Bei der mündlichen Verhandlung am Montag ab 14 Uhr im Sitzungssaal 201 geht es um Zwanzigers Widerspruch gegen eine einstweilige Verfügung, die dem Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) untersagt, die Aufklärungsarbeit in der Affäre um Amerell und Schiedsrichter Michael Kempter mit den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche zu vergleichen. "Ich kann nur für unsere Seite sprechen. Ich denke, dass es zur Sachaufklärung Sinn macht, dass Herr Amerell persönlich erscheint", sagte Amerells Anwalt Jürgen Langer dem Sport-Informations-Dienst (SID).
Ob auch Zwanziger nach Augsburg kommt oder durch seinen Anwalt Christian Schertz vertreten wird, ist noch offen. Auf dem Prüfstand steht eine Aussage von Zwanziger während einer Pressekonferenz am 12. März. "Nur durch den Mut von Herrn Kempter konnten wir die Missstände aufdecken und können nun darauf reagieren. In anderen Bereichen dauert es bis zu 40 Jahre, ehe sich die Leute zu so etwas äußern", soll Zwanziger gesagt haben.
Dessen Anwalt hatte darauf hingewiesen, dass die jeweils zugrundeliegenden Sachverhalte nicht verglichen beziehungsweise gleichgestellt worden seien. Amerell hatte sich gegen Zwanzigers Aussage gewehrt und vom Gericht zunächst Recht bekommen. Die Äußerung verletze Amerells Persönlichkeitsrecht, weil sie sexuellen Missbrauch von Kindern mit einer "Beziehung zweier Erwachsener" gleichstelle, hieß es.
Demnach wurde Zwanziger die Aussage bei Androhung eines Ordnungsgeldes von bis zu 250.000 Euro verboten. Der Termin am Montag ist nur ein Teil im Rechtsstreit. Amerell will zivilrechtlich von Zwanziger bis zu 100.000 Euro Schmerzensgeld erstreiten, weil er durch die DFB-Veröffentlichungen vorverurteilt worden sei. Strafrechtlich hat Amerell Klage gegen Kempter und drei weitere anonyme Schiedsrichter wegen falscher eidesstattlicher Versicherungen erhoben. Im Gegenzug sieht sich Amerell der Klage von Kempter und einem Referee wegen sexueller Belästigung und Nötigung ausgesetzt.
Unterdessen muss sich Zwanziger vor dem außerordentlichen Bundestag am Freitag in Frankfurt/Main erneut mit Kritik aus den eigenen Reihen beschäftigen. Brandenburgs Verbandschef Siegfried Kirschen wirft der DFB-Spitze in der Schiedsrichter-Affäre Generalverdächtigung und schlechte Informationspolitik vor. "Man hat unter der Überschrift ´Strukturelle, personelle und inhaltliche Veränderungen im Schiedsrichterwesen´ den Bundestag angekündigt. Das bedeutet, dass das Schiedsrichterwesen in ganz Deutschland gemeint ist. Damit kann ich natürlich nicht einverstanden sein", sagte der Ex-Referee, der in der DDR spiele geleitet hatte, in der Sport Bild: "Man darf nicht plötzlich allen Schiedsrichter-Funktionären in Deutschland unterstellen, dass es solche Abhängigkeitsverhältnisse gibt, die sich ungesund auf die Arbeit mit den Schiedsrichtern auswirken."