Koller: "Er war als Spieler ein richtiger Zehner, aber wir hatten am Ende meist die Nase vorn." In der Nationalmannschaft haben die beiden dann gemeinsam vor den Ball getreten, wobei Marcel Koller mit 55 A-Länderspielen seinem Kollegen (24 A-Länderspiele) auch hier etwas voraus hatte. Auch als Coach sind sie sich begegnet. Lucien Favre war Coach in Yverdon Sport, Marcel Koller von 1999 bis 2001 beim FC Wil. Und jetzt treffen sie sich am Samstag erstmals in der Bundesliga wieder.
Die Ausgangsposition könnte brisanter nicht sein. Denn sowohl Hertha BSC hinkt den immer hohen Erwartungen in der Hauptstadt hinterher. Wie der VfL, der den Sprung ins Mittelfeld bisher nicht geschafft hat. Kein Wunder, dass der Puls in beiden Lagern steigt, zumal die Unruhe von außerhalb von Tag zu Tag zunimmt. Und so hatte Koller es zu Wochenbeginn ganz eilig, das Thema Jan Lastuvka zu den Akten zu legen: "Ich mache hier keine Baustelle auf. Lastuvka wird spielen, er hat das Vertrauen der Trainer und der Mannschaft." Zuvor hatte der Tscheche in allen Medien nach dem entscheidenden Treffer zum 1:2 gegen die Bayern massive Kritik einstecken müssen.
Lastuvka: "Ich habe den Ball nicht gesehen, aber ich muss ihn trotzdem halten." Der Keeper wirkt gefestigt genug, um am Samstag in das Torwartduell mit seinem Vorgänger Jaroslav Drobny zu gehen. Der wird in Bochum von den Fans immer noch geschätzt. Koller: "Jan hat gut trainiert, ich habe keine Bedenken."
Der Coach hat sich die letzten Spiele der Berliner per DVD angesehen und stellt fest: "Ich kenne ihre Spielweise." Mit welchem Personal und mit welcher Taktik die Hertha aber aufläuft, ist noch offen. Koller: "Ich glaube, da hat sich mein Kollege noch nicht festgelegt."
Natürlich hat sich der Coach auch mit der mentalen Verfassung seiner Spieler beschäftigt, denn er weiß, dass sieben Spiele ohne Sieg seine Akteure schon im Kopf beschäftigen. Dennoch sieht der Schweizer die Gesamtsituation nicht so dramatisch wie vor Jahresfrist, als sich der VfL ebenfalls im Abstiegskampf befand: "Bis auf Stuttgart, wo wir nicht nach vorne gekommen sind, hätten wir in allen Spielen punkten können. Selbst gegen die Bayern war ein Remis möglich. Das unterstreicht doch, dass wir mithalten können."
Trotzdem steht der VfL vor einer richtungsweisenden Woche. In Berlin, dann am Dienstag das Pokalspiel gegen Alemannia Aachen - bei einem Sieg würden zusätzliche Einnahmen fließen, die man in der Winterpause wieder investieren könnte -, dann das Heimspiel gegen Wolfsburg. Dann wird klarer, wohin die Reise der Blau-Weißen in den nächsten Wochen geht.