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Nach Hertha-Abstieg
Unverständnis und Verwunderung

Hertha-Abstieg: Unverständnis und Verwunderung
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Die Hauptstadt als Fußball-Provinz: Durch den Abstieg von Hertha BSC Berlin ist Deutschland in Europa die einzige große Fußball-Nation ohne Erstliga-Klub aus der Hauptstadt.

Der tiefe Fall der "alten Dame" löste Verwunderung und Kopfschütteln aus. "Das ist schon betrüblich, wenn Berlin nicht mehr in der Bundesliga vertreten ist", sagte DFB-Präsident Theo Zwanziger.

Für "Kaiser" Franz Beckenbauer kam der Absturz der Berliner in Rekordtempo nicht aus heiterem Himmel: "Wenn ich Ansprüche stelle, und als Hauptstadt-Klub muss ich Ansprüche stellen, kann ich Spieler wie Woronin oder Simunic nicht so einfach abgeben", sagte Beckenbauer beim TV-Sender Sky.

Klaus Allofs (Foto: firo).

Auch bei anderen Klubs löste der Abstieg Reaktionen aus: "Die Bundesliga ist so ein gutes Produkt, dass die Hauptstadt dabei sein müsste", sagte Bremens Manager Klaus Allofs, der Trost spendete: "Ich denke aber auch, das Hertha BSC Berlin erster Anwärter auf die direkte Rückkehr in die Bundesliga ist." DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach sprach von einem "Verlust", der sportpolitisch schmerze, aber unwiderruflich sei. "Das ist das freie Spiel des Fußballs. Die Zeiten des Dirigismus sind zum Glück vorbei. Sie müssen sich aus eigenen Kräften nach oben arbeiten", sagt Niersbach und nannte das Beispiel von Zweitligist Fortuna Düsseldorf. "Auch die haben die Wende geschafft und sind wieder erfolgreich."

Unverständnis herrschte bei Andrej Woronin, der mit Berlin vor einem Jahr noch um den Titel spielte: "Die Bundesliga ohne Hertha BSC, das geht eigentlich nicht. Jede europäische Hauptstadt hat einen oder mehrere Erstliga-Klubs", sagte der Ukrainer jetzt in Diensten bei Dynamo Moskau der Berliner Zeitung: "Ich begreife nicht, warum es in einer großen aufstrebenden Stadt wie Berlin nicht genügend Geld gibt, um eine erstklassige Mannschaft aufzubauen."

Auch die Politik in Berlin reagierte enttäuscht: "Die deutsche Hauptstadt ohne Bundesliga-Fußball ist wie der Kudamm ohne Currywurst", sagte Sportausschuss-Mitglied Frank Steffel (CDU). Berliner Wirtschaft und die Politik sollten Voraussetzungen für den Wiederaufstieg schaffen. Tränen flossen bei Herthas Idolen aus den 70er Jahren. "Die Berliner sind sehr radikal, leben und sterben für Hertha. Heute ist wieder ein Stück gestorben", sagte "Hanne" Weiner, heute Inhaber der Hertha-Kneipe am Zoo. "Wenn man so viele Jahre lange mit dem Verein zu tun hat, ist das bitter", sagte Ex-Stürmer Karl-Heinz Granitza.

Nach dem fünften Bundesliga-Abstieg in der Klub-Geschichte kann in den Augen von Beckenbauer nur ein personeller Schnitt den raschen Wiederaufstieg ermöglichen. "In der 2. Liga weht einem ein rauer Wind. Da sind robuste Typen gefragt. Bei Hertha schienen zuletzt einige Spieler sehr zerbrechlich", sagte der "Kaiser". Dennoch traut Beckenbauer Manager Michael Preetz die schwere Aufgabe zu: "Da ist ein Mann wie Preetz gefragt, der die erste und zweite Liga kennt."

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