner Auswechslung mit Trainer Tedesco aneinander geriet, auf das Abstellgleis manövriert. Er kommt bisher nur auf vier Einsätze (Vorjahr: 30), erhält wegen der Personalsorgen im Angriff aber nun wieder eine Chance.
Auch Amine Harit, der in seiner Premierensaison zum „Aufsteiger der Saison“ gekürt wurde, sucht jetzt noch nach seinem Rhythmus. Der 21-Jährige kommt erst auf 425 Liga-Einsatzminuten. „Amine hatte eine harte Phase, war zwischendurch auch verletzt. Er braucht gewisse Freiräume, die wir ihm auch geben“, sagt Domenico Tedesco.
Autor: Thomas Tartemann