Duell mit SGW

RWE will einen Sieg - egal wie

Man muss den Tatsachen ins Auge sehen: Der Sommer, der scheinbar nie enden wollte, verabschiedet sich gerade und mit ihm die Euphorie bei Rot-Weiss Essen, die der fulminante Saisonstart ausgelöst hatte. Doch während der Herbst unweigerlich vor der Tür steht, hat es der Fußball-Regionalligist, der mittlerweile auf Rang neun durchgereicht wurde, selbst auf dem Fuß, für wärmeres Klima an der Hafenstraße zu sorgen. Am besten schon am Sonntag (14 Uhr, Lohrheide) beim Klassiker gegen die kleine RWE-Filiale SG Wattenscheid 09. „Wir müssen einfach mal wieder gewinnen – egal wie“, weiß RWE-Coach Karsten Neitzel um die schnellen Umschwünge. Fußball kann manchmal so einfach sein.

Der RWE-Trainer lernt momentan eine neue Situation kennen. Die Schulterklopfer haben sich mehr oder weniger verzogen, gefühlte „80 Prozent“ der Reaktionen seien negativ. Womit Neitzel umgehen kann. Erst bei denen, die die Saison schon wieder für beendet erklären wollen, gerät er in Rage: „Wenn ich als Trainer diese Einstellung in die Kabine transportieren würde, könnte ich gleich nach Hause gehen.“ Natürlich weiß er, dass die Intention, die Euphoriewelle „hegen und pflegen“ zu wollen, nun dahin ist. Aber, er sagt auch: „Die Mannschaft hat ja nicht komplett versagt.“ Und die wohlwollenden Reaktionen der Zuschauer, die nach dem Viktoria-Spiel in der Kurve verweilten, wären auch Ansporn genug, weiterhin das Bestmögliche aus der Situation zu machen – wenn es auch wohl nicht mehr Rang eins lauten könne.

Beim Vorhaben in Wattenscheid steht nun die „verflixte Sechs“ im Raume. Seit nunmehr sechs Partien wartet Rot-Weiss auf den nächsten Dreier. Und: Seitdem auf der Wattenscheider Bank Farat Toku das Sagen hat, seit 2015 nun, hat RWE gegen den Nachbarn nicht mehr gewonnen – auch schon mittlerweile wieder sechs Spiele.

Absturz in Zweistelligkeit soll verhindert werden

In Wattenscheid hat man zur Zeit nicht nur sportliche Probleme, es rumpelt auch außerhalb gehörig. Nachdem sich ein großer Sponsor mit lautem Getöse vorgestellt hatte und den Traditionsklub nicht weniger als „in die Weltspitze“ führen wollte, sich aber schon ebenso laut wieder verabschiedet hat, ist auch die SG 09 mittlerweile auf Normalmaß geschrumpft. Aber dicht hinter Rot-Weiss, so dass man bei einem Sieg sogar die Tabellenränge tauschen würde.

Die Gäste wollen auf jeden Fall den Absturz in die Zweistelligkeit verhindern, die Hoffnung heißt Marcel Platzek. Seit Mittwoch befindet sich der Torjäger wieder im Mannschaftstraining – und der Fuß zeigt bislang keine Reaktion. Da könnte es für Rot-Weiss von Vorteil sein, dass die Partie erst am Sonntag angepfiffen wird. Jeder Tag zählt auf dem Weg zum Comeback. Zwei Trainingseinheiten am Freitag und Samstag sollten darüber Aufschluss geben, ob es für einen Einsatz von Beginn an reicht.

Auch bei der zentralen Position ist wieder Land in Sicht: Cedric Harenbrock hat in zwei Wochen seine Abschlussuntersuchung und wird dann wieder voll ins Training einsteigen. Vielleicht kommt der Sommer doch noch mal zurück – wenigstens an die Hafenstraße.

Autor: Ralf Wilhelm