Nach der Pokal-Pleite gegen einen Viertligisten aus Berlin knöpfte sich Hoffenheims Trainer Markus Babbel seine Spieler vor. Die hatten sich mit einer lustlosen Leistung bis auf die Knochen blamiert. Markus Babbel empfing seine Versager mit einer gepfefferten Standpauke, anschließend rechnete der 1899-Trainer mit den desolaten Millionen-Stars in aller Öffentlichkeit schonungslos ab.
"Schockierend", "kollektiv versagt", "blutleer" - für das sensationelle 0:4 (0:3)-Debakel des Bundesligisten in der ersten DFB-Pokalrunde beim Viertligisten Berliner AK 07 fand Babbel deutliche Worte. Neuzugang Tim Wiese ärgerte sich auch am Sonntag nach dem Training noch über seinen völlig verpatzten Einstand: "Wir haben gegen einen Viertligisten vier Stück bekommen, das ist unter aller Sau", meinte der Keeper. Doch in Wirklichkeit war es noch viel schlimmer. Die Kraichgauer waren gegen die drei Klassen tiefer spielenden Berliner völlig chancenlos, wurden phasenweise sogar vorgeführt und waren mit dem Ergebnis noch gut bedient. Peinlicher geht es nicht.
Babbel verzweifelt an seiner Mannschaft
"Der Sieg des Berliner war auch in dieser Höhe absolut verdient. Und das Traurige daran ist, dass sie sich dafür nicht einmal besonders anstrengen mussten", sagte ein verzweifelter Babbel. Ein Satz, der treffender nicht sein könnte. So eine Leistung will sich der Trainer aber nicht bieten lassen, er kündigte harte Zeiten für die Profis an: "Wir können jetzt nicht einfach so zur Tagesordnung übergehen."
Härteres Training dürfte dem ein oder anderen Spieler nicht schaden, viele wirkten eine Woche vor dem Ligastart bei Borussia Mönchengladbach körperlich nicht fit. Doch der Knackpunkt der Pokalschlappe war der Kopf. "Mich hat besonders die Reaktion nach dem 0:1 geärgert: keine Einstellung, die Schultern hingen runter, wir haben uns gegenseitig angemault", monierte Babbel.
Während des Spiels hatte der Coach allerdings selbst kaum eine Regung gezeigt, geschweige denn versucht, seine schläfrigen Stars aufzuwecken. "Ich war auch etwas sprachlos, das muss ich ehrlich gestehen", verteidigte sich Babbel. Seine Rückkehr nach Berlin, wo er als Trainer von Hertha BSC nach der Lügen-Affäre mit Manager Michael Preetz im Dezember 2011 entlassen wurde, hatte er sich anders vorgestellt. "Berlin wird mir immer unsympathischer", sagte der Europameister von 1996.
"Berlin wird mir immer unsympathischer"
Auch für Tim Wiese war der Nachmittag besonders bitter. Bei seinem ersten Pflichtspiel im Hoffenheimer Tor dürfte er sich an das Vorjahr erinnnert haben, als er mit Werder Bremen in der ersten Pokalrunde ähnlich überraschend beim 1. FC Heidenheim gescheitert war. Den Gegentreffer zum 0:4 legte Wiese mit einem völlig missratenen Abstoß quasi selbst auf. "Wir haben alle desolat gespielt, ganz einfach. Wir müssen das Spiel erstmal sacken lassen, dann wird der Trainer schon die richtigen Worte finden. Ich glaube aber nicht, dass uns das Spiel aus der Bahn wirft", sagte der 1899-Kapitän bei Sky.
Während die Hoffenheimer schnell den Rückzug antraten, feierte der Außenseiter den Einzug in die 2. Pokalrunde wie eine Aufstieg. "Was für ein geiler Tag! Ich wusste, dass wir auf Augenhöhe spielen können", sagte ein selbstbewusster Doppeltorschütze Metin Cakmak (3. und 49.). Sein nächster Wunschgegner? "Bayern oder Dortmund - wir sind bereit." Die zwei weiteren Treffer vor nur 1468 Zuschauern im altehrwürdigen Poststadion schossen Justin Gerlach (31.) und Kevin Kruschke (40.).
Nach ihrem großen Triumph wollten die Helden bis zum Morgengrauen Party feiern. "Das wird sicher ausarten", meinte Abwehrspieler Hennig Lichte. Doch Trainer Jens Härtel gab grünes Licht für die Fete mit Schampus in einem Berliner Club: "Sie dürfen feiern, aber ohne mich. Wenn der Trainer dabei ist, wird es meistens nicht so lustig. Ich will nicht die Spaßbremse spielen."