Oguzhan Can

SGW: Nur einige unruhige Tage

Innerhalb von wenigen Tagen erklärten die Aufsichtsratsmitglieder Lukas Bennemann und Christof Wieschemann ihren Rücktritt, kurz darauf zog sich das Hamburger Startup Haalo GmbH aus der vereinbarten Kooperation zurück. Mit dem Unternehmen aus der Hansestadt sollte es dem Fußball-Regionalligisten gelingen, auf lange Sicht zu einem finanzstarken Verein zu werden und so die Rückkehr in den Profifußball zu schaffen. Auslöser dieser einzelnen Schritte war nach Informationen dieser Zeitung ein massiver Streit in der Vereinsführung.

Dieser Dissens innerhalb des Aufsichtsrates hat die Mitglieder und Fans des Traditionsklubs stark verunsichert. Lange herrschte Ungewissheit darüber, ob und wie es mit den Schwarz-Weißen weitergehen solle. Wir sprachen mit Oguzhan Can, dem Aufsichtsratsvorsitzenden, über die aktuelle Situation im Verein, den Stand mit Haalo nach der einseitigen Kündigung des Vertrages sowie über neue Partner.

Herr Can, in den vergangenen Tagen war es recht ruhig rund um den Verein. Täuscht dieser Eindruck? Oguzhan Can: Nein, das ist schon richtig. Im Grunde hatten wir nur einige Tage, in denen hier Unruhe herrschte. Das hat sich schnell wieder gelegt.

Warum? Oguzhan Can: Es ging ja vornehmlich um den einseitigen Rückzug von Haalo. Deren Rückzug wir heute noch bedauern. Das Vereinsleben war von der Kooperation bis dato unberührt. Wir konzentrieren uns jetzt auf unser Tagesgeschäft und dafür ist unabdingbar Ruhe im Vereinsumfeld zu haben.

Sie haben allerdings auch zwei Aufsichtsratsmitglieder verloren. Gibt es für Christof Wieschemann und Lukas Bennemann bereits Ersatz? Oguzhan Can: Bisher sichtet der Verein die Bewerbungen und schaut, ob die Person zu uns passt. Wir legen keinen Wert darauf, ob jemand liquide Mittel mitbringt, sondern eher darauf, dass er Ahnung vom Geschäft hat. Im Idealfall verfügt derjenige über ein entsprechendes Netzwerk, das dem Verein zugute kommt. Das ist allerdings keine Voraussetzung.

Die Realität sieht allerdings anders aus. Wie ist das Stimmungsbild bei Ihnen und im Aufsichtsrat? Oguzhan Can: Wenn Sie auf die gescheiterte Kooperation anspielen: Das hallt natürlich noch nach. Und wir suchen weiter nach der Normalität. Allerdings sieht das so aus, dass wir nach vorne schauen und hier und da mit potenziellen Partnern verhandeln.

Wie ist der Stand mit Haalo? Oguzhan Can: Es ist ein laufendes Verfahren, das in Zusammenhang mit einer juristischen Prüfung steht und in dem alle Seiten um eine gütige Einigung bemüht sind. Aus diesem Grund werde ich dazu keine Auskunft geben. Nur so viel: Wir stehen – wie wir es bereits schriftlich mitgeteilt haben – weiterhin zu der Kooperation.

Und nebenbei suchen Sie nach anderen Partnern. Ist das mit dieser Vorgeschichte nicht furchtbar anstrengend? Oguzhan Can: Es ist schwierig, aber keinesfalls unmöglich. Wir verhandeln mit einem großen Sponsor und mit vielen kleineren. Natürlich möchten vor einem Vertragsabschluss alle wissen, wie es hier weitergeht. Die Zeit wird zeigen, wie sich die Gespräche entwickeln.

Und? Oguzhan Can: Ich kann es noch einmal bekräftigen: So lange ich hier bin, wird es kein Ende geben. An dem Verein hängt zu viel. Das habe ich in den Gesprächen auch so gesagt. Ich habe alles im Griff, auch wenn das nicht so aussieht.

Und umgekehrt hängt der Verein an Ihnen. Oder besser gesagt: an Ihrer Zahlungsbereitschaft. Oguzhan Can: Im Moment ist das so, ja. Unser Ziel ist, dass wir das bald ändern und uns breiter aufstellen.

Handelt es sich bei dem Geld um ein Darlehen oder um ein Geschenk? Oguzhan Can: Es gibt einen Darlehensvertrag mit banküblichem Zinssatz.

Und was passiert danach? Machen Sie weiter? Oguzhan Can: Wissen Sie – vor drei Monaten saßen wir hier und haben eine Kooperation verkündet. Und Haalo hat davon geredet, dass wir in die Bundesliga aufsteigen wollen. Jetzt sprechen wir darüber, ob es mit dem Verein weitergeht, was übrigens der Fall ist. Nur kann ich jetzt noch nicht sagen, was bis zum kommenden Sommer passieren wird. Bis dahin ruhe ich mich natürlich nicht aus. Wir wollen den Fortbestand des Vereins sichern.

Autoren: Dominik Hamers und Ralf Ritter