Vor dem ersten Heimspiel in der Europa League gegen RB Salzburg (19 Uhr/Sport1) nahm der 53-Jährige die komplette Belegschaft mit. Heidel lud zur halbstündigen Analyse nicht nur Trainerstab und Spieler, sondern auch alle engen Klub-Mitarbeiter ein. Selbst Busfahrer und Zeugwarte waren dabei, als der Kaderplaner sachliche, aber überaus deutliche Worte fand.
„Es war alles andere als spektakulär“, sagt Heidel, „es ging darum, alle zu sensibilisieren.“ Heidel setzte auch etwas Technik ein, um für visuelle Untermalung zu sorgen. „Es war keine Power-Point-Präsentation. Das hört sich an wie ein Workshop. Ich habe zwei Dinge an die Wand geworfen.“ Bildlich, versteht sich. Der ehemalige Mainzer plauderte – nach Absprache mit Trainer Markus Weinzierl – etwas aus dem Nähkästchen, sprach von seinen Erfahrungen aus der Vergangenheit und erklärte Ralf Fährmann und Co., wie man mit solchen negativen Erlebnissen, von denen Schalke seit Wochen geplagt wird, umgeht. Heidel sagt: „Ich habe der Mannschaft auch gesagt: Was haben wir uns vor dem Start gemeinsam versprochen? Und was ist bis jetzt herumgekommen?“
Die Antworten bekam Christian Heidel nicht direkt bei dem Zusammentreffen, schließlich ging es nicht um eine Diskussion, bei der sich jeder einbringen sollte, sondern um klare Kante des königsblauen Frontmanns.
Heidels Worte wurden übersetzt
„Über Details spreche ich nicht“, blockt der Sportvorstand ab, dann aber schob er erklärend nach, „dass es sich um einen Appell gehandelt hat“. Heidel: „Alle haben sehr aufmerksam zugehört.“ Ob die Worte, die für die englisch- und spanischsprachigen Spieler auch übersetzt wurden, die Gehörgänge der Profis getroffen haben, wird sich gegen Salzburg und danach im Bundesliga-Heimspiel am Sonntag gegen Borussia Mönchengladbach zeigen. Dass Markus Weinzierl angesichts der ernüchternden Ergebnisse, die lediglich durch das starke 1:0 in der Europa League bei OGC Nizza aufgehellt wurden, am Boden ist, verneint Heidel.
„Ich habe nicht den Eindruck, dass Markus resigniert. Er ist sich der Situation bewusst und verzieht sich nicht in sein Schneckenhaus.“ Weinzierl selbst konterte Mutmaßungen, die Kommunikation zu Teilen des Teams sei nach einer langen Phase der Erfolglosigkeit abgekühlt. „Wenn ein Spieler ein Problem hat, kommt er zu mir. Meine Tür steht für die Jungs immer offen“, sagt der Trainer. „Ich halte es wie immer: So, dass ich mit den Spielern spreche.“
Dass angesichts der prekären Lage in der Bundesliga durch Christian Heidel eine besondere Maßnahme eingeleitet wurde, ist für den 41-Jährigen eine logische Konsequenz. „Es ist verständlich, dass man sich zusammensetzt und das Thema anspricht.“
Embolo-Tränen imponieren Heidel
Die Kritik an der Spieler-Mentalität, die ebenfalls mit Kalkül von Sportvorstand Heidel platziert wurde, wird ebenfalls nicht ohne Rücksprache mit Weinzierl erfolgt sein. „So eine Diskussion gibt es immer in einer Negativ-Phase. Da kann man anführen, dass die Mannschaft mehr machen muss. Genau das gibt es jetzt“, kommentiert der Ex-Augsburger gelassen.
Den zuletzt häufig kritisierten Spieler Breel Embolo lobt Heidel für dessen Mentalität, als dieser nach dem 1:2 in Hoffenheim in Tränen ausbrach. Heidel: „Seine Tränen haben mir imponiert.“ Markus Weinzierl weiß, dass es nach dem Rauschen der letzten Tage nun auf dem Rasen knallen muss. „Jeder hat kapiert, um was es geht“. sagt der Schalker Trainer.