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Vereine stehen vor organisatorischen Mammutaufgaben - „Gehaltswahnsinn wird einbrechen“

Foto: Michael Gohl
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Der Amateurfußball ruht weiterhin. Auch in der Oberliga Niederrhein ist die Welt nicht mehr so, wie sie vor der Corona-Krise einmal war. Die Gürtel müssen enger geschnallt werden, das steht für alle Klubs außer Frage. Einige Vereine hoffen auf die Solidarität von Mitgliedern und Sponsoren, andere senden bereits jetzt erste Hilferufe.

Schon in der vergangenen Woche meldete sich Jürgen Schick zu Wort. Der Vorsitzende der Sportfreunde Baumberg warnte: „Je länger die absolut sinnvolle Pause anhält, erschweren uns auch die verschobenen Kosten einen möglichen Neustart, wenn es wieder losgehen sollte.“ Ähnlich wie an der Sandstraße ist auch andernorts die Ungewissheit groß.

TuRU Düsseldorfs Ehrenpräsident Heinz Schneider fehlt persönlich vor allem der sonntägliche Weg zur Feuerbachstraße. „Jetzt sehen wir erst einmal alle, wie schön wir es doch vorher hatten. Zuhause hält man es nicht mehr aus. Ich gehe meine zehn Kilometer zur Firma jetzt ständig zu Fuß“, hat der Telefonbau-Unternehmer, der gerade seinen 75. Geburtstag gefeiert hat, eine Alternative zum Tennissport gefunden.

„An eine solche Situation kann ich mich nicht erinnern. Wir sind traurig, uns fehlt die Kameradschaft. Bei TuRU sind alle in Mini-Jobs beschäftigt, daher können wir keine Kurzarbeit beantragen“, so Schneider. Die Mannschaft absolviert ein individuell ausgerichtetes Trainingsprogramm von zuhause. „Natürlich laufen die Verträge weiter und wir zahlen aktuell ganz normal“, hofft der Unternehmer noch auf eine Fortsetzung der Saison. „Wie schlimm wäre ein Abbruch nur für den SV Straelen, der dann ganz dumm dastehen würde? So eine tolle Saison gespielt, so bemüht aufzusteigen, alles eventuell annulliert“, denkt Schneider auch an die Ligakonkurrenten, für die noch Entscheidungen auf sportlicher Ebene bevorstünden. „Die Situation ist natürlich für alle total tragisch“, legt Schneider das Hauptaugenmerk aber auf die Gesundheit der Bevölkerung.

Spieler des VfB Hilden verzichten auf Gehalt

Ähnlich sieht es Maximilian Kulesza. Der erste Vorsitzende des VfB Hilden kann allerdings ganz stolz berichten: „Unsere Spieler haben auf einen Teil ihres Gehalts verzichtet. Alle zeigen sich solidarisch und da bedurfte es nicht einmal langer Gespräche. Für viele war das selbstverständlich“, lobt der Geschäftsführer eines Inkassounternehmens den eindrucksvollen Zusammenhalt seines Teams. „Die halten Skype- und Instagram-Konferenzen, hören dazu „Malle“-Musik und haben mega-viel Spaß“, freut sich Kulesza.

Trainingspläne von Marc Bach werden aber auch befolgt. So müssen die Spieler jeden zweiten Tag eine bestimmte Anzahl an Kilometern laufen. Vielmehr betont der Unternehmer aber, dass durch die Krise der „Gehaltswahnsinn in der Oberliga zum Glück einbrechen wird. Es wird eine kleine Zäsur sowohl in der Ober-, als auch in der Regionalliga geben. Es bleibt spannend, wer die Situation überleben wird“, erwartet Kulesza eine Vielzahl an Vereinen, die in arge Finanznot geraten könnten.

Beim VfB Hilden hofft man auf eine Unterstützung, die NRWs Staatssekretärin für Sport und Ehrenamt, Andrea Milz, vor wenigen Tagen in Aussicht gestellt hat. Zehn Millionen Euro sollen demnach zur Verfügung gestellt werden. „Bei der NRW-Soforthilfe gilt es allerdings nur, wenn bislang 50 Prozent der Einkünfte durch den wirtschaftlichen Teil finanziert wurden. Das käme für 80 Prozent der Oberliga-Vereine sicher nicht in Frage. Da leben viele mehr von Beiträgen und Spenden“, sieht Kulesza Schwierigkeiten, hier auf eine schnelle Unterstützung hoffen zu können, wenn für Vereine ähnliche Voraussetzungen notwendig wären.

Ratingen ist strikt gegen einen Abbruch

Eben dieses Hilfsangebot spricht auch Jens Stieghorst an. „Der angekündigte Zuschuss der Landesregierung muss genau geprüft werden. Mit Frau Milz haben wir eine sehr fähige Staatssekretärin in NRW. Unter Umständen hoffen auch wir, die Förderung in Anspruch nehmen zu können“, so der langjährige Vorsitzende von Ratingen 04/19. Stieghorst hat vor allem seine 26 Jugendteams im Blick. „Wir warten auf den Fußballverband Niederrhein und die Info, wann wir mit der Wiederaufnahme des Trainingsbetriebs rechnen können. Wenn das gesundheitliche Risiko gering ist, bin ich strikt gegen einen sofortigen Abbruch der Saison“, lautet das Fazit des Immobilien-Unternehmers. „Natürlich haben auch wir schon ein paar Kündigungen von Sponsoren erhalten. Aber ich bin optimistisch genug um behaupten zu können, dass Ratingen 04/19 so gut aufgestellt ist und wir zu 100 Prozent durchkommen werden.“

Wie die Saison noch zu Ende gespielt werden kann, daran scheiden sich aktuell noch die Geister. „Der Verband muss sich jetzt mit allen Szenarien auseinandersetzen. Im Profibereich hat man den Juni quasi schon zum Spielmonat gemacht. Vielleicht trifft das auch für uns zu. Allerdings können wir uns nicht ständig Englische Wochen leisten. Das ist im Amateurfußball organisatorisch nicht praktikabel“, schließt Stieghorst eine Alternative vorzeitig aus. „Wichtig für uns ist der Solidargedanke in Ratingen. Wir appellieren an unsere Mitglieder, uns weiterhin zu unterstützen.“

Egal wie und wann, am Ende haben alle einen Wunsch, den Maximilian Kulesza klar formuliert: „Der Verband soll jetzt möglichst eine schnelle Entscheidung präsentieren und uns alle nicht noch lange warten lassen“, wendet sich der Vorsitzende der Hildener an die Funktionäre. Mit der Entscheidung aus Duisburg werden, egal wie sie ausfällt, mit Sicherheit nicht alle zufrieden sein.

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