Vielleicht war der ehemalige Schalker Lewis Holtby mit seiner Kritik am FC Ingolstadt doch ein Stück weit übers Ziel hinausgeschossen – das glaubt zumindest Johannes Geis. „Wenn man gegen die nicht gewinnt, regt man sich immer auf“, sagt Geis und spielt damit darauf an, was Holtby vor fünf Wochen nach dem 1:1 zwischen Hamburg und Ingolstadt vom Stapel gelassen hatte. „Eine ekelhafte Mannschaft“, seien diese Ingolstädter, hatte Holtby gezürnt: Die Spieler würden nur „herumblöken und sich fallenlassen.“
Starker Tobak – ein Frust-Foul von Holtby, denn sein HSV hatte sich an Ingolstadt die Zähne ausgebissen. Wie so viele andere auch. An diesem Samstag (15.30 Uhr) muss nun Schalke in Ingolstadt antreten, und dass dies eine äußerst unangenehme Aufgabe wird, weiß man spätestens seit dem Hinspiel in der Arena (1:1), als die Schanzer sich einen verdienten Punkt erspielten – nicht ermauerten. Obwohl Johannes Geis damals nur gesperrt zuschauen durfte, weiß er: „Das ist keine Mannschaft wie Darmstadt, die sich nur hinten reinstellt. Ingolstadt presst sehr gut, setzt Nadelstiche in der Offensive und ist damit gefährlich.“ Und Schalkes Trainer André Breitenreiter sagt: „Wer diesen Gegner vor der Saison klein geredet hat, der ist eines Besseren belehrt worden.“
Ecken und Freistöße vermeiden Dennoch tritt Schalke mit dem klaren Ziel in Ingolstadt an, dort drei Punkte mitzunehmen. Das liegt nicht nur daran, dass nach dieser Partie beim Aufsteiger drei Schwergewichte in Folge warten (Dortmund, Bayern, Leverkusen), gegen die das Siegen nicht eben leichter fallen wird. Sondern die Blauen haben auch Geschmack an der Tabellenkonstellation gefunden: Schalke ist aktuell Vierter – das wäre in der Endabrechnung der Qualifikationsplatz zur Champions League. Zwar mag niemand die Königsklasse als Ziel ausrufen, weil das nur wieder den Druck erhöhen würde, aber Geis sagt auch: „Wir haben uns jetzt den vierten Platz zurückerkämpft, und den wollen wir behalten. Deswegen ist es Pflicht, in Ingolstadt zu gewinnen.“
Trainer Breitenreiter hat jedenfalls einen Plan entwickelt, wie der Aufsteiger für Schalke zu knacken ist. „Wir haben eine höhere individuelle Qualität, aber wir müssen als Mannschaft auch besser sein“, betont der 42-Jährige. Gegen das Pressing der Schanzer hat er seinen Spielern Wege aufgezeigt, wo die Lücken zu finden sind, um selbst vors Tor zu kommen und die eigenen Offensivspieler in Position zu bringen. Und in der Defensive droht Schalke die größte Gefahr von den Standardsituationen: Auf diesem Weg erzielt Ingolstadt einen Großteil seiner Tore. Breitenreiter hält es für ein probates Gegenmittel, diese Standardsituationen lieber erst gar nicht aufkommen zu lassen – deswegen warnt er seine Spieler davor, unnötige Eckbälle zu verursachen oder überflüssige Fouls zu begehen. Auch Schalkes Trainer weiß: „Die Ingolstädter fallen manchmal schnell...“
Womit wir wieder beim Thema sind, dass dieser Aufsteiger ein ganz unangenehmer Gegner ist, einer mit Haken und Ösen. Aber so schlimm, wie Holtby es gesagt hat, empfindet es Schalke nicht. Geis drückt es doch mit mehr Respekt aus: „Die sind sehr clever in ihren Zweikämpfen, spielen mit ihren Mitteln. Das ist nicht schön anzusehen, aber völlig legitim.“