Das Erstaunen war nicht eben klein, als eine Stunde vor Anpfiff des Spiels gegen den 1. FC Köln die Aufstellung von Borussia Dortmund zirkulierte: Auf der Ersatzbank des BVB waren nur sechs statt der erlaubten sieben Spieler aufgeführt. So groß war die Verletzungsnot, dass nicht einmal die erlaubte Kadergröße von 18 Spielern erreicht wurde. Schaden tat es am Ende nicht, der BVB gewann deutlich mit 5:0 (2:0).
Doch warum wurde der freie Platz nicht mit Jordan Sancho gefüllt? Jenem 17-jährigen englischen Top-Talent, den der BVB am letzten Tag der Transferperiode für knapp sieben Millionen Euro von Manchester City geholt hatte und der vor Wochenfrist in der U23-Mannschaft in der Regionalliga zum Einsatz gekommen war. Es wäre die ideale Gelegenheit gewesen, den neuen Mann an die Abläufe beim BVB rund um ein Bundesligaspiel zu gewöhnen.
„Der ist noch nicht spielberechtigt für die Bundesliga“, klärte BVB-Sportdirektor Michael Zorc auf. „Das wollen wir jetzt hinkriegen.“ Für die Bundesliga sind im Gegensatz zur Regionalliga einige Formalitäten mehr nötig, noch liegen nicht alle nötigen Dokumente vor. Für Hektik in Dortmund sorgt dies nicht, denn erstens ist es bei Transfers minderjähriger Spieler die Regel und daher für den BVB nicht unerwartet, dass sich das Prozedere etwas zieht. Und zweitens könnte Sancho auch noch gar nicht weiterhelfen. „Er hat noch ein bisschen Nachholbedarf“, sagt Zorc über den Angreifer, der nach seinem 45-minütigen Einsatz gegen den SV Rödinghausen schon mit den Kräften am Ende schien.
Sancho soll nun langsam herangeführt werden, ohnehin ist er erst mittelfristig als Verstärkung eingeplant. Daran ändert auch der momentane Engpass nichts: Neun Spieler fehlten dem BVB gegen Köln, darunter vier potenzielle Linksverteidiger. „Das ist schon eine kuriose Situation“, sagte Zorc dazu. „Insofern relativiert sich das im Moment zumindest ein wenig mit unserem vermeintlich zu großen Kader.“